Sehenswert: “FIFA – Das Foulspiel der Mächtigen”

UnbenanntAktuell findet in Zürich der außerordentliche FIFA Kongress statt. Am Vormittag wurde dort bereits ein Reformpaket verabschiedet, das unter anderem eine Gewaltenteilung, die Entmachtung des zuvor allmächtigen FIFA-Präsidenten, die Offenlegung der Spitzengehälter sowie Integritäts- und Eignungschecks für alle Mitglieder des neuen IFA-Aufsichtsrats, der in Zukunft das so mächtige Exekutivkomitee ersetzt, beinhaltet. Nachmittags wird dann der Nachfolger des suspendierten FIFA Präsidenten Sepp Blatter gewählt. Zur Auswahl stehen insgesamt fünf verschiedene Kandidaten. Ich erspare mir an der Stelle, näher auf diese einzugehen. Auch wenn der neue Präsident mit etwas weniger Macht ausgestattet sein wird, bleibt die FIFA aufgrund ihrer Monopolstellung  innerhalb des Weltfußballs, eine Spielwiese für die Reichen und Mächtigen des Fußballs – daran wird auch das neue Reformpaket nichts ändern.

Passend dazu, lief diese Woche bei ZDF-Zoom ein interessanter Report über die Machenschaften und Aussichten bei der FIFA.

Hier geht´s zur Doku: FIFA – Das Foulspiel der Mächtigen 

An dieser Stelle noch der Hinweis auf eine interessante Sendung heute Abend in 3sat. Ab 21:00 Uhr  berichtet das Wirtschaftsmagazin “makro” über die “Geldmaschine Fußball”:

Fußball ist unbestritten die weltweit führende Sportart und ein wichtiger internationaler Wirtschaftsfaktor. Am 26. Februar wird der neue Präsident des Weltfußballverbandes FIFA gewählt.

Die FIFA ist der Dachverband des Fußballs. Er organisiert die Fußballweltmeisterschaften. Hier sind Milliarden im Spiel. Etwa 90 Prozent ihrer Einnahmen generiert die FIFA aus dem Verkauf der Fernseh-, Marketing-, Ticketing- und Lizenzrechte für die Fußball-WM. 

Mit der Fußballweltmeisterschaft 2006 im eigenen Land erreichte die Begeisterung für den populärsten Sport in Deutschland eine neue Dimension. Adidas, der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt, verzeichnete durch das Sommermärchen deutliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen. Und seit dem WM-Sieg 2014 und dem vierten Stern sind die Trikots des Deutschen Nationalteams der Verkaufsschlager. Doch Skandale um DFB und Fifa sowie Sportriese Nike setzen die Firma aus Herzogenaurach unter Druck.
England ist die Wiege des Fußballs und die Englische Premier League die umsatzstärkste Liga der Welt. Ab 2016 profitieren die 20 Klubs der Premier League von einem neuen wirtschaftlich sehr lukrativen TV-Vertrag. Er bringt den Vereinen insgesamt rund neun Milliarden Euro aus nationaler und internationaler Vermarktung für drei Spielzeiten – so viel wie in keiner anderen Liga. Allein an Fernsehrechten bekommen gute Zweitligisten in England dann so viel Geld wie Bayern München.

Sehenswert: Istanbul United

istanbul-united_454981Das Fanprojekt Kaiserslautern zeigte in Kooperation mit dem Union Studio für Filmkunst am vergangenen Samstag die Dokumentation „Istanbul United“.  Eingeladen war eigentlich noch Oliver Waldhauer – einer der beiden Regisseure. Leider musste er jedoch kurz vorher absagen. Schade, wäre mit Sicherheit eine spannende Diskussion gewesen.

Aber auch so hinterließ der Film ziemlich Eindruck. Aus einer spontanen Idee der Regisseure Farid Eslam und Oliver Waldhauer wurde eine 90 minütige Dokumentation, die nur durch ein Crowd-Funding realisiert werden konnte. Interessant hierbei ist, dass die meisten Interviews und Szenen erst nach dem Start des Crowd-Fundings zu Stande kamen.

Im Mittelpunkt des Films stehen die Gezi-Proteste und die Beteiligung der Fans der drei Istanbuler Vereine – Fenerbahce, Galatasaray und Besiktas. Dazu kommen Ultras aus den Gruppen „Vamos Bien“ (Fenerbahce), Ultraslan (Galatasaray) und Carsi (Besiktas) zu Wort. Anfänglich wird vor allem die Sichtweise der Ultragruppen auf die Gezi-Proteste und die türkische Gesellschaft im Allgemeinen verdeutlicht.  Es wird aber auch immer wieder versucht die Ultra- und Fußballkultur in der Türkei anhand minutenlanger Szenen aus den jeweiligen Stadien darzustellen. Die Regisseure schaffen so ein packendes Bild über die fanatischen Anhänger der Clubs, das durch die Interviews mit reichlich persönlichen Statements gefüllt wird. Es gelang sogar einen der Führungsköpfe der Gruppe Carsi von Besiktas zu interviewen.

Die eigentliche Beteiligung der rivalisierenden Ultras an den Gezi-Protesten wird durch teilweise erschreckende Bilder von Polizeigewalt rund um die Räumung des Geziparks dargestellt, kommt aber vor allem inhaltlich etwas zu kurz. Gerade die Position, die von „Istanbul United“ – also der Vereinigung der Fans der drei Vereine – in den Protesten eingenommen wird, wird wenig beleuchtet. Wäre aber auch zu viel verlangt, denn im Mittelpunkt steht eher die Tatsache, dass es geschafft wurde, die gegenseitige Rivalität für eine gemeinsame Sache abzulegen.  Sinnbildlich dafür stehen die Gesänge „Schieß doch, Schieß doch, Schieß doch dein Tränengas. Wirf den Knüppel weg, zieh den Helm aus. Dann sehen wir wer der Boss ist“ oder „Schulter an Schulter gegen den Faschismus“, die bei den Protesten gemeinsam gesungen wurden, und auch jetzt noch in den Stadien der drei Vereine zu hören sind.

Den Machern ist ein wirklich eindrucksvoller Film über die Fankultur sowie über die gesellschaftliche Lage in der Türkei gelungen. Allen, die sich für Fankultur und gesellschaftlichtspolitische Probleme interessieren, kann man den Film nur ans Herz legen.

Hier geht’s zum Trailer: Klick

Hier noch ein paar Hintergrundinformationen zu den Gezi-Protesten in der Türkei und der Beteiligung der Ultras: Klick

ZDFzoom: Unsere Amateure – Echte Profis

Aktuell wird in Brasilien der “hochmoderne” Profifußball zur Schau gestellt. ZDF Zoom hat vor wenigen Wochen mit der Reportage “Unsere Amatuere – echte Profis” gezeigt, wie sehr der Amateurfußball mittlerweile gegenüber dem Profigeschäft in Bedrängnis geraten ist.

Die Doku offenbart wie speziell der DFB dieses Problem in den letzten Jahren forciert hat.

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Das Fußball-Imperium

Krumme Geschäfte im Namen des Fußballs. So könnte man die Dokumentation “Das Fußball – Imperium” aus der Reihe ZDF-Zoom, die diese Woche ausgestrahlt wurde wohl am besten in einem Satz beschreiben. Anhand verschiedener Recherchen versucht die Doku etwas Licht ins Dunkel der FIFA zu bringen.Dabei geht es neben der allseits bekannten Korruption, vor allem um Phänomene, wie Kolonalherrschaft und moderne Sklaverei. Der Bericht schafft es auf eine interessante Weise, die Methoden der FIFA zu hinterleuchten und zeigt anhand der aktuellen WM-Standorte, wie die FIFA Menschen- und Grundrechte verletzt.

Hier geht es zur Reportage in der ZDF Mediathek!

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Auch in UdH Ausgabe# 98 berichteten wir schon über die FIFA und deren hauseigenen Vorstellung vom Produkt Fußball.