Einige Gedanken zum Thema “Ausgliederung”
Ein Gespenst geht um am Betze, das Gespenst der Ausgliederung. So oder so ähnlich könnte man einen solchen Text beginnen, der sich mit einem sehr heiklen Thema befasst, das – anders als die obige Zeile historisch konnotiert – nicht zu mehr Freiheit und Demokratie, sondern in diesem Fall eher zu weniger Mitbestimmung und Demokratie im Verein führen könnte.
Dieses Thema ist die Herauslösung der Profi- bzw. Lizenzspielerabteilung aus dem e.V. (eingetragener Verein) in eine Kapitalgesellschaft. Was bei vielen Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga mittlerweile längst geschehen ist, könnte demnächst auch bei uns am Betze Realität werden. Nachdem bereits Mitte der 2000er unter Rene C. Jäggi und auch danach in der Kuntz-Ära das Thema Ausgliederung auf die Tagesordnung kam – einige können sich sicher noch gut an die Jahreshauptversammlung erinnern -, man sich in letzter Konsequenz dann doch nicht an eine Umsetzung machte, wollen die Herren Gries und Klatt es nun (noch einmal) selbst probieren. Dabei spielen sie natürlich die Karte des Erfolges und Ködern alle FCK-Fans und Mitglieder mit dem schönen Ziel 1. Bundesliga. Laut Vorstand würde es unser Verein jedoch nur wieder hoch schaffen, wenn wir einen Investor an Land ziehen würden. Dazu bedürfe es einer Ausgliederung der Profiabteilung. Denn wie Gries jüngst in der Rheinpfalz verkündete, hat ein Investor „rein rechtlich … keine Möglichkeit, Anteile am eingetragenen Verein zu erwerben“. Demnach könnte ein solcher Investor „nur Sponsoring oder Fremdkapital zur Verfügung stellen“. Der Vorstand, so Gries, suche jedoch „einen strategischen Partner, der mit uns eine Partnerschaft eingeht, mit seinem Kapital den Weg mit uns bereitet, um die erste Liga zu erreichen“. Was man den Herren Klatt und Gries zu Gute halten muss – und das haben die vorherigen Vorstände versäumt – ist die offene und ehrliche Kommunikation nach außen und auch die Partizipationsmöglichkeit an diesem (vorbereitenden) Prozess. Die Vereinsführung hat dazu nämlich einen Arbeitskreis gegründet, in dem neben den Vorständen Thomas Gries und Michael Klatt, der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolai Riesenkampff, ein Mitglied des Ehrenrates sowie fünf Vereinsmitglieder sitzen. Außerdem können sich FCK-Mitglieder zu den Treffen anmelden und an jedem Ende der Sitzung Fragen stellen.
Soweit die Fakten. Nun zu (m)einer fan- bzw. mitgliedskritischen Sichtweise. Ja, sicherlich stellt eine Ausgliederung in der heutigen Zeit einen wichtigen Faktor zur Herstellung einer Wettbewerbsfähigkeit im Kapitalgeschäft Bundesliga dar, doch sollte dies niemals zu Lasten der Mitbestimmung seitens der Mitglieder im Verein gehen. De facto aber kommt eine Ausgliederung einer Beschneidung der Mitgliedermitbestimmungsrechten gleich. Auch wenn die 50+1 Regel (noch) greift und ein möglicher Investor damit niemals die Mehrheit an Stimmen haben kann, bedeutet dies trotzdem, dass die Stimmenverteilung ungleicher und damit undemokratischer wird. Man muss sich das so vorstellen: In einer GmbH z.B. wäre dann der Investor Anteilseigner sowie der FCK. Der FCK hätte maximal 49 % der Stimmanteile und der FCK 51%. Man müsste sich als „Verein“ also gegen einen „Partner“ behaupten, der ganz andere Interessen als die Vereinsmitglieder besitzt. Z.B. wenn es um Vermarktung oder ähnliches geht – Beispiel: Name des Stadions oder ähnliches. Man begibt sich mit einer Ausgliederung nicht nur in eine demokratische Ungewissheit, sondern auch in eine wirtschaftliche Abhängigkeit von einem oder mehreren Investoren. Negativbeispiel ist hierbei sicherlich der TSV 1860 München. Nicht nur, dass Hasan Ismaik gewiss nicht vor seinem Einstieg überhaupt etwas vom TSV 1860 gehört hat und ihm die Interessen des Vereins und der Fans/Mitglieder völlig egal sind – da sie nämlich im Widerspruch zu seinen rein kapitalorientierten stehen -, sondern auch, dass man nämlich – sollte sich mal ein (oder der einzige) Investor zurückziehen – auf einen nächsten Investor angewiesen wäre – Suche und Findung vorausgesetzt. Solch ein Szenario könnte ganz schnell in eine Insolvenz oder in eine wirtschaftliche Talfahrt münden. Denn bei einem Investorenmodell (speziell bei einer AG) sinkt das Eigenkapital – der BVB hält z.B. nur ca. 5% des Kapitals an der BVB AG –, das im Falle eines Investorenausstiegs oder beim Fallen der Aktie wenig finanziellen Rückhalt bieten würde. Natürlich ist dies ein sehr krasses Szenario – aber man muss im kapitalorientierten (Fußball) Geschäft mit allem rechnen – Gewinnen – Krisen – Verlusten und Insolvenzen. Ich möchte an dieser Stelle jedoch auch fairerweise anmerken, dass es durchaus Investoren geben kann, die sich der Sache des Vereins und der Fans verschreiben können und sich die Wahrung der Identität des Vereins als Investorenaufgabe machen können. Z.B. wenn man es schafft, einen Investor aus der Region an Land zu ziehen, der sich mit dem FCK zu einhundert Prozent identifiziert – das dürfte jedoch keine einfache Aufgabe sein.
Noch steht uns eine Ausgliederung nicht direkt bevor. Dazu bedarf es einer außerordentlichen Mitgliederversammlung (die laut Gries auch einberufen werden soll). Diese könnte durch Wahrung einer einmonatigen Frist zur Einladung durch den Vorstand einberufen werden. Gewiss geschieht dies aber in Rücksprache mit dem Arbeitskreis „Ausgliederung“. Bis dahin wird noch genug Zeit sein, sich kritisch und rational mit dem Thema auseinanderzusetzen, um letztlich eine bewusste Entscheidung im Sinne des FCK zu treffen. Dabei muss man letztlich wohl abwägen, ob man wettbewerbsfähig bleiben oder ob man die größtmögliche Mitbestimmung im Verein erhalten möchte. Ein Modell der beides sicherstellt, gibt es auf dem Papier leider nicht. Dies würde letztlich vom jeweiligen Investor abhängen.
Um sich etwas weiter mit dem Thema zu beschäftigen, hier noch ein paar interessannte Links:
Zur Ausgliederung beim FCK:
Fan-Initiative “1.FCK – E.wig V.ereint”
http://www.rheinpfalz.de/nachrichten/titelseite/artikel/fck-auf-brautschau/
Zur Ausgliederung allgemein: