Fußball-WM 1978 in Argentinien: WM-Sieg unter Folter

UnbenanntDie Sendung “Sport Inside” ist bekannt für kritischen, hinterfragenden Sport-Journalismus und wirft dabei auch gerne mal einen Blick auf längst Vergangenes. So strahlte das WDR im Rahmen von “Sport Inside” vor kurzem eine Reportage über die Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien aus. Gerade für die jüngeren Leser/innen ist es interessant zu erfahren, was dort damals vor sich ging.

Argentinien befand sich während der WM unter der Herrschaft einer Militärdiktatur, die sich zwei Jahre zuvor, am 24. März 1976, an die Macht putschte. Trotz tausender verschwundener Regimegegner/innen, darunter viele junge Studenten und Studentinnen, stellte sich für die FIFA nicht die Frage, die WM Argentinien zu entziehen.

Damals wie heute vergibt die FIFA Weltmeisterschaften an Staaten, die bewusst und offenstichtlich Menschenrechtsverletzungen begehen. Gerade die WM-Vergabe an Katar, wo Arbeitssklaven den Bau der WM-Stätten immer wieder mit ihrem Leben bezahlen müssen, oder die Vergabe an Russland, wo staatliche Unterdrückung gegen Homosexuelle an der Tagesordnung ist, sind Beispiele dafür, dass die FIFA kein Problem damit zu haben scheint, Geschäfte mit autoritären Regierungen zu machen. Kritik weist die Fußballweltorganisation mit ihrer apolitischen Grundhaltung ab. Sie macht es sich damit einfach und gibt sich unpolitisch. Doch ihr Wirken ist alles – außer unpolitisch.

Mit WM-Vergaben an Länder wie eben Katar oder Russland, aber auch Deutschland, unterstützt sie dadurch diese Regierungen in ihrem Handeln den Fußball für staatliche Zwecke zu instrumentalisieren. Sei es der Effekt des kurzzeitigen Wirtschaftsaufsschwungs (WM in Brasilien), die Erschaffung einer Einheit unter den Menschen (das sog. “Wir-Gefühl”), das Ablenken von innenpolitischen Problemen (Folter in Argentinien) oder das Erlassen und Legitimieren von Law and Order-Gesetzen und Ausdehnung der Überwachung (WM in Deutschland).

Die Reportage zeigt auf traurige Art und Weise, wie der Fußball zum Instrument eines diktatorischen Regimes wird und wie er demselben Regime zum Weiterleben verhilft.

Hier geht’s zur Reportage von WDR “Sport Inside”: Klick