„01.02.2012, Port Said: never forgive – never forget“

1-fc-kaiserslautern-wuerzburger-kickers-2-bundesliga-2016-2017-9Wir zeigten gestern beim Heimspiel gegen die Würzburger Kickers das Spruchband „01.02.2012, Port Said: never forgive – never forget“. An dieser Stelle wollen wir kurz auf die Hintergründe dazu eingehen:

Am 01. Februar jährte sich die Katastrophe von Port Said zum fünften Mal. Damals, es war der 01. Februar 2012, fand das Spiel des Tabellenführers Al Ahly Kairo gegen den Erzrivalen Al Masry im Stadion von Port Said statt. Nach Abpfiff des Spiels gingen Anhänger von Al Masry auf die Fans von Al Ahly los – bewaffnet mit Macheten, Schlagstöcken, Brandsätzen und Steinen. Die Sicherheitskräfte ließen – Augenzeugenberichten zufolge – die Fans von Al Masry ungestört agieren. Auch sollen Fluchtwege und Tore zugesperrt sowie Absperrungen, die die Fanlager trennte, geöffnet worden sein. Es kamen dabei insgesamt 74 Menschen zu Tode – überwiegend junge Fans von Al Ahly. Die (überlebenden) Anhänger von Al Ahly machten im Nachhinein die Militärregierung sowie die Behörden der inneren Sicherheit für das Massaker verantwortlich.

Agypten befand sich nach den Massendemonstrationen der Revolution, deren Zentrum damals der Tahrir-Platz in Kairo war, in einer Phase des Umbruchs, nachdem Präsident Mubarak gestürzt wurde. An der Spitze der Revolution standen unter anderem auch junge Ultras von Al Ahly Kairo – dies brachte sie wohl in das Fadenkreuz des eng mit dem alten Mubarak-Regime verbundenen Sicherheitsapparates.

Auf das Massaker folgten Demonstrationen in ganz Agypten, in deren Zuge es auch zu Straßenschlachten mit der Polizei und dem Militär kam. Damals kamen dutzende Menschen dabei zu Tode. Das Parlament leitete umgehend eine Untersuchungskommission ein, deren Ergebnis war, dass weder Militär noch Polizei verantwortlich für das Massaker seien, sondern die Fans  sowie das Sicherheitspersonal im Stadion. Konsequenz war die Auflösung des agyptischen Fußballverbandes. Bis heute finden alle Spiele unter Auschluss von Fans statt. Die tatsächlichen Hintergründe des Massakers sind bis heute nicht geklärt.

Never forgive – never forget!

 

 

 

 

 

Neue Enthüllungen durch Football Leaks

FootballLeaksWieder einmal gibt es viele Neuigkeiten zum Thema Football Leaks: immer mehr schmutzige Geschäfte kommen ans Tageslicht und es wird immer offensichtlicher wie dreckig das Fußballgeschäft wirklich ist. Deshalb hat sich die Unter-die-Haut-Redaktion dazu entschlossen, euch zum Anfang des neuen Jahres nochmal auf den neusten Stand zu bringen. In diesem Update geht es unter anderem um die Geheimnisse rund um die deutsche Bundesliga, den Fall Paul Pogba, die Geschäfte des Sportvermarkters Doyen bzw. der Familie Arif und dessen Verbindungen zu US-Präsident Donald Trump, sowie einige skurrile Klauseln der heutigen Profiverträge.

Zuletzt beschäftigten sich die Enthüllungen mit der Bundesliga. Dabei kommt man um Henrich Mchitarjan und den BVB nicht herum. Am Ende der letzten Saison vermeldete die Borussia aus Dortmund, dass Mchitarjan nicht verkauft werden wird. Doch es gab einen Mann, dem war das egal, einen der populärsten und reichsten Spielerberatern, Mino Raiola. Er hatte sich durch hinterhältige Klauseln im Beratervertrag ein Hintertürchen offen gehalten. Zum einen hatte er sich eine Beteiligung bei Weiterverkauf gesichert, zum anderen hatte er jedoch auch eine Prämie eingebaut, sollte Mchitarjan nicht verkauft werden. Wenn der BVB ihn also hätte halten wollen, hätten sie einen Millionenbetrag an Raiola zahlen müssen. Also wurde er im Sommer an Manchester United verkauft, wo er seit dem hauptsächlich einen Platz auf der Bank hat. Die Spieler dienen den Berater nur um Geld zu verdienen, beraten werden die Spieler keinesfalls im Sinne ihrer Karriere. So auch bei Julian Draxler, dieser verlängerte 2013 seinen Vertrag beim FC Schalke 04. Davon profitierte sein Berater Roger Wittmann bzw. dessen Firma Rogon, für den Vertragsabschluss kassierte er 1,2 Millionen und für jede weitere Saison 450.000 Euro. Zudem sicherte Wittmann sich 15 Prozent an einem Weiterverkauf, diese Klausel wurde Schalke schnell zum Verhängnis. Im Sommer 2015 verabschiedete Draxler sich dann in Richtung Wolfsburg, durch die Ablösesumme von 36 Millionen Euro verdiente Wittmann weitere knapp fünf Millionen. Dieses Beispiel zeigt wie schnell ein Berater innerhalb kürzester Zeit nur mit einer Vertragsverlängerung rund sieben Millionen Euro kassieren kann.

Es ist also schon lange bekannt, dass die Spielerberaten oft skrupellos und gierig nach Geld sind. Doch mit den Enthüllungen rund um Doyen Sports nimmt das Ganze eine neue Dimension an. Angefangen hat alles im August 2013, im Finale eines Vorbereitungsturniers kam es in Miami zur Begegnung zwischen dem FC Chelsea aus London und Real Madrid. Der Familie Arif, der Kopf von Doyen Sports, ging es allerdings keineswegs um das Spiel, sondern um ihren Spieler Geoffrey Kondogbia. Dieser spielte zu diesem Zeitpunkt noch beim FC Sevilla, doch Doyen hat sich schon 2012 die Transferrechte an ihm gesichert. Da Kondogbia sich nun besser entwickelte als erwartet, muss Sevilla ihn für die festgeschriebene Ablöse von 20 Millionen Euro ziehen lassen. Die Aufgabe der Arifs war es nun also, einen Abnehmer für den Spieler zu finden, der bereit ist, die besagten 20 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Als Neueinsteiger im Fußballgeschäft hatte Doyen dabei allerdings nicht gerade große Chancen, also versuchten sie es über einen etwas anderen Weg. Sie gingen mit Real-Präsident Florentino Perez in einem Klub in Miami Beach feiern, danach ging die Party mit ein paar Mädchen in der Villa der Arifs auf Fisher Island weiter. Letztendlich war Perez trotzdem nicht bereit die 20 Millionen zu bezahlen, ein paar Wochen später vermeldete der AS Monaco die Verpflichtung von Kondogbia. Durch solche Methoden setzte Doyen Sports riesige Summen um und diese wanderten letztendlich in den Fußball. Trotz des hohen Umsatzes war Doyen bisher kaum einem ein Begriff, doch zu den Kunden zählen unter anderem Usain Bolt, Boris Becker, David Beckham und auch Brasilien-Star Neymar. Am meisten bereut hat wohl der FC Twente die Geschäfte mit Doyen, diese bescherten dem niederländischen Klub beinahe einen Zwangsabstieg und eine Sperre für internationale Wettwerbe wie wir schon im ersten Bericht zu Football Leaks berichteten. Auch woher Doyen das Geld nimmt wurde aufgedeckt, die Familie Arif hat nämlich hervorragende Verbindungen zu den großen Olligarchen in Kasachstan, dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und auch zum türkischen Präsidenten Recep Erdogan. Dies spiegelte sich auch beim Champions-League-Finale 2013 wieder, das junge Londoner Unternehmen hatte eine VIP-Loge im Wembley-Stadium und auf der Einladungsliste für diese standen genau die oben genannten Namen.

Angefangen hat alles mit der kasachischen Fabrik für Chemikalien ACCP, damit verdienten die Arifs in zehn Jahren fast 400 Millionen Dollar. In der Türkei existierte ein Bauunternehmen unter deren Führung, die großen Aufträge kamen natürlich aus Kasachstan. Dieses Geld wollten die Arifs nun in den Fußball investieren, was hervorragend funktionierte. Durch undurchsichtige Verträge wurden sogar Karrieren von jungen Spielern verbaut, so auch bei Kondogbia. Arif Arif hat sich um Kondogbias Karriere gesorgt, weil er „nur“ zum AS Monaco statt zu Real Madrid ging. Sein Sportchef Nelio Lucas beruhigte ihn mit den Worten: „Guck aufs Bankkonto in den nächsten Tagen, und du wirst anders fühlen.“ Es ist also offensichtlich wie viel der Fußball als Sport solche Leute interessiert. Für kurze Zeit sah es danach aus, dass diese Geschäfte in Zukunft nicht mehr möglich seien, da die Fifa das Third-Party-Ownership (TPO) verboten hatte. Doch natürlich gelang es Doyen dieses Verbot zu umgehen und die Fifa wäre nicht die Fifa, wenn sie dieses Verbot mittlerweile nicht schon wieder aufgeweicht hätten. Die Verbindung zwischen den Arif und Donald Trump passt auch in das Bild, nach außen gab es keine enge Verbindung, so sagte auch Trump vor Gericht aus. Doch viele Verträge und Mails aus den Football-Leaks-Dateien wiederlegen diese Aussagen. Demnach haben Trump und Tevfik Arif jahrelang an dubiosen gemeinsamen Bauprojekten verdient. Das Geld dafür stammt größtenteils aus Russland und Kasachstan, von Firmen die schon lange im Verdacht wegen Geldwäsche stehen. Als Tevfik Arif ins amerikanische Baugeschäft einstieg, gründete er die Firma Bayrock Group, seine Büros mietete er im Trump Tower in Manhattan an. Immer noch leugnet Trump diese Verbindungen.

Im Fall Paul Pogba taucht der oben genannte Italiener Raiola wieder auf, doch beginnen wir diese Geschichte am Anfang. Vor zehn Jahren lernte Paul Pogba Oualid Tanazefti kennen, dieser arbeitete damals als Scout für den französischen Klub Le Havre. Schnell verstanden sich die beiden gut und gemeinsamen traten sie den Weg nach England zu Manchester United an. Dort lief es finanziell und sportlich nicht gerade ideal, also schalteten sie Raiola ein. Er fädelte den Transfer von Manchester United zu Juventus Turin ein und dort schlug Pogba bekanntlich ein. Sein Freund Tanazefti fühlte sich vernachlässigt und brachte Pogba dazu seine Werberechte an ihn und einen Kumpel zu verkaufen, dieser Deal war alles andere als gut für Pogba. Raiola wollte ihn aus diesem Vertrag befreien und es kam zu langen Verhandlungen, in dieser Zeit konnte Pogba seine Werberechte nicht nutzen und Juventus trotz Angeboten nicht verlassen. Tanazefti versucht dann die Werberechte zu verkaufen und bot sie unter anderem dem Vermarkter Doyen Sports an. Da diese kein Interesse zeigten suchte Raiola eine Lösung und letztendlich bekamen Tanazefti und sein Kumpel je fünf Millionen. Durch den Verkauf Pogbas an Manchester United in diesem Sommer, verdiente Raiola weitere 27 Millionen Euro. Der Fall Pogba zeigt also, wie die Deals mit den Beratern ganze Karrieren bedrohen und sogar ruinieren können.

Sehr interessant sind die vielen Spielerverträge die Football Leaks veröffentlicht hat, betrachtet man die Verträge der Bundesligaprofis fallen einem einige interessante Klauseln ins Auge. Doch erstmal zum Vertrag an sich. Bei den meisten Spielern wird eine Vorlage der Deutschen Fußball Liga (DFL) benutzt, welche die wichtigsten Grundlagen beinhaltet. So haben die meisten Profis pro Jahr 24 Urlaubstage, die sie in pflichtspielfreien Phasen nehmen müssen, sie dürfen nicht dopen, nicht auf eigene Spiele wetten etc. Auch das Grundgehalt ist bei den meisten Spielern nach dem gleichen Prinzip geregelt, das Grundgehalt wird möglichst klein gehalten, stattdessen verdienen die Spieler zum Beispiel an Prämien für Einsätze. Einige Spieler wie z.B. Robert Lewandowski oder Chicharito haben das allerdings nicht nötig, sie bekommen ein extrem hohes Grundgehalt. Bei Chicharito sind das beispielsweise 350.000 Euro im Monat. Der eigentlich wichtige Teil der Verträge befindet sich meistens im Anhang, dort sind teilweise abstruse Prämien für jeden Profi individuell geregelt. Beim mexikanischen Nationalspieler von Bayer Leverkusen sind diese außergewöhnlich hoch. Er bekommt für die Unterzeichnung eines Vertrags für fünf Jahre 200.000 Euro, für das fünfte und das zehnte Länderspiel je zwanzigtausend Euro, für jeden Punkt in den ersten fünf Bundesliga-Spieltagen jeweils achttausend, für die deutsche Meisterschaft und den Sieg der Champions-League gibt es je 100.000 Euro und so weiter. Ein besonders skurriler Bonus stand in Mario Balotellis Vertrag, ihm wurden eine Million Pfund versprochen, wenn er während einer Saison weniger als dreimal wegen schlechtem Benehmen vom Feld fliegt. Ganz beliebt sind zurzeit Ausstiegsklauseln, diese richten sich teilweise nach dem neuen Verein, nach der Ligazugehörigkeit oder nach den Einsätzen für die Nationalmannschaft. Bei Kevin Volland, heute Bayer Leverkusen, bestand der Vertrag bei der TSG 1899 Hoffenheim aus 14 Paragraphen, die auf zwölf Seiten geschrieben standen. Paragraph 10c, das „Sonderkündigungsrecht“ mit den Details zu den Ausstiegsklauseln nahm dabei ein Viertel des Kontrakts ein.

Je mehr Enthüllungen veröffentlicht werden, desto klarer wird einem also, wie mächtig und geldgierig die Spielerberaten sind, welche abstrakten Summen die Profis kassieren und wie problemlos man damit durchkommt. Auch Fifa-Präsident Infantino äußerte sich nun zu Football Leaks: „Ich glaube, es ist wirklich an der Zeit, das zu analysieren, sich all diese Zahlen anzuschauen, die von Jahr zu Jahr steigen.“ Die gelockerten Bedingungen für das Third-Party-Ownership möchte er trotzdem nicht überarbeiten. Zum Abschluss legen wir euch wieder einige Links ans Herz, die noch viele weitere Informationen beinhalten, so könnt ihr euch noch intensiver mit dem Thema beschäftigen.

Weiterführende Links:

Football Leaks – die Beteiligten in der Übersicht

European Investigative Collaborations/Football Leaks

Fear the Future – Zur sicherheitspolitischen Debatte im Fußball

bildWir möchten an dieser Stelle auf einen vor kurzem in den Suttgarter Nachrichten erschienenen Artikel aufmerksam machen:

Sicheres Stadion Weniger Auswärtsfans, mehr Sicherheit?“

Was im französischen Fußball leider schon Alltag geworden ist, könnte auch hierzulande bald folgen – mehr Sicherheit auf Kosten weniger oder gar keiner Gästefans?

Laut Bericht, kann die Polizei aktuell lediglich „Empfehlungen“ für eine Reduzierung des Gästekontingents vor Risikospielen abgeben, rechtlich müssen die Vereine dieser Empfehlung allerdings nicht nachgehen. Das soll nun geändert werden, zumindest wenn es nach den Innenministern aller Bundesländer geht. So sollen durch eine neue, durch Ralf Jäger gegründete, Initiative bereits vor dem offiziellen Ticketverkauf Gespräche zwischen Polizei und Vereinen stattfinden, um so über beispielsweise personalisierte Tickets und Kontingentkürzungen zu diskutieren.

Paroli zu diesen Forderungen bietet Jochen Grotepaß, Sprecherrat der IG Unsere Kurve und FCK-Fan: „Nicht ein einziges Spiel wird durch personalisierte Tickets sicherer“, was auch daran liegt, dass Gästefans – statt den personalisierten Gästetickets – Karten für die benachbarten Blöcke, beziehungsweise für Blöcke der Heimfans, erwerben und somit eine Fantrennung noch schwieriger wird.

Inwiefern die Forderung einer Initiative seitens DFB und DFL sowie der Vereine vonnöten ist, wird sich voraussichtlich erst im neuen Jahr zeigen. Ein genauer Termin für Gespräche zwischen den betroffenen Parteien steht noch nicht fest.

Geld regiert den Fußball – Football Leaks enthüllt

kunstgras

In den letzten Tagen beherrscht Football Leaks die Sportmedien. Doch worum geht es überhaupt? Wer steckt hinter Football Leaks und was ist deren Ziel? Football Leaks (FL) ist eine im September 2015 von bisher unbekannten portugiesischen Whistleblowern gegründete Enthüllungsplattform. Grund für die Gründung waren damals fragwürdige und undurchsichtige Spielerwechsel im portugiesischen Fußball im Sommer 2015. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, den Fans zu zeigen, was aus dem Profifußball wurde und wie korrupt und dreckig das Fußballbusiness heute ist. Nachdem die ersten Veröffentlichungen von Spielerverträgen etc. zensiert wurden, wurde eine eigene Website erstellt, auf der fast täglich Gehälter, Transfersummen und Verträge publiziert wurden. Im April kündigten die Whistleblower das „größten Datenleck der Sportgeschichte“ an und die täglichen Veröffentlichungen wurden vorerst eingestellt. Die Daten wurden angesammelt und um eine größere Öffentlichkeitswirkung zu generieren wurden Kooperationen mit etablierten europäischen Medien gestartet. Mittlerweile sind 60 Journalisten aus Europa an FL beteiligt, welche im Recherchenetzwerk European Investigative Collaboration (EIC) vereint sind und den Datensatz mit einer Größe von 1,9 Terabyte auswerten, es ist der Größte, den es bisher im Sport gab. Die deutschen Medien sind durch „Der Spiegel“ vertreten, dieser veröffentlichte am 3.Dezember dieses Jahres seine wichtigsten Ergebnisse der Auswertungen der Dokumente.

Das „größte Datenleck der Sportgeschichte“ beinhaltet einige wichtige Erkenntnisse, doch gerade die Fälle Mesut Özil, Cristiano Ronaldo und Jose Mourinho scheinen besonders brisant. Mesut Özil musste knapp zwei Millionen Euro Steuern nachzahlen, zudem musste er eine Strafe von knapp 800 Tausend Euro begleichen. Grund dafür waren Vereinbarungen seiner Berater mit seinen aktuellen Klubs. Die Berater wurden nicht wie es vorgeschrieben ist von Özil bezahlt, sondern eben von Real Madrid und dem FC Arsenal. Der Fall Ronaldo ist etwas komplizierter, der dreimalige Weltfußballer hat jahrelang Briefkastenfirmen in der Karibik benutzt, um seine Werbeeinnahmen am spanischen Fiskus vorbei zu schleusen. Zwischen 2009 und 2014 verdiente CR7 mit Werbung außerhalb Spaniens mehr als 75 Millionen Euro, die er offenbar kaum versteuerte. Durch Sonderregelungen hatte er zwar Privilegien, allerdings schoss er wohl über das Ziel hinaus. Diese Privilegien liefen vor zwei Jahren aus, schnell nutzte er sie noch um die Werbeeinnahmen für die nächsten Jahre bis 2020 über diesen Weg abzurechnen. Somit konnte er weitere 50-60 Millionen Euro unversteuert lassen. Ronaldos Geldlager trug den Namen Tollin Associates, doch das war nur eine von vielen Briefkastenfirmen. Auch Fabio Coentrao, Ricardo Carvalho, Pepe und James Rodriguez hatten solche Firmen auf den British Virgin Islands, sie alle sind aktuelle oder ehemalige Spieler von Real Madrid und alle waren Kunden von Jorge Mendes. Mendes ist ein portugiesischer Spielervermittler und hat als Kunden nur hochkarätige Namen des Fußballbusiness, so auch der aktuelle Coach von Manchester United, Jose Mourinho. Auch dessen Fall ist schon sehr detailliert aufgedeckt, er war einer der ersten Schützlinge von Mendes und auch er hatte eine solche Briefkastenfirma in der Karibik. Das Ausmaß dieser Steuerhinterziehungen, die dabei angewandten Tricks und die Vernetzung der Fußballer in dieser Sache ist unvorstellbar.

Auch sehr interessant ist der Fall Laudrup. Der ehemalige Fußballstar und dann eher durchschnittliche Trainer Michael Laudrup hatte einen mysteriösen Deal mit seinem langen Freund und Berater Bayram Tutumlu. Als Laudrup seinen Job als Coach von Swansea City begann, verpflichtete er sofort den Spanier Chico Flores von Genua, offenbar allerdings nicht wegen seinen fußballerischen Qualitäten. Die von Swansea beauftragte Firma Soccerting SL führte die Verhandlungen rund um diesen Transfer, durch einen geheimen Vertrag verdiente Laudrups Freund Tutumlu ordentlich mit. Seine Firma IBTD International bekam bei Abschluss des Transfers mit einer Ablösesumme von 500.000 Euro offenbar 162.500 Euro als Prämie. Diese Geschäfte wurden über Jahre fortgeführt und so wurden bei Swansea einige Spieler vorgestellt, die nur wegen einem Netz von Bekannten die an den jeweiligen Verpflichtungen gut verdienten eingestellt wurden. Auch die Anwaltskanzlei Senn Ferrero war in diese Geschäfte verwickelt und verdiente mit. Diese Kanzlei berät auch Cristiano Ronaldo zum Thema Steuern.

Das waren nur ein paar wenige Beispiele, weitere Enthüllungen sind zu erwarten und auch die Bundesliga könnte ins Auge von FL fallen. Bisher geht es aber hauptsächlich um den portugiesischen und den spanischen Fußball, denn dort wird immer wieder durch kreative Ideen versucht, Geld am Fiskus vorbei zu schaffen. Der erste große Erfolg für Football Leaks war bisher die Sperre für Twente Enschede für internationale Wettbewerbe. Enthüllungen aus dem Jahr 2015 zeigten, dass Twente versuchte das Verbot für das sogenannte Third-Party-Ownership (TPO) zu umgehen, das heißt, dass es Einigungen mit Spielerberatern gab, bei den die Berater einen Anteil am Weiterverkauf der Spieler bekamen. Diese TPO ist weit verbreitet, durch Football Leaks kann nun dagegen vorgegangen und die Verstöße bestraft werden.

Dieser Blick auf kann natürlich nur einen Auszug der Geschichte um Football Leaks vorstellen, wer sich in diesem Thema weiter informieren möchte, sollte bei Spiegel Online bzw. der gedruckten Ausgabe 49/2016 vorbeischauen. Dort findet ihr alle bisher ausgewerteten Enthüllungen, auch alle Fälle nochmal ganz ausführlich und sortiert. Das EIC wird die Daten weiter auswerten, es werden also noch viele Geheimnisse aufgedeckt werden. Der anonyme Ansprechpartner für die Medien von Football Leaks namens John fand die passenden Worte zu den Enthüllungen: „Das System Fußball frisst sich von innen auf.“

 

 

Weiterführende Links:

European Investigative Collaborations

Video: Football-Leaks: Dokumente der Gier (Teil 1)

Video: Football-Leaks: Dokumente der Gier (Teil 2)

Politischer Protest auf der Bühne des Sports

fft107_mf6987465Nicht nur in Deutschland hat Rassismus aktuell Hochkonjunktur, sondern auch in den USA und in der Türkei werden Minderheiten verfolgt. In den USA wurde der Rassismus vorallem durch den Wahlkampf des jetzigen US-Präsidenten Donald Trump wieder salonfähig und richtet sich vor allem gegen Schwarze, Muslime und Hispanics, in der Türkei festigt Präsident Erdogan sein autoritäres Regime durch massenweise Verhaftungen gegen die politische Opposition – allen voran die Kurden.

Es entsteht jedoch auch Widerstand gegen Rassismus und Unterdrückung – und das im Sport. Die Sportschau hat dazu zwei interessante Beiträge gezeigt, die aufzeigen, wie wichtig und wirkungsvoll es sein kann, den Sport als politische Bühne zu nutzen.

Politischer Protest auf der Bühne des Sports | Sportschau

Deniz Naki – zwischen Volksheld und Volksverräter | Sportschau

Zum dem Thema ist auch vor einiger Zeit ein Interview mit einem Regisseur und Journalisten aus der Türkei in der Tageszeitung „Neues Deutschland“ erschienen, das sich mit „Erdogans Kampf gegen den kurdischen Fußball“ auseinandersetzt und hier nachzulesen ist:

http://footballuprising.blogsport.eu/2016/10/30/erdogans-kampf-gegen-den-kurdischen-fussball/

 

Sehenswert: „We love Lebowski“. Doku über einen italienischen Amateurverein und seine Fanszene

cover2Wir berichteten bereits vor einiger Zeit auf unserem Blog über Fußballvereine aus den italienischen Amateurligen  (Hier zum nachlesen), die sich als Teil der „Calcio popolare“- („Volksfußball“) – Bewegung für mehr Mitbestimmung im Fußball einsetzen.

Nun ist eine Dokumenation über den kleinen Fußballclub aus Florenz, CS Lebowski, erschienen. Zu den interessanten Eindrücken aus der Fankurve rund um die Gruppe „Ultimi Rimasti Lebowski“, kommen neben Vertretern des Vereins, welcher komplett selbstverwaltet ist, auch Fans sowie eine Person der befreundeten „Coloniacs“ aus Köln zu Wort. Neben der Geschichte des Vereins und den Beweggründen zur Gründung desselben,vermittelt der Film auf emotionale Weise, wie Fußball jenseits von kapitalistischer Vermarktung und sportlicher und gesellschaftlicher Entfremdung sein könnte.

 

Hier geht’s zur Doku auf Youtube!

 

 

 

Sehenswert: Themenabend „Geld und Spiele“ auf ARTE

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Wir möchten euch an dieser Stelle auf einen interessanten Themenabend, der gestern auf ARTE gezeigt wurde, aufmerksam machen. Sehr interessant und aktuell ist vor allem die Reportage über das Schicksal der Arbeitsmigranten in Katar, die es hier zu sehen gibt: Klick!

Am 5. August fällt der Startschuss für die Olympischen Sommerspiele in Brasilien. Die ganze Welt verfällt in einen leidenschaftlichen Zustand der Euphorie. Alle Probleme und Skandale, die mit Olympia 2016 einhergingen scheinen vergessen. THEMA widmet sich deshalb in mehreren Dokumentarfilmen der Kehrseite von sportlichen Großereignissen.

Die ersten beiden Filme „Die Spur der weißen Elefanten“ und „Arbeit um jeden Preis“ beschäftigen sich mit Problemen hinsichtlich riesiger Sportevents, die nur wenig Beachtung finden. Beispielsweise die unzumutbaren Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der Fußballstadien in Katar oder der Verfall der kolossalen Olympia-Anlagen, nach Ende der Spiele. Der Film „Putins Spiele“ entlarvt ein System aus verdeckten Provisionen, Korruption und Macht bei der Vergabe sportlicher Großereignisse und „Rio – Kampf um Frieden“ zeigt die Konsequenzen der Großereignisse für die armen Bevölkerungsschichten am Beispiel der Favelas in Brasilien auf.

In unserem Dossier finden Sie unter anderem eine Fotostrecke, die die Schicksalen der nepalesischen Gastarbeiter dokumentieren sowie Bonusvideos, die von den Arbeitsbedingungen vor Ort berichten.

Hier geht’s zur Themenseite auf ARTE: Klick!

Lesenswert: Zwischen Eigentor und Aufstand: Ultras in den gegenwärtigen Revolten

Hiermit möchten wir euch auf einen interessanten Text von Ralf Heck, Mitbegründer des Blogs „footballuprising“,aufmerksam machen, der bereits vor einigen Wochen erstveröffentlicht im „Kosmoprolet Nr. 4Foto“ erschien und nun auch auf dem oben genannten Blog veröffentlicht wurde.

Inhaltlich handelt der Beitrag über das Spannungsverhältnis der Ultras zwischen Progression und Regression. Ausgehend von einer beschreibenden Analyse der Entstehung der Ultràbewegung in Italien, sowie über den proletarischen Fußball in England, wirft der Autor einen kritischen Blick auf die Beteiligung von Ultras in vergangenen Revolten. Gerade die Beteiligung von Ultras an den Gezipark-Protesten in Istanbul oder am Sturz der Regierung in Agypten, offenbaren, dass Ultras vor allem auch gesellschaftliche Subjekte bzw. Akteure sind. Dieses Bewusstsein haben jedoch längst nicht alle Ultras. Was – wie der Text auch suggeriert – nicht zuletzt an dem jeweiligen subjektiven Interesse der jeweiligen Ultagruppen liegt, denen zwar fast allen ein objektives Interesse an gesellschaftlichen Kämpfen und Veränderungen zu attestieren wäre, aber dieses im Rahmen einer kurzlebigen jugendkulturellen Phase auf der Strecke bleibt. Nicht zuletzt ist dieses fehlende Bewusstsein über die eigene gesellschaftliche Position und politische Dimension eigenen Handelns auch am kulturindustriellen Charakter des Fußballs festzumachen, der nach Adorno, ein „notwendig falsches Bewusstsein“ vermittelt bzw. ideologisiert. Brot und Spiele hat halt einfach auch immer schon funktioniert und ist daher nicht zuletzt ein begehrtes Mittel der herrschenden Klasse, das Proletariat ruhig zu stellen und im Glauben zu lassen, das Leben bestünde aus (Lohn-)Arbeit und zu konsumierenden (Kultur-) Gütern.

Aber nicht nur die kulturindustrielle Ausrichtung des Fußballs verengt den Blick auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge und die politisch-kritische Auseinandersetzung damit, sondern vor allem auch der habituelle Charakter von Ultrà in der heutigen Zeit, der einem Klassenbewusstsein dadurch zumindest teilweise gegenübersteht. Ob man Ultrà nun als eigenes Milieu oder als Subkultur ansieht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Letztlich bilden beide Ansätze das gleiche Problem aus: Kultur – also auch Ultràkultur – steht im Kapitalismus immer unter der Gefahr durch Formen der Entfremdung bzw. durch kapitalistische Mechanismen vereinnahmt zu werden. Die Entwicklung verschiedener aus einer gesellschaftskritischen Perspektive heraus entstandenen Subkulturen wie Hip-Hop, Punk oder Hardcore offenbaren diese Problematik und sollten uns Ultras aufhorchen lassen, das subversive und gesellschaftskritische Moment von Ultrà nicht der kompletten Partizipation am kapitalistischen Fußball zu opfern.

Für die Zukunft heißt das konkret: den Widerspruch zwischen Ultrà und kapitalistischem Fußball zu erkennen, sich selbst in seiner Rolle in diesem Widerspruch zu reflektieren und kritisch und fragend voranzuschreiten!

Hier könnt ihr den Beitrag lesen.

Und hier findet ihr weitere Rezensionen und ein Interview mit dem Autor Ralf Heck:

120 Minuten – Blog

Zeckenbiss – online

Der tödliche Pass

Fanzeit

 

Lesenswert: Ultras im Fußball – „Dann hätten die Nazis gewonnen“

Unbenannt-1Auch während der Sommerpause möchten wir euch hier auf dem Blog über aktuelle Themen, Lesens- bzw. Sehenswertes informieren. Den Anfang macht der ZEIT ONLINE Artikel „Ultras im Fußball – ‚Dann hätten die Nazis gewonnen'“ in dem es um die Verdrängung von alternativen Ultras aus den Stadien durch Nazis geht.

Hier geht’s zum Artikel: Ultras im Fußball – „Dann hätten die Nazis gewonnen“

Bleibt informiert!

 

 

Neue Spezialeinheit der Bundespolizei: BFE +

bfe-beweissicherungs-und-festnahmeeinheit-plus.jpegDie Pläne lagen schon länger in der Schublade von CDU Innenminister Thomas de Maizière. Nach den Anschlägen von IS-Anhängern in Paris werden sie nun in die Tat umgesetzt. Terrorismusbekämpfung ist laut Innenminister dabei die Hauptaufgabe der neuen Spezialeinheit BFE + (Beweis- und Festnahmeeinheit plus), die der Bundespolizei unterstellt ist.

Als Unterstützung der Eliteeinheit GSG 9, von der sie auch für ihre besonderen Einsätze trainiert wird, soll sie vor allem für zeitlich länger andauernde Fahndungsaktionen sowie Festnahmen bzw. Zugriffe eingesetzt werden. Im Gegensatz zur GSG 9 wird sie jedoch nicht dauernd trainieren und auf den nächsten Einsatz warten. Die bis jetzt 50 neu ausgebildeten Beamten (vorher BFE Beamte) sind in ihrem Alltag im Einsatz für die Bundespolizei  und werden erst im jeweiligen Fall zu BFE+ Beamten. Interessant gerade auch für uns Fußballfans ist jedoch, dass die BFE+ nicht nur bei Terroranschlägen zum Einsatz kommt, sondern auch gegen „schwere Gewalttäter“ soll die BFE+ Einsatzhundertschaften der Bereitschaftspolizei der Bundespolizei unterstützen. So zumindest lautet das Ziel des Innenministeriums. (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bfe-neue-anti-terror-truppe-soll-die-gsg-9-unterstuetzen-a-1068077.html)

Es wird offensichtlich, dass diese neue Einheit keineswegs nur dafür gedacht ist, Terroristen zu bekämpfen, sondern vielmehr auch bei Fußballspielen und Demonstrationen gemeinsam mit Bereitschaftspolizei und BFE zum Einsatz kommen wird – ganz nach dem Motto: Wenns schon da is, kann mas auch benutzen…

Dass dadurch vor allem die Militarisierung der Gesellschaft vorangetrieben wird, in dem eine mit Sturmgewehren ausgerüstete Einheit im Innern – und nicht nur im Spezialfall – einsetzbar ist, ist in Zeiten der erhöhten Terrorgefahr für viele wohl ein hinnehmbares Übel. Für Law and Order Vertreter aus Politik und Polizei könnte es keinen besseren Zeitpunkt geben, diese Militarisierung weiter voranzutreiben. Allein die Ausrüstung der BFE + erinnert stark an eine militärische Einheit und unterscheidet sich kaum von der des GSG 9:

Neben der üblichen Dienstpistole (HK P30) tragen die Beamten der BFE+ ballistische Westen (sogenannte kugelsichere Westen) und führen eine Kurzversion des auch bei der Bundeswehr eingesetzten Sturmgewehres HK G36,  mit. Außerdem wird die Einheit mit gepanzerten Fahrzeugen ausgestattet sein.

Wann die erste BFE+ Einheit bei einem Fußballspiel oder bei einer Demonstration zum Einsatz kommt, ist wohl nur eine Frage der Zeit – jedoch muss das nicht unbedingt eilig geschehen…

Hier noch zwei interessante Videos zur BFE+:

BFE+ im Trainingseinsatz

Vorstellung der BFE+ durch die Bundespolizei