„Glory, Fellowship, Community“
(Ulle, B.B. 97/06) „Ich bin ein Lokalpatriot“. Mit diesen Worten begrüßt mich Cameron mit breitem Grinsen in der Elysian Brewery, einem geräumigen Pub in Capitol Hill, dem wohl angesagtesten Stadtteil Seattles. Obwohl er es in seiner letzten SMS angekündigt hatte, überrascht es mich doch ein wenig, dass mir der 1979 geborene, stämmige und mit trendsicherer Frisur auftretende Ultra der Seattle Sounders in einem Originaltrikot des FC Chelsea gegenübersitzt. Ich bohre etwas nach und erfahre, dass die Männer in seiner Familie schon vor ihm Anhänger der Mannschaft von der Stamford Bridge in London gewesen seien. Man suche es sich halt nicht aus. Richtig, denke ich. Wir bestellen lokales Bier, er ordert ein veganes Sandwich und überreicht mir ein kleines Geschenk – den neuesten Schal seiner Gruppe.
Cameron ist führendes Mitglied des Gorilla FC (GFC), eines „Seattle Sounders FC Supporters Collective“, einer aktiven Fangruppierung also des seit 2009 in der amerikanischen Profiliga MLS spielenden Fußballclubs aus der Stadt des Grunge, des Regens und des Kaffees in der nordwestlichsten Ecke der Vereinigten Staaten. Nachdem seine Fußballbegeisterung 1994 durch die in den USA stattfindende Weltmeisterschaft geweckt worden war, besuchte Cameron um 2004 herum zum ersten Mal ein Spiel der damals noch unterklassig kickenden Sounders. Seattle schlug Kansas City nach Elfmeterschießen und hatte einen Fan mehr. Nach der Umstrukturierung der Sounders in ein MLS-Team 2007 und mit Beginn der ersten Profisaison des Clubs in der MLS, gründete eine kleine ca. 15-köpfige Gruppe den GFC. Ziel war es, die Mannschaft in der Profiliga aktiv zu unterstützen.
Die Truppe hatte sich vorher bei regelmäßigen Freizeitkicks kennengelernt und ihre Mitglieder definierten sich von Anfang an nicht nur als reine Fußballfans, sondern auch als politisch links denkende und auftretende Gruppe. Man folgte dabei ausdrücklich dem Beispiel der Ultras St. Pauli, nachdem ein Mitglied von einer Reise nach Hamburg zurückgekehrt war. Die Prinzipien des GFC waren schnell formuliert: Community (=Gemeinschaft), Fellowship (=Kameradschaft, Mitgliedschaft), Glory (=Ehre). Angesprochen auf diese recht altertümlich anmutenden Grundsätze der Gruppe, führt Cameron aus, dass sich alle drei vor allem auf Verein, Stadt und Region beziehen und gerade heute weiterhin relevant seien. „Gemeinschaft“ umschreibe das Ziel der Anhänger, hilfebedürftige und ohne eigenes Verschulden in Not geratene Menschen zu unterstützen. Es sei schon mehrfach gelungen durch eigens organisierte Spendenaufrufe und entsprechende Aktionen Gelder zu sammeln, die dann wohltätigen Zwecken in Seattle zugeführt werden konnten. Es ginge nicht nur um Fußball und die Gruppe allein, sondern auch darum der Region, aus der man stamme, etwas zurückzugeben; nicht nur darum, auf soziale Missstände aufmerksam zu machen, sondern sie auch aktiv zu bekämpfen. Dementsprechend positioniert sich der GFC als klar antirassistische, antisexistische und antihomophobe Gruppe, die bspw. mit eigenen, bunten Fahnen bei „Pride“-Märschen durch Seattle mitläuft und im Stadion, als der Antifa nahestehendes Kollektiv, durch antifaschistische Spruchbanner und ähnliches auf sich aufmerksam macht. Zwar sei Seattle eine „ziemlich weiße Stadt“, was jedoch nicht verhindern würde, dass sich in den Reihen des GFC Mitglieder mit Migrationshintergrund finden. Man habe u.a. Mitstreiter aus Chile, Australien und Israel und pflege gute Kontakte zu einer politisch identisch ausgerichteten lateinamerikanischen Untergruppe einer weiteren, größeren Fangruppierung (der ECS; siehe unten). Auch Frauen sind in der Gruppe zahlreich vertreten und zeigen im eigenen Stadionblock in den vordersten Reihen stark Präsenz. Des Weiteren, fügt Cameron hinzu, pflegten die Mitglieder des GFC sehr gemeinschaftliche Kontakte nicht nur untereinander und mit Menschen aus ihrer Region, sondern ebenfalls mit den Profis der Sounders. Insbesondere über Dienste wie Twitter halten die Mitglieder Kontakt mit den Spielern und laden sie zu gemeinsamen Abenden und Preisverleihungen („Gorilla FC – Spieler der Saison“) in ihre Bar ein. „Fellowship“, so Cameron, bezieht sich allein darauf, gemeinsam alles für das Team zu geben („It’s all about the team“.). Aber was hat es mit der Ehre auf sich? Hier muss Cameron lachen: „Nun ja, letzten Endes geht es ja doch primär darum jedes Spiel zu gewinnen“. Wer siegt, häuft Ehre an. Und Siege bereiten nun einmal mehr Spaß als Niederlagen. Ganz einfach. Er fasst die GFC-Philosophie folgendermaßen zusammen: „It’s all about having fun, supporting our team, and supporting our community“.
Wie in den meisten deutschen Fanszenen auch, stellt der GFC nur eine Gruppe neben vielen größeren und kleineren Fanclubs ein und desselben Vereins dar. Die mit Abstand größte, im Stadion sichtbarste und wohl auch einflussreichste „Supporter-Gruppe“ sind die Emerald City Supporters (ECS), ein schon 2005 ins Leben gerufenes Kollektiv mit mittlerweile gut 3700 Mitgliedern. Während jedoch beim GFC weltanschauliche Inhalte betont werden und Voraussetzung für das Mitmachen und die Identität der Gruppe sind, betonen die ECS eher die Spielbezogenheit ihrer Aktivitäten, obwohl auch sie vom Rufen rassistischer, sexistischer oder Minderheiten diskriminierender Inhalte in ihrer Kurve abraten. Ich hake bei Cameron nach, inwiefern es auch zu Spannungen zwischen den Gruppen kommen kann und bekomme als Antwort, dass es durchaus Probleme gäbe, gerade mit den ECS. Letztere betonten häufig, so Cameron, dass sie die Spendenaktionen des GFC als nicht wirklich zum Fußball dazugehörig in Frage stellen würden. Hier wird mein Gesprächspartner schnell politisch: Die ECS wären halt nur Seattle-typisch „durchschnittlich mitte-links“, während der GFC idealistischer eingestellt sei. Man toleriere sich zwar gegenseitig, stehe aber im Stadion in getrennten Blöcken und mache jeweils sein eigenes Ding.
Wir bleiben beim Thema Fangruppen und deren Beziehungen zueinander. Auch in den USA existieren auf Fanclubebene vereinzelt Freundschaften, aber vor allem regionale Rivalitäten. Als Seattles ärgste Widersacher nennt Cameron wie aus der Kanone geschossen die Fans der nordamerikanischen Westküsten-Teams aus Vancouver, Portland und San Jose. Im Umfeld eines Spiels wäre einer Fangruppe der Earthquake aus San Jose durch einen Sounders-Ultra sogar schon einmal ein Gruppenbanner gezogen worden, berichtet Cameron. Allerdings sei dies eine spontane Ausnahme gewesen. Ich frage ob Gewalt ein Faktor bei den US-Fußballfans wäre und Cameron führt aus, dass Gewalt im US-Fußball so gut wie gar keine Rolle spiele. „Ich habe noch nie etwas von Massenausschreitungen bei oder im Zusammenhang mit US-Ligaspielen gehört“, so Cameron. Allerdings sei die MLS mehr und mehr besorgt über die Unberechenbarkeit der immer weiter Zulauf erhaltenden Fangruppen, welche gerade zu Derbys in größeren Scharen anreisen. Bei einem Auswärtsspiel der Sounders in Portland wären nun plötzlich wesentlich mehr Polizeikräfte vor Ort, berichtet Cameron, und die Fans sähen sich verstärkt gängelnden Maßnahmen ausgesetzt. So müssten beispielsweise Gästefans aus Seattle zwei Stunden vor Anpfiff in ihrem Block im Stadion Portlands sein. Dabei distanziere man sich, gerade auch als aktive Fans in offiziellen Statements und auch informell innerhalb der Gruppen von jeglicher Form der verbalen und physischen Gewalt. Also keine Hooligans in den USA? Cameron zögert kurz mit der Antwort, um dann auf ein Gerücht zu verweisen, das besagt, dass es eine geheime ECS-Hooligangruppierung geben soll. Ansonsten basierten die Rivalitäten, auch die besonders intensiv gepflegte mit den Timbers aus Portland, prinzipiell auf „großen Tönen“ und weniger „auf Taten“. Letzten Endes müsse man auch mit den sportlichen Rivalen aus den kleineren, weniger kommerzialisiert auftretenden Städten vereint gegen die „media big shots“ aus Los Angeles (Galaxy) und New York (Red Bulls) bestehen. Was also die verschiedenen Fanszenen aus Vancouver, Seattle, Portland, San Jose, oder auch Colorado und Kansas City eine, sei der Kampf gegen die Kommerzialisierung des nordamerikanischen Profifußballs. So richtig befreundet sei der GFC jedoch nur mit einer Gruppierung aus Kansas City und, zunächst zu meiner starken Verwunderung, mit einzelnen kleineren Gruppen aus Vancouver. Dass man dicke sein könne mit Anhängern der eigentlich abzulehnenden Whitecaps aus Kanadas Metropole auf der anderen Seite der US-Kanada-Grenze, sei nun einmal der Vorteil einer kleinen unabhängigen Fangruppierung.
Cameron selbst trat dem GFC 2010 bei. Der in Seattle geborene Anwalt passte hervorragend in das stetig wachsende und mittlerweile gut 300 MitgliederInnen (Stand: April 2013) umfassende Kollektiv. Nach dem Geschichts- und Politikstudium in Kalifornien Anfang der 2000er Jahre, kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er 2006 seinen Juraabschluss machte und anschließend für zwei Jahre in einer Kanzlei arbeitete. Seinen Arbeitsschwerpunkt legte er dabei darauf, sozialen Bewegungen, Protestierern und Opfern von Polizeiwillkür eine Stimme vor dem Gesetz zu geben. Politisiert durch die Ausschreitungen anlässlich des Gipfeltreffens der Welthandelsorganisation (WTO) in Seattle 1999, so Cameron, und durch die auf den 11. September 2001 folgenden Innere-Sicherheit-Maßnahmen der Bush-Administration, die die individuellen Freiheiten des Einzelnen immer stärker einengten und staatlicher Willkür Tür und Tor öffneten, verschrieb sich der Fußballfan voll und ganz Belangen sozialer Gerechtigkeit. Nebenher arbeitete er stets für eine lokale Radiostation und ist auch heute noch jeden Montag Abend Radio-DJ eines Radioprogramms, das dem Punkrock und der dazugehörigen Szene, insbesondere in Seattle, gewidmet ist. Hauptberuflich arbeitet er nun wieder in einer Anwaltskanzlei. Seiner eigenen, die er gemeinsam mit einem befreundeten Kollegen betreibt. Auch der Rapper Macklemore gehört zu seinen Klienten.
Ich frage Cameron, ob er jemals damit Probleme gehabt hätte, sein Dasein als engagierter Fußballfan mit Privatem in Einklang zu bringen, was er lachend verneint: „Ich musste nie irgendwelche Kompromisse eingehen und lade sogar Frauen zu Dates ins Stadion ein“. Auch dass er aus einer sportbegeisterten Familie stamme, die für seine Leidenschaft immer Verständnis hatte, hätte es ihm einfach gemacht. Somit sind auch Auswärtsfahrten kein Problem für ihn und gehören zum Standardprogramm des GFC im Besonderen und der Fanszene in Seattle im Allgemeinen. Während „Ground Hopping“ außerhalb der USA und Kanadas eher nicht stattfinde, organisiert der GFC durchaus Busfahrten zu Spielen in Vancouver, Portland und San Jose. 2012 reiste man zu zehnt sogar in das fast 4000km entfernte Montreal, um die Sounders gegen die Impact anfeuern zu können. Auch die ECS organisieren für ihre Mitglieder Fahrten bzw. Flüge zu Spielen, selbst wenn das Ziel an der tausende von Kilometern entfernten Ostküste liegt. Spiele an der Westküste sind sehr beliebt bei Sounders-Anhängern, sodass man ohne Probleme das von der Liga festgesetzte Gästefans-Limit von 750 Personen in Portland erreichte. Nach San Jose in Kalifornien begleiteten die Mannschaft immerhin 200 Schlachtenbummler, so Cameron.
Ich spreche den Stellenwert der Sounders in Seattle an und ob es nicht schwierig sei, in einer solch sportbegeisterten US-Stadt Fußballfan zu sein? Cameron schüttelt den Kopf. Natürlich seien in den USA Football, Baseball und Basketball beliebtere Sportarten – in manchen Regionen auch Eishockey. Aber in Seattle habe der Fußball einfach seine Nische gefunden, da es keine wirklichen Überschneidungen zwischen den verschiedenen Fanvölkern gäbe und somit keine Konkurrenz von Seiten der Seahawks (Football) oder der Mariners (Baseball) drohe. Er selbst sei glühender Seahawks-Fan. Es wäre jedoch schon einmal vorgekommen, dass er im Stadion bei einem Footballspiel von den, selbst in Seattle eher politisch rechts gesinnten, Footballfans dafür angebrüllt worden sei, dass er ein Obama-T-Shirt getragen hätte.
Wir verabreden uns für den anstehenden Spieltag, das Heimspiel der Sounders gegen Houston, und bevor ich mich vorerst von Cameron verabschiede, frage ich ihn noch nach Christian Tiffert, den ehemaligen FCK-Kapitän, der von 2012 bis 2013 eine Saison bei den Sounders spielte, bevor sein Vertrag wieder aufgelöst wurde und es ihn in die zweite Bundesliga zum VfL Bochum zurückzog. Cameron zögert nicht lange: „Er wurde einfach nicht auf der richtigen Position eingesetzt. Ich war nicht gerade begeistert davon, dass uns solch ein veranlagter Spieler schon so bald wieder verlassen musste. Man sah gleich von Anfang an, dass er allen anderen Spielern im Team einen Schritt voraus war“. Ach, Tiffy.
Seattle Sounders – New England Revolution 0:0
Samstag, 13.04.2013, 13h
38323 Zuschauer (??? Gästefans), CenturyLink Field
Seattle, WA, USA
Am Samstag, ein paar Tage später, holt mich Cameron um 10 Uhr morgens mit seinem Auto ab. Auf Seattles Straßen ist noch nicht viel los, sodass wir schnell in einem der Parkhäuser am CenturyLink Field (davor Qwest Field, 2004-2011; davor Seahawks Stadium, 2002-2004) zum Stehen kommen. Die Parkhausangestellten kennen Cameron schon, grüßen und lassen uns ohne Zahlung durch. Ich helfe ihm dabei, einen Sack mit Fahnenstangen zum Haupthintereingang des Stadions zu schleppen. Dort wartet schon ein weibliches GFC-Mitglied. Sie und Cameron sind heute allein dafür verantwortlich, dass zu Spielbeginn das Gruppenbanner hängt und die Fahnen im Block einsatzbereit sind. Zunächst heißt es jedoch einmal warten. Wir werden nicht durchgelassen. Da mal wieder eine neue Sicherheitsfirma von den Stadionbetreibern angeheuert worden ist, wirken dieses Mal keine persönlichen Bekanntschaften als Türöffner und wir werden, zwar höflich aber dennoch bestimmt, zum Warten aufgefordert. Gut 20 Minuten passiert gar nichts. Immerhin entschuldigt sich der Koordinator der Sicherheitsleute für die Verzögerung. Noch zwei Stunden bis Anpfiff.
Irgendwann taucht dann doch jemand auf, um uns durch die Katakomben zur Supporters-Kurve hinter einem der beiden Tore zu geleiten. Scheinbar hat man uns das nicht alleine zugetraut. In ihren Blöcken sind schon drei VertreterInnen der ECS damit beschäftigt, ihre Banner aufzuhängen und die Kurve spielfertig zu machen. Es gibt keine Begrüßung, kein Händeschütteln. Jede Gruppe bleibt auch schon vor dem Spiel für sich. Nachdem alles vorbereitet und ein paar Bilder gemacht sind, verlassen wir das Stadion wieder, um an einem von der ECS organisierten Marsch vom historischen Ursprung Seattles zum Stadion teilzunehmen. Dieser findet vor jedem Heimspiel statt. Vorher geht es jedoch auf ein paar Biere in einen stadionnahen Pub. Der Marsch ist dann beeindruckender als ich dachte. An die 1000 Soundersanhänger ziehen laut singend, fahnenschwenkend, doppelhalterhaltend und schaldrehend zum CenturyLink Field. Auf dem Weg gesellen sich immer mehr Fans hinzu. Im Stadion bin ich dann zunächst etwas überrascht, denn Cameron steht nicht mit den anderen GFC-Mitgliedern im vorher noch vorbereiteten Block rechts hinter dem Tor, sondern hat eine Dauerkarte für die Haupttribüne, wo er die Spiele mit seinem Vater verfolgt. Nun gut. Ich habe mir eine Karte ca. 10 Reihen hinter dem GFC besorgt, mit einen sehr feinen Blick auf die gesamte Fanszene. Noch bevor die Spieler den Platz betreten, machen die ECS, angepeitscht durch einen mit Mikrofon ausgestatteten Vorsänger, direkt hinter dem Tor ordentlich Dampf. Kurz vor Anpfiff gibt es eine saubere Schalparade und dann mit dem Spielbeginn das auch vom Betzenberg bekannte, langsam schneller werdende Einklatschen („Bumm-Bumm-Klatsch“). Bei Spielbeginn sehe ich ein paar Reihen vor mir noch einige GFC-Fahnen, die geschwenkt werden. Allerdings nur für kurze Zeit. Dann, zu meinem Unverständnis, passiert in diesem Block bis zum Abpfiff gar nichts mehr. Links daneben geht die gut 1500 bis 2000 Personen starke ECS ordentlich ab. Trotz eines grottenschlechten, torlosen Kicks wird zwei Halbzeiten hindurch abgegangen. 10-15 große Schwenkfahnen in den Soundersfarben Grün und Blau kommen permanent zum Einsatz. Doppelhalter und Schals vollenden ein wirklich ansehnliches Bild. Es gibt zwei Hüpfeinlagen, an denen sich fast die ganze Kurve beteiligt. Zur zweiten Halbzeit übernimmt eine junge Frau das Capo-Mikrofon und steht ihrem Vorgänger in nichts nach. Vom Spiel enttäuscht, von der Leistung auf den Rängen jedoch beeindruckt, treffe ich Cameron nach den 90 Minuten wieder im GFC-Block zum Aufräumen. Auf meine Frage nach den Gründen für die Inaktivität seiner Gruppe während des Spiels, antwortet er: „Wir schwenken nicht gerne auf Kommando der ECS. Wir machen unser eigenes Ding. Vielleicht hatten sie heute deshalb keinen Bock“?
Wir lassen den Tag in einer weiteren Bar bei Pizza und Bier ausklingen. Ein weiteres GFC-Mitglied, das sich nach dem Spiel zu uns gesellte, steht irgendwann, ohne sich zu verabschieden auf und verlässt die Bar. Als er nach einer Weile zurückkommt, trägt er ein altes Kaiserslautern-Trikot. „Ist das einzige Trikot, das ich neben meinen Sounders-Trikots habe“. Ein Zufall. Er hat es vor Jahren in einem Second-Hand-Shop am Stadion erstanden. Wir machen ein Bild zusammen und ich gebe ihm ein Bier aus. Die Fankultur in den Vereinigten Staaten mag noch in den Kinderschuhen stecken. In Seattle kommt sie mir dann doch schon sehr vertraut vor.
Ulle, B.B. 97/06
Vielen Dank an Ulle für die Bereitstellung dieses Beitrags! Auf dem Blog unserer Freunde von der Berliner Bagaasch findet ihr viele weitere lesenwerte Artikel: http://berlinerbagaasch.de/!