Einige Gedanken zum Thema “Ausgliederung”

10313062_362878910574930_2009261801107847828_nEin Gespenst geht um am Betze, das Gespenst der Ausgliederung. So oder so ähnlich könnte man einen solchen Text beginnen, der sich mit einem sehr heiklen Thema befasst, das – anders als die obige Zeile historisch konnotiert – nicht zu mehr Freiheit und Demokratie, sondern in diesem Fall eher zu weniger Mitbestimmung und Demokratie im Verein führen könnte.

Dieses Thema ist die Herauslösung der Profi- bzw. Lizenzspielerabteilung aus dem e.V. (eingetragener Verein) in eine Kapitalgesellschaft. Was bei vielen Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga mittlerweile längst geschehen ist, könnte demnächst auch bei uns am Betze Realität werden. Nachdem bereits Mitte der 2000er unter Rene C. Jäggi und auch danach in der Kuntz-Ära das Thema Ausgliederung auf die Tagesordnung kam – einige können sich sicher noch gut an die Jahreshauptversammlung erinnern -, man sich in letzter Konsequenz dann doch nicht an eine Umsetzung machte, wollen die Herren Gries und Klatt es nun (noch einmal) selbst probieren. Dabei spielen sie natürlich die Karte des Erfolges und Ködern alle FCK-Fans und Mitglieder mit dem schönen Ziel 1. Bundesliga.  Laut Vorstand würde es unser Verein jedoch nur wieder hoch schaffen, wenn wir einen Investor an Land ziehen würden. Dazu bedürfe es einer Ausgliederung der Profiabteilung. Denn wie Gries jüngst in der Rheinpfalz verkündete, hat ein Investor „rein rechtlich … keine Möglichkeit, Anteile am eingetragenen Verein zu erwerben“. Demnach könnte ein solcher Investor „nur Sponsoring oder Fremdkapital zur Verfügung stellen“. Der Vorstand, so Gries, suche jedoch „einen strategischen Partner, der mit uns eine Partnerschaft eingeht, mit seinem Kapital den Weg mit uns bereitet, um die erste Liga zu erreichen“. Was man den Herren Klatt und Gries zu Gute halten muss – und das haben die vorherigen Vorstände versäumt – ist die offene und ehrliche Kommunikation nach außen und auch die Partizipationsmöglichkeit an diesem (vorbereitenden) Prozess. Die Vereinsführung hat dazu nämlich einen Arbeitskreis gegründet, in dem neben den Vorständen Thomas Gries und Michael Klatt, der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolai Riesenkampff, ein Mitglied des Ehrenrates sowie fünf Vereinsmitglieder sitzen. Außerdem können sich FCK-Mitglieder zu den Treffen anmelden und an jedem Ende der Sitzung Fragen stellen.

Soweit die Fakten. Nun zu (m)einer fan- bzw. mitgliedskritischen Sichtweise. Ja, sicherlich stellt eine Ausgliederung in der heutigen Zeit einen wichtigen Faktor zur Herstellung einer Wettbewerbsfähigkeit im Kapitalgeschäft Bundesliga dar, doch sollte dies niemals zu Lasten der Mitbestimmung seitens der Mitglieder im Verein gehen. De facto aber kommt eine Ausgliederung einer Beschneidung der Mitgliedermitbestimmungsrechten gleich. Auch wenn die 50+1 Regel (noch) greift und ein möglicher Investor damit niemals die Mehrheit an Stimmen haben kann, bedeutet dies trotzdem, dass die Stimmenverteilung ungleicher und damit undemokratischer wird. Man muss sich das so vorstellen: In einer GmbH z.B. wäre dann der Investor Anteilseigner sowie der FCK. Der FCK hätte maximal 49 % der Stimmanteile und der FCK 51%. Man müsste sich als „Verein“ also gegen einen „Partner“ behaupten, der ganz andere Interessen als die Vereinsmitglieder besitzt. Z.B. wenn es um Vermarktung oder ähnliches geht – Beispiel: Name des Stadions oder ähnliches. Man begibt sich mit einer Ausgliederung nicht nur in eine demokratische Ungewissheit, sondern auch in eine wirtschaftliche Abhängigkeit von einem oder mehreren Investoren. Negativbeispiel ist hierbei sicherlich der TSV 1860 München. Nicht nur, dass Hasan Ismaik gewiss nicht vor seinem Einstieg überhaupt etwas vom TSV 1860 gehört hat und ihm die Interessen des Vereins und der Fans/Mitglieder völlig egal sind – da sie nämlich im Widerspruch zu seinen rein kapitalorientierten stehen -, sondern auch, dass man nämlich –  sollte sich mal ein (oder der einzige) Investor zurückziehen – auf einen nächsten Investor angewiesen wäre – Suche und Findung vorausgesetzt. Solch ein Szenario könnte ganz schnell in eine Insolvenz oder in eine wirtschaftliche Talfahrt münden. Denn bei einem Investorenmodell (speziell bei einer AG) sinkt das Eigenkapital – der BVB hält z.B. nur ca. 5% des Kapitals an der BVB AG –, das im Falle eines Investorenausstiegs oder beim Fallen der Aktie wenig finanziellen Rückhalt bieten würde. Natürlich ist dies ein sehr krasses Szenario – aber man muss im kapitalorientierten (Fußball) Geschäft mit allem rechnen – Gewinnen – Krisen – Verlusten und Insolvenzen. Ich möchte an dieser Stelle jedoch auch fairerweise anmerken, dass es durchaus Investoren geben kann, die sich der Sache des Vereins und der Fans verschreiben können und sich die Wahrung der Identität des Vereins als Investorenaufgabe machen können. Z.B. wenn man es schafft, einen Investor aus der Region an Land zu ziehen, der sich mit dem FCK zu einhundert Prozent identifiziert – das dürfte jedoch keine einfache Aufgabe sein.

Noch steht uns eine Ausgliederung nicht direkt bevor. Dazu bedarf es einer außerordentlichen Mitgliederversammlung (die laut Gries auch einberufen werden soll). Diese könnte durch Wahrung einer einmonatigen Frist zur Einladung durch den Vorstand einberufen werden. Gewiss geschieht dies aber in Rücksprache mit dem Arbeitskreis „Ausgliederung“. Bis dahin wird noch genug Zeit sein, sich kritisch und rational mit dem Thema auseinanderzusetzen, um letztlich eine bewusste Entscheidung im Sinne des FCK zu treffen. Dabei muss man letztlich wohl abwägen, ob man wettbewerbsfähig bleiben oder ob man die größtmögliche Mitbestimmung im Verein erhalten möchte. Ein Modell der beides sicherstellt, gibt es auf dem Papier leider nicht. Dies würde letztlich vom jeweiligen Investor abhängen.

Um sich etwas weiter mit dem Thema zu beschäftigen, hier noch ein paar interessannte Links:

Zur Ausgliederung beim FCK:

Fan-Initiative “1.FCK – E.wig V.ereint”

http://www.swr.de/swraktuell/rp/kaiserslautern/1-ausgliederung-oder-finanzielles-abseits/-/id=1632/did=19390948/nid=1632/1c14cy1/

http://www.swr.de/sport/fussball-1-mit-brezeln-und-investor-in-die-bundesliga/-/id=1208948/did=18784636/nid=1208948/1ruqzxd/

http://www.rheinpfalz.de/nachrichten/titelseite/artikel/fck-sucht-investoren-und-einen-ausweg-aus-der-sackgasse/

http://www.rheinpfalz.de/nachrichten/titelseite/artikel/fck-auf-brautschau/

Zur Ausgliederung allgemein:

http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/die-bundesliga-gmbh-die-anteile-bestimmen-nicht-die-stimmrechte/10348344-3.html

http://www.spiegel.de/sport/fussball/fussball-bundesliga-so-gehen-die-klubs-mit-investoren-um-a-1042220.html

 

 

RWH: Ein neues Maß der Unverhältnismäßigkeit

Wie die französische Polizei aufgrund des Verdachts der Sachbeschädigung einen minderjährigen Fußballfan tagelang einsperrt

Nach dem Derbysieg des 1. FC Kaiserslautern gegen den Karlsruher SC dürften die meisten FCK-Anhänger einen 1-fc-kaiserslautern-borussia-dortmund-bundesliga-2011-2012-18gelungenen Samstagabend verbracht haben. Die Abstiegsangst fast gebannt, das Südwestderby für sich entschieden – eigentlich ein perfekter Tag für jeden Fan der roten Teufel. Zahlreiche rot-weiße Anhänger reisten nach diesem wichtigen Sieg weiter nach Frankreich, um den seit vielen Jahren befreundeten Anhang des FC Metz im Abstiegskampf der Ligue 1 zu unterstützen und die beiden Siegen zusammen zu feiern. Für das 17 Jährige RWH-Mitglied Sven (Name geändert)  endete der Abend jedoch in französicher Haft – wegen des Verdachts der Sachbeschädigung.
Wir haben auf unserer Seite schon von einigen Fällen berichtet, bei welchen Fußballfans einer unverhältnismäßigen Behandlung durch die Polizei ausgesetzt waren. Unser neuester Fall schockiert trotzdem wie kaum ein zweiter.

So soll es im Metzer Stadtzentrum nach besagtem Spiel am Samstagabend zu fortgeschrittener Stunde zu Sachbeschädigungen gekommen sein. Bei den anschließenden Kontrollen durch die französische Polizei kam es daraufhin zu willkürlich wirkenden Verhaftungen  von Einzelpersonen aus einer großen Masse heraus, darunter auch dem 17-jährigen Sven. Dieser musste anschließend die Nacht in französischem Gewahrsam verbringen. Nur um noch einmal daran zu erinnern: der Grund für die Verhaftung und die Nacht in Gewahrsam ist einzig und allein der Verdacht (!) der Sachbeschädigung. Schon diese äußerst unverhältnismäßige Behandlung löst bei uns Kopfschütteln aus. Die weiteren Vorgänge am Sonntagmorgen lassen uns jedoch nur noch ungläubig staunen.

So verlängerte die französische Polizei die Haft für Sven völlig überraschend bis Dienstag, eine Abholung durch Svens Vater wurde kurzfristig abgelehnt. Trotz mehrmaliger Aufforderung von Svens Vater wurden keine Informationen zur Tat, dem Gesundheitszustand von Sven und dem folgenden Verfahren herausgegeben. Des Weiteren wurde es den Familienangehörigen untersagt, mit Sven zu sprechen oder ihn gar zu sehen.

Wir als RWH finden zu diesem Vorgehen der französischen Polizei keine Worte. Einen minderjährigen Jungen aufgrund des Verdachts der Sachbeschädigung über 3 Tage in Gewahrsam zu behalten, jeglichen Kontakt zur Außenwelt abzuschneiden und nicht einmal den Eltern Svens eine Auskunft über seinen persönlichen Zustand zu geben, grenzt an eine Menschenrechtsverletzung und ist so nicht hinzunehmen. Wir haben den Kontakt mit der deutschen Botschaft in Frankreich aufgenommen und werden alles versuchen, um dieses Vorgehen der französischen Beamten zu unterbinden und Sven bestmöglich zu unterstützen. Ein Verdacht der Sachbeschädigung rechtfertigt in keinster Weise beschriebene Maßnahmen. Ganz egal in welchem Land dieser Welt.

Fans vs. RedBull – oder ein Gedankensprung darüber, ob jeder die gleichen Voraussetzungen zur Kritik an RB hat

UnbenanntIn der Saison 2014/2015 stieg der Red Bull Verein aus Leipzig frisch in die 2. Liga auf. Für uns Ultras war damals klar, wir müssen da was machen. So starteten wir als Ultraszene in Kaiserslautern mit anderen Ultrà- und Supportergruppen die Kampagne „Nein zu RB“. Erste öffentlichkeitswirksame Aktionen wurden durchgeführt. Neben einer inhaltlichen Auseinandersetzung, fanden auch eher plakative Aktionen statt. Einige Fanszenen boykottierten gar die Auswärts-, und sogar die Heimspiele, gegen RB Leipzig – so auch wir.

All diese Aktionen verhinderten natürlich nicht den Aufstieg RB Leipzig in die Bundesliga – verzögerten ihn jedoch gewiss. Denn das negative Image RB Leipzigs hat sich zwar sicher nicht auf die Verkaufszahlen von Red Bull ausgewirkt, jedoch gewiss ein wenig auf die Moral im Kader. Denn der in fast jedem Stadion spürbare Hass der RB entgegengebracht wurde, hat ohne Weiteres bei dem ein oder anderen RB-Spieler unmittelbare Spuren hinterlassen. Ob der einzelne Spieler nun was dafür kann, dass er dem großen Geld von Red Bull hinterherrennt, darf wahrlich angezweifelt werden, in Zeiten in denen auch Fußballer nichts als Humankapital und demnach Personen sind, die ihre Arbeitskraft zum bestmöglichen Preis verkaufen müssen. Dies zu berücksichtigen ist grundlegend wichtig, will man eine differenzierte Kritik an RB Leipzig und am Fußball generell formulieren. Doch gleichzeitig muss man verstehen, dass nicht jeder Fan über die Grundprinzipien politischer Ökonomie Bescheid wissen kann. Oft klingen dann solche Argumente, die das System in den Vordergrund rücken, sehr von oben herab oder schlichtweg zu intellektuell und sie gehen am gewöhnlichen Fußballfan und seiner Wahrnehmung vorbei. Denn was wahrgenommen wird, ist, dass sich der Fußball immer weiter von einem entfremdet. Das beginnt beim Stadionerlebnis, dass mittels (überwachungs-)technischer Aufrüstung (Kartenlesegeräte am Einlass, Bezahlen nur noch per Karte), dem Konsumangebot sowie einer dauerhaften Kontrolle und Überwachung (nicht nur beim Einlass) und endet beim Ändern des Stadionnamens in Firma XY (z.B. „Trolliarena“). Neben diesen eher schon lang stattfindenden schleichenden Entfremdungstendenzen – also weg von einem Fußball „wie er früher einmal war“ – finden nun auch solche statt, die für viele schlicht und ergreifend eher prompt und unvorhergesehen kommen. So halt auch die Gründung RB Leipzigs und der schnelle Aufstieg in die Bundesliga. Dies führt dann dazu, dass für viele Fans nun eine Grenze überschritten wurde – ohne natürlich zu wissen, dass es nie eine Grenze gab bzw. wenn überhaupt, diese Grenze mit der Gründung der Bundesliga überschritten wurde. Denn dort wurde der Weg zu einer kommerziellen Profiliga geebnet. Und unter kapitalistischen Produktionsbedingungen führt das dann in letzter Konsequenz dahin wo wir heute sind. Die Erkenntnis über diese kapitalistische Logik sollte jedoch nicht dazu verleiten, jede neue Entwicklung ohne weiteres hinzunehmen, mit dem Verweis, „das ist halt so im Kapitalismus“. Dieser Argumentation bedienen sich neben RB-Kritikern auch RB-Befürworter. Das wäre genauso, wie wenn man sagen würde, dass die Banken nun mal so arbeiten, weil wir ja im Finanzkapitalismus angekommen sind. Zwar wird das System – also das des Finanzkapitalismus bzw. des Neoliberalismus – irgendwann implodieren, erste Anzeichen darauf gab ja schon die weltweite Finanzkrise (durch die mehrere Millionen Menschen in den USA obdachlos wurden), doch muss man es soweit kommen lassen? Nein, denke ich. Daher ist auch eine Kritik an RB Leipzig nicht nur richtig, sondern notwendig, um spätestens jetzt gegenzusteuern oder um „Schlimmeres“ zu verhindern. Dabei darf diese Kritik natürlich nicht an RB Leipzig stehen bleiben, sondern muss weitergehen und die komplette politische Ökonomie umfassen. Diese weitergehende Kritik nun aber von jedem Fan zu verlangen, ist völlig unrealistisch und negiert gesellschaftliche Ungleichheiten hinsichtlich Bildung, Kultur und finanziellem Vermögen. Daher scheint es wichtig, sich über diese gesellschaftlichen Machtverhältnisse im Klaren zu sein, um zu verstehen, wie man auch Menschen mit dieser weitergehenden Kritik erreichen kann.

Eins ist schon jetzt klar, eine Kritik um der Kritik willen, bringt uns nicht weiter. Vielmehr muss ein Raum geschaffen werden, in dem (über verkürzte Kritik) diskutiert wird und gemeinsam über Strategien nachgedacht wird. Wir haben dies damals mit der Kampagne „Nein zu RB“ versucht – andere haben lieber von außen bzw. von oben kritisiert.

Zum Thema “Freiheit stirbt mit Sicherheit” – ein Kommentar von Christoph Ruf

christophJeder kennt den Spruch: “Überwachung? Finde ich nicht schlimm, ich habe ja nichts zu verbergen”. So oder so ähnlich reagieren viele Menschen auf die sich immer weiter ausweitende Überwachung des öffentlichen Raumes. Zu diesem öffentlichen Raum gehören mitunter auch Fußballstadien, in die an jedem Wochenende mehrere Millionen Menschen pilgern, um ihre Mannschaft zu unterstützen oder Fußball zu konsumieren – soll ja mittlerweile auch vorkommen…

Christoph Ruf – Journalist, Publizist und Fußballfan –  hat sich nun in seiner Kolumne für die Tageszeitung “Neues Deutschland” über diese Zustände geäußert. Wir finden seine Ausführungen sehr lesenswert und denken, dass es wichtig ist, sich mit dem Thema “Überwachung und Polizeistaat” – auch als Fußballfan – auseinanderzusetzen.

Hier geht’s zu dem Artikel: Klick!

Unterwegs in der rumänischen 4. Liga mit U Cluj

Als Fußballfan schaut man gerne in andere Länder, sei es des Spiels wegen, oder dem Interesse der dortigen Fankultur. Zu den Ländern, die wir bisher eher weniger auf dem Schirm hatten, zählt zweifelsohne Rumänien. Um auch hier einen kleinen Einblick zu bekommen, berichtet einer unserer Schreiber aus Cluj, der zweitgrößten Stadt des Landes und bringt uns die dortige Fußballkultur mit allem was dazugehört etwas näher.

 

Kleine Anmerkung vorweg: Auf einigen der Bilder im Beitrag ist das sogenannte Keltenkreuz zu sehen. Ich war selbst sehr erstaunt, da ich dieses immer mit einem rassistischen Symbol assoziiert habe. Deshalb habe mit einigen Personen in Rumänien darüber gesprochen und wurde aufgeklärt. Anders als in Deutschland, wo das Symbol in der rechtsextremen Szene – in stark stilisierter Form – weit verbreitet ist, wird das Keltenkreuz in der rumänischen Mythologie als das Symbol der Sonne angesehen. Man kann es auch auf diversen Statuen im Lande wieder finden und es hat eine gewisse Ähnlichkeit zu manchen Kreuzen, die in orthodoxen Kirchen zu finden sind. Einen Artikel zu diesem Thema findet ihr hier, leider nur auf Rumänisch: www.traditionalromanesc.ro (vielleicht hilft euch der Google-Übersetzer, um zumindest einen groben Zusammenhang zu verstehen).

 

Universitatea Cluj – von der zweiten in die vierte Liga

Es liegen eineinhalb turbulente Jahre hinter Universitatea Cluj, einem rumänischen Viertligisten. In der Saison 2014/2015 konnte man mit dem Einzug ins Pokalfinale den größten Erfolg der Vereinsgeschichte in den letzten 50 Jahre erzielen. Mit einem stattlichen Haufen reiste die Fanszene die etwa 400 Kilometer nach Bukarest zum Finale. Erwähnenswert ist hier vor allem, dass Auswärtsfahrten in Rumänien wesentlich beschwerlicher sind, als in anderen Ländern. Es gibt kaum Autobahnen und durch die große Fläche des Landes sind auch unglaublich lange Anreisen mit dem Zug hier die Regel. Für das Finale konnte die Fanszene mit einem Sonderzug anreisen, der sage und schreibe zwölf Stunden für die Rückfahrt gebraucht hat. All die Strapazen und die fast zwei Tage on Tour konnten leider nicht mit dem Titelgewinn versüßt werden. Trotzdem wird das Finale bestimmt vielen als ein großer Tag in Erinnerung bleiben.

1pokalfinalefacebooksepcilerosii Foto: Facebook Sepcile Rosii (www.facebook.com/peluzasepcilerosii/)

 

In der gleichen Saison verspielte man zudem in den letzten Spielen auch ein gutes Punktepolster auf die Abstiegsplätze und musste den Gang in die zweite Liga antreten. Ausgerechnet der Stadtrivale CFR Cluj, der mit erheblichem Punktabzug wegen Lizenzverstößen in die Saison starten musste, konnte U noch einholen. Die darauffolgende Saison beendet man in der zweiten Liga auf Platz 10 von 17, was für die Kicker in Schwarz und Weiß bedeutete, an den Playoffspielen um den Abstieg teilnehmen zu müssen. Schlussendlich stand der zweite Abstieg in Folge fest. Als sei das nicht schon genug, hatte der Klub auch noch große Geldprobleme. Ein Insolvenzverfahren wurde eröffnet. An dem Tag, als dieses vor dem Insolvenzgericht verhandelt werden sollte, gab es in Cluj eine große Demonstration mit etwa 5.000 Teilnehmern unter dem Motto: „Wenn U nicht wäre“.

Mehr Fotos und einen kleinen Bericht zur Demo findet ihr auf www.facebook.com/Unterwegs-in-Sachen-Fussball-151354851606305/

 

Bis kurz vor dem Start in die neue Saison war nicht wirklich klar, ob Cluj nun in der dritten oder sogar in der vierten Liga starten würde. Wer dachte in und um unseren Verein aus Kaiserslautern geht es schon chaotisch zu, dem sei zu sagen: es geht noch viel schlimmer! Universitatea startete schließlich die Saison 2016/2017 in der vierthöchsten Spielklasse Rumäniens.

 

Einblicke in die rumänische Ultraszene

Aufgrund eines längeren Aufenthaltes in Rumänien und durch Kontakte, die ich bei vorherigen Aufenthalten geknüpft habe, konnte ich in den Genuss kommen, die Hinrunde von U mit zu begleiten und einige Einblicke in die rumänische Ultrakultur zu erhaschen. Sportlich gesehen waren die meisten Spiele eher uninteressant. Nur ein einziges Mal lies der Klub aus Transsilvanien Punkte liegen, bei einem 2:2 Unentschieden Auswärts in Turda. Selbiges Team schlug man allerdings nur einige Tage später grandios im Verbandspokal und lag nach 12 Minuten bereits 3:0 in Führung. Auch die restlichen Spiele kann man getrost in die Kategorie „Opfer, keine Gegner“ stecken. So kam es nicht nur einmal vor, dass man eine zweistellige Anzahl an Toren erzielte. Rekord in der Hinrunde war ein 12:0-Erfolg gegen A.C.S. Unirea Tritenii de Jos. Insgesamt schossen die in schwarz und weiß gekleideten Kicker in den 14 Vorrundenspielen 82 Tore und mussten nur 5 Gegentore hinnehmen.

 

Deshalb will ich euch vor allem von den Impressionen von den Rängen berichten. Von Zuschauerzahlen wie in Deutschland ist Rumänien meilenweit entfernt, selbst oder vor allem in der ersten Liga. Einen kleinen Artikel über die Hintergründe findet ihr in dem Artikel „Warum nicht nur die Fans den professionellen Fußball den Rücken kehren“ (peoricestadion.eu) Zum Halbfinal Spiel von U gegen Steaua in der Saison 2014/2015 kamen beispielsweise „nur“ 10.000 Menschen ins Stadion, was für Rumänien abseits von den Hauptstadtvereinen schon sehr beachtlich ist. Zu normalen Heimspielen waren es wohl so etwa 2.000 Menschen, natürlich immer abhängig von Wetter, Gegner und Anstoßzeit. In der vierten Liga kamen schätzungsweise durchschnittlich etwa 1.000 Leuten zu den Spielen, teilweise auch bedingt durch katastrophale Anstoßzeiten wie etwa Mittwochs um 16:00 Uhr. Trotzdem eine, wie ich finde, sehr erfrischende Erfahrung. Spieler, die noch ohne Namen auf dem Trikot auflaufen, ohne Trikotsponsor, so gut wie keine Werbung im Stadion und keine nervige Dauerbeschallung durch die Stadionanlage. Und auch keine Fernsehübertragung mehr, da der Verein nun unterklassig spielt. Wer das Spiel sehen wollte, musste eben ins Stadion gehen. Kurz gesagt einfach nur ein Fußballspiel vor Menschen die eben nur auf genau das Bock haben: ein Fußballspiel.

 

Die Atmosphäre im Stadion hat durchaus ihren eigenen Charme. Klar wirken so wenige Zuschauer in einem so großem Stadion auf den ersten Blick etwas verloren, trotzdem schaffte man es mit den Leuten die da waren eine Stimmung zu erzeugen die einem Fußballspiel würdig ist und nicht selten konnte man hören, wie der Schall der Gesänge von der gegenüberliegende Seite wieder zurück kam. Generell hatte, beziehungsweise habe ich den Eindruck, dass nicht nur der Fußball, sondern auch die Ultrakultur bei weitem nicht so professionalisiert ist, wie bei uns. Sei es vom Stil der Fahnen oder Spruchbänder, die größtenteils längst nicht diese „grafische Finesse“ haben, die sich in Deutschland über die letzten Jahre entwickelt hat, als auch was die Organisation des Auftritts im Stadion angeht. Wie in meinen bisherigen Berichten bereits geschildert, verbringen die Rumänen längst nicht so viel Zeit im Stadion, wie man es aus Deutschland kennt. Zwanzig Minuten vor Spielbeginn ist die Kurve meist noch gähnend leer, erst kurz vor Anpfiff wird das Stadion geentert, die Zaunfahne aufgehängt und sich trotz des Rauchverbots noch schnell ‘ne Kippe gegönnt. Bei so einer knappen Zeitkalkulation kommt es natürlich jedes Heimspiel vor, dass Leute aus der aktiven Szene auch erst nach Anpfiff ins Stadion kommen. Der Support wird natürlich auch hier durch einen Vorsänger koordiniert. Es kann aber auch mal vorkommen, dass derjenige kurz für ein paar Minuten während des Spiels verschwindet, weil er beispielsweise schnell einen Anruf entgegennimmt oder sich selbst schnell mal eine Zigarette durchzieht. Naja eben alles etwas chaotischer und nicht so straff organisiert.

U Cluj Vereinshymne

 

Liedtechnisch konnte mich das Ganze hier aber durchaus mehr als nur überzeugen. Statt eines standardmäßigen „You’ll never walk alone“ gibt es hier die mehrstrophige Vereinshymne zum Einlauf auf die Ohren – natürlich ohne nervige Untermalung von den Lautsprechern. Zu der Melodie von „Freude schöner Götterfunken“ werden auch immer die Schals mit in die Luft gereckt. Auch sonst konnte ich hier neben den kurzen Anfeuerungsrufen und ein paar sehr bekannten Melodien, aber auch viele solcher hören, die meinen Ohren fremd waren. Gepaart durch die etwas melodischer klingende rumänische Sprache hatten einige Lieder durchaus Ohrwurm Charakter. Teilweise sind auch mehrstrophige Lieder mit sehr kreativem Text im Repertoire.

 

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Choreo zum ersten Spieltag unter dem Motto: „Wir entfachen keine neue Flamme, denn die alte ist nie erloschen! Es ist keine neue Geschichte, wenn das Ende nicht geschrieben wurde!“

 

Zum Anfang der Saison hatte man das Gefühl, dass die Fanszene im Vergleich zu den Auftritten, die ich in der ersten Liga sehen konnte, mehr Freiheiten genoss. So war Pyrotechnik in der ersten Hälfte der Hinrunde ein fester Bestandteil der optischen Untermalung und kam so gut wie bei jedem Spiel zum Einsatz. Zum Start der zweiten Halbzeit wurde es meistens neblig im weiten Rund. Das sollte sich allerdings im Verlauf der Hinrunde mit zunehmender Repression dann noch ändern.

 

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Vorfreude gab es bei mir vor allem auf die Auswärtsspiele. Vor der Saison wurde über die Google Bildersuche bereits das eine oder andere Stadion erkundet. Neben Dorfplätzen, die überhaupt nichts außer einem Fußballplatz und einen Zaun drumherum haben, gab es kleine Stadien mit durchaus einzigartigen komischen Tribünen bis hin zur einer richtig geilen alten Schüssel. Leider gab es schlussendlich dann nur ganze vier (!) Auswärtsspiele, wovon ich zwei verpasste, da ich erst ab dem dritten Spieltag hier eintraf. So verzichtete der ein oder andere Verein auf sein Heimrecht, und schenkte Cluj ein Heimspiel, um etwas bei den Ticketeinnahmen mitzuverdienen und ein Spiel wurde auf Drängen der Bullen nach Cluj verlegt.

 

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Mihai Georgescu – U Cluj, 0:8, Baza Sportiva

Mein erstes Auswärtsspiel konnte ich dann bei einem Verein, der auch aus Cluj stammt, sehen. Mittwochs 16:00 Uhr, welch glorreiche Anstoßzeit. Flutlicht anschalten ist für den Ligabetrieb in der vierten Liga zu teuer, wodurch dieser grausige Termin zustande kam. Für viele leider aufgrund von Arbeitszeiten nicht machbar. Der kleine Sportplatz liegt irgendwo zwischen den Stadien von U und CFR, allerdings doch schon im Gebiet des Feindes. Bei heftigsten Regen fanden sich etwa 250 schwarz-weiße Fans auf dem kleinen Stehplatz längs des Spielfeldes ein. Fünf Betonstufen auf dem notdürftig ein paar Holzbretter festgeschraubt waren, links und rechts teilweise schon so verwuchert, dass man dort nicht mehr stehen konnte. Davor ein Zaun, der nicht nur teilweise stark bewachsen war, sondern auch große Löcher aufwies. Keine Anzeigetafel, kein Stadionsprecher – Fußball pur! Und auf den Rängen sangen und sprangen die Fans, trotzten dem Regen und der Anstoßzeit und unterstützten ihr Team, dass die Unterstützung allerdings nicht wirklich nötig hatte. Selbst mit angezogener Handbremse erzielte man einen hohen Kantersieg, nicht nur durch die eigene Übermacht, sondern auch verschuldet durch die Unfähigkeit des Gegners, der sich mindestens zwei Dinger selbst reinlegte. Für einen optischen Akzent sorgten die Fans diesmal ausnahmsweise nicht durch Pyro, sondern mit Kassenrollen die direkt nach Spielbeginn gen Spielfeld flogen. Der eine oder andere Spieler hatte große Mühe, dort zu spielen und verhedderte sich in all dem Papier, weshalb der Schiedsrichter kurz das Spiel unterbrach und die Spieler zum Aufräumen verdonnerte. Natürlich sendete man auch einige Grüße an den Stadtrivalen und vor allem ein Lied, in dem man betontet, dass man die einzige Fankurve in Cluj-Napoca sei, wurde immer wieder laut und ausdauernd zum Besten gegeben. Nach dem Spiel gab es noch eine kurze Schubserei mit den Bullen, was genau los war oder warum die Bullen nach dem Spiel so aggressiv waren, konnte mir niemand so wirklich erklären.

 

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Foto: Arman Noemi https://www.facebook.com/photosbynoemi/

 

U Cluj- Ardealul Cluj, 2:0 Cluj Arena

Fast genau zehn Jahre nachdem die Fahne der Black Devils zum ersten Mal bei einem Spiel von U Cluj am Zaun hing, feierte die Gruppe mit einer Choreografie ihr 10-jähriges Bestehen. Um sich auf das Spiel einzustimmen, trafen sich die Jungs bereits am frühen Mittwochvormittag in einer Pizzeria, versteckt in einer kleinen Seitenstraße zwischen irgendwelchen Blocks. Auch ich war eingeladen und konnte mit den Jungs bei einigen selbst für rumänische Verhältnisse unschlagbar billigen Bieren und Pizza etwas plaudern, bevor es uns in eine Kneipenstraße unweit des Stadions zog während die ersten sich mit der Choreo auf den Weg ins Stadion machten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit sollte dann eigentlich die Choreo durchgeführt werden, das Ganze umrandet von etwas Pyro. Allerdings begaben sich in der Halbzeit mehrere kantige Ordner in die Kurve und stellten sich direkt zu den Jungs. Nach so viel Pyrotechnik in den letzten Spielen hatten die Jungs den Braten wohl gerochen, weshalb an eine Durchführung wie geplant erst mal nicht zu denken war. Nach Verhandlungen mit den Ordnern konnte man erreichen, dass diese sich ein paar Minuten vor Spielende verpissen und man dann die Choreografie wie geplant durchführen kann. So wurde dann drei bis vier Minuten vor Spielende schließlich das Spruchband aufgehängt und die Blockfahne entrollt, auf der eine 10 zu sehen war, umrahmt mit einem Lorbeerkranz und in der Null das Logo der Gruppe platziert. Das ganze stand unter dem Motto „Heute feiern wir 10-jährige Aktivitäten für ein Symbol, dass für die Ewigkeit hält!“.

Dazu wurden unter der Choreo noch einige Rauchbomben, ein paar Bengalos und einige Böller gezündet. Noch während die Blockfahne oben und die ganze Kurve in Rauch gehüllt war, kamen die Ordner zurück in die Kurve und kassierten einen der Jungs ein. Das Spiel endete schließlich mit einigen Ultras die aus der Kurve stürmten um sich zu solidarisieren und zu sehen, ob man vielleicht denjenigen noch befreien könnte. Das alles half nichts und er musste mit den Bullen erstmal eine Zeit lang mit aufs Revier. Ein paar Jungs warteten auf den in Gewahrsam-Genommen, was zu einer weiteren Festnahme eines „Pyrosünders“ führte, der währenddessen über die Videos identifiziert wurde.

 

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CS Floresti – U Cluj, 1-2 Cluj Arena

Nur drei Tage später feierten auch die Boys ihr 10-jähriges Bestehen, natürlich auch mit einer Choreografie zu Ehren ihres Geburtstags und umrandet mit etwas Pyrotechnik. Es sollte das letzte Mal in der Hinrunde sein, dass das Stadion in Rauch gehüllt wurde. Auch dieses Mal versuchten die Ordner der „Scutul Negru“ noch während der Pyroshow Leute herauszuziehen, was dieses Mal aber von der Kurve erfolgreich verhindert werden konnte und in Drohungen seitens der Security endete.

 

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IS Campia Turzii – U Cluj,0-4, Stadionul Mechel

Organisatorisch war die Anreise ein Hin und Her. Ein Großteil der Szene reiste die circa 40 Kilometer mit dem Zug zum Auswärtsspiel. Da der Zug fast zwei Stunden brauchte, war ich doch froh einen Autoplatz zu ergattern und nicht bereits morgens um 7:00 Uhr am Bahnhof sein zu müssen. Geplanter Treffpunkt für uns war kurz nach 8:00 Uhr in dem Stadtteil in dem ich wohnte. Als ich völlig übermüdet vom Handy geweckt wurde, hatte ich die Nachricht aus der Nacht gelesen, dass der Fahrer sich verzählt hat und doch kein Platz mehr im Auto vorhanden sei. Ziemlich enttäuscht, da ich den Zug ja bereits verpasst hatte und sonst auch keine andere Option hatte, drehte ich mich um und schlief weiter bis mein Handy wieder klingelte. Diesmal war es nicht der Wecker sondern ein Freund. Der Fahrer hat sich schon wieder verzählt, ich sollte in zehn Minuten bei ihm sein, dann ich könnte ich mitfahren. Noch nicht mal richtig wach musste ich erst mal in die Dusche springen und habe es sogar zu meinem Verwundern in knapp zehn Minuten bis zu ihm geschafft. Mit zwei Autos machte wir uns auf den Weg und steuerten erstmal eine Tankstelle an, um eine Art Lizenz zu kaufen, um mit dem Auto auch außerhalb der Stadt fahren zu dürfen. Das andere Auto steuerte danach direkt die nächste Tanke an, um einige Biere zu kaufen. Warum man dafür extra noch an eine andere Tankstelle fährt, bleibt mir bis heute ein Rätsel, aber nun ja. Als wir Cluj endlich verlassen hatten, fuhren wir direkt wieder raus auf einen Parkplatz um noch ein Mobfoto zu schießen, und auch das andere Auto mit Bieren zu versorgen. Da dies nicht unser letzter Stopp sein sollte, brauchten auch wir zwei Stunden bis zum Stadion. Ohne die Pausen wären es aber wohl trotzdem etwas mehr als eine Stunde Fahrt für 40 Kilometer gewesen, Rumänien überrascht mich echt immer wieder. Das Stadion selbst hatte durchaus Charme, der Gästeblock bestand aus ein Paar Betonstufen längs des Spielfeldes, die auch überdacht waren. Auf der gegenüberliegenden Seite stand eine kleine richtig urige Tribüne, in der sich unten die Umkleidekabinen befanden. Die Gästemeute startete gut aufgelegt im sonnigen Gästeblock ins Spiel und erreichte eine gute Lautstärke. Nach etwa zehn Minuten wurde der Support aber erst einmal unterbrochen. Die Ordner wollten scheinbar jemanden nicht ins Stadion lassen, was dazu führte, dass ein paar Ultras am Zaun mit den Ordnern diskutierten. Die Situation eskalierte schnell und kurze Zeit später befanden sich einige Ultras im Nebenblock und im Innenraum des Stadions beziehungsweise teilweise auch etwas auf dem Spielfeld. Nach einer kurzen Spielunterbrechung beruhigte sich die Situation wieder und alle Ultras fanden sich wieder im Gästeblock ein, um nun richtig aufzudrehen. Vor allem das Lied „ U Cluj ist die Mannschaft die dich zum Vibrieren bringt“ wurde lang ausdauernd und richtig laut gesungen. So direkt unter dem Dach hat das schon richtig gescheppert und fast der ganze Gästeblock sprang wild durcheinander. Für mich definitiv das Highlight der Hinrunde. Nach dem Spiel, das (natürlich) gewonnen wurde, machte sich die Meute auf den Weg aus dem Stadion, die meisten bogen nach links ab, ich mutmaßte Richtung Bahnhof, also habe ich mich auf den Weg zum Auto gemacht. Der Mob war allerdings auf dem Weg die Heimtribüne zu entern und dort nochmals ihre Fahnen aufzuhängen und etwas zu singen, was bis zum Auto und auch bestimmt noch weiter in das Dorf hallte. Auf dem Rückweg wurde sich natürlich nochmal bei der erst besten Gelegenheit mit Bier eingedeckt und eines der Autos musste konsumbedingt ihren Fahrer auswechseln.

 

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Armenopolis Gherla – U Cluj, 0-2 , Cluj Arena

Eines der letzten Spiele der Saison stand im Zeichen des Protests. Eigentlich sollte U ein Auswärtsspiel bestreiten und musste am Ende doch wieder daheim spielen. Das Ganze wurde von den Bullen gekippt, da das Stadion angeblich nicht tauglich wäre für die erwartete Masse an Zuschauern. Beim ersten Auswärtsspiel, bei dem es rund um den Sportplatz nichts als einen Zaun gab, keine Tribüne, nichts, war das allerdings kein Problem… Unter der Hand munkelt man, die Bullen hatten einfach keine Lust raus aufs Land zu fahren, um die Fans zu begleiten, weshalb sie Druck gemacht haben, das Spiel nach Cluj zu verlegen. Aus Protest gegen diese Maßnahme und die erhöhte Polizeipräsenz, neue Stadionverbote und andere Repressalien, entschied man sich, die erste Halbzeit komplett zu schweigen und keine Zaunfahnen aufzuhängen. Stattdessen prangte vor der Kurve über das Ganze Spiel ein Spruchband mit dem Inhalt „Ihr filmt uns jedes Spiel während wir ein Bier trinken und singen, währenddessen passieren anders wo Straftaten und der Täter kann gemütlich davon laufen“. Zur zweiten Halbzeit startete die Peluza Sepcile Rosii dann mit der Vereinshymne, die normalerweise traditionell zu Beginn des Spiels von den Anhängern gesungen wird, was mit lauten Applaus und Jubel von den Sitzplätzen quittiert wurde. Im Laufe des Spiels wurde dann nicht nur die Mannschaft unterstützt, sondern auch immer wieder lautstark in Richtung Bullen und Security gepöbelt.

 

U Cluj – Vulturul Mintiu Gherlii, 8:0, Cluj Arena

Ende November zum letzten Spiel der Hinrunde musste U, wer hätte es gedacht, mal wieder daheim ran. Natürlich konnte auch dieses Spiel souverän gemeistert werden, was Cluj zum Herbstmeister machte. Besonders war wohl der Auftritt der Fans: Diese packten für die letzten Minuten des Spiels schon mal ihre Banner ein und wechselten in den Unterrang der Kurve, wo für die restliche Spielzeit nochmal richtig Gänsehaut-Atmosphäre erzeugt wurde. Zu Spielende, als die Mannschaft dann in Richtung der Fans kam, um sich für die Unterstützung zu bedanken, betrat man dann einfach fix die Tartanbahn des Stadions und feierte hautnah mit den Spielern, als hätten diese gerade schon den Aufstieg klargemacht.

 

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Basketball U BT Cluj – CSU Sibiu, 91-80, Sala Polivalenta

Da die Hinrunde ja schon recht früh zu Ende war, besuchte ich noch zwei Basketballspiele des Universitätsteams. Auffällig war, dass auch dort einige bekannte Gesichter der Ultraszene zu sehen waren. Ab und zu kommen diese auch organisiert zum Spiel und unterstützen auch die Basketball- oder Handballmannschaften. So war es auch gegen Sibiu, beide Teams stehen in der Tabelle relativ nah beieinander und kämpfen um die Meisterschaft. Traditionell ist das Verhältnis der Fanlager beim Basketball auch wegen der regionalen Nähe eher angespannt, das Spiel wurde im Vorfeld als das Basketballderby von Transsilvanien beworben. Aus Sibiu begleiteten rund 200 Fans ihr Team komplett in Gelb. Angeführt wurde der Mob, der schon gut aufgelegt an der Halle ankam, von den Ultras Sound, der einzigen Basketball-Ultragruppe Rumäniens. Diese sollten allerdings im zweiten Viertel ihre Zaunfahne verlieren. In der Halbzeit starteten noch einige Anhänger der Heimseite den Gästefans einen Besuch ab, um sie nochmal freundlich daran zu erinnern, wer jetzt im Besitz ihrer Zaunfahne ist. Da die Bullen eingriffen und anfingen die Leute zu filmen, verließen diese zu Beginn des dritten Viertels dann die Halle. Die Gruppe Ultras Sound verkündete ein paar Tage später per Facebook ihre Auflösung. Neben der Zaunfahne blieben auch die Punkte in Cluj, auch wenn Sibiu durchaus Chancen auf einen Sieg hatte.

ZaunfahneU

Video vom Zaunfahnenverlust www.facebook.com/peluzasepcilerosii/

 

Ein kleines Dankeschön geht an dieser Stelle noch raus an alle neuen Bekannten und Freunde, die diese Erfahrung für mich möglich gemacht haben und an Christian Cosma mit dessen freundlicher Genehmigung wir seine Bilder hier publizieren können.

Mai vedem la Cluj! Haide U!

“01.02.2012, Port Said: never forgive – never forget”

1-fc-kaiserslautern-wuerzburger-kickers-2-bundesliga-2016-2017-9Wir zeigten gestern beim Heimspiel gegen die Würzburger Kickers das Spruchband “01.02.2012, Port Said: never forgive – never forget”. An dieser Stelle wollen wir kurz auf die Hintergründe dazu eingehen:

Am 01. Februar jährte sich die Katastrophe von Port Said zum fünften Mal. Damals, es war der 01. Februar 2012, fand das Spiel des Tabellenführers Al Ahly Kairo gegen den Erzrivalen Al Masry im Stadion von Port Said statt. Nach Abpfiff des Spiels gingen Anhänger von Al Masry auf die Fans von Al Ahly los – bewaffnet mit Macheten, Schlagstöcken, Brandsätzen und Steinen. Die Sicherheitskräfte ließen – Augenzeugenberichten zufolge – die Fans von Al Masry ungestört agieren. Auch sollen Fluchtwege und Tore zugesperrt sowie Absperrungen, die die Fanlager trennte, geöffnet worden sein. Es kamen dabei insgesamt 74 Menschen zu Tode – überwiegend junge Fans von Al Ahly. Die (überlebenden) Anhänger von Al Ahly machten im Nachhinein die Militärregierung sowie die Behörden der inneren Sicherheit für das Massaker verantwortlich.

Agypten befand sich nach den Massendemonstrationen der Revolution, deren Zentrum damals der Tahrir-Platz in Kairo war, in einer Phase des Umbruchs, nachdem Präsident Mubarak gestürzt wurde. An der Spitze der Revolution standen unter anderem auch junge Ultras von Al Ahly Kairo – dies brachte sie wohl in das Fadenkreuz des eng mit dem alten Mubarak-Regime verbundenen Sicherheitsapparates.

Auf das Massaker folgten Demonstrationen in ganz Agypten, in deren Zuge es auch zu Straßenschlachten mit der Polizei und dem Militär kam. Damals kamen dutzende Menschen dabei zu Tode. Das Parlament leitete umgehend eine Untersuchungskommission ein, deren Ergebnis war, dass weder Militär noch Polizei verantwortlich für das Massaker seien, sondern die Fans  sowie das Sicherheitspersonal im Stadion. Konsequenz war die Auflösung des agyptischen Fußballverbandes. Bis heute finden alle Spiele unter Auschluss von Fans statt. Die tatsächlichen Hintergründe des Massakers sind bis heute nicht geklärt.

Never forgive – never forget!

 

 

 

 

 

Neue Enthüllungen durch Football Leaks

FootballLeaksWieder einmal gibt es viele Neuigkeiten zum Thema Football Leaks: immer mehr schmutzige Geschäfte kommen ans Tageslicht und es wird immer offensichtlicher wie dreckig das Fußballgeschäft wirklich ist. Deshalb hat sich die Unter-die-Haut-Redaktion dazu entschlossen, euch zum Anfang des neuen Jahres nochmal auf den neusten Stand zu bringen. In diesem Update geht es unter anderem um die Geheimnisse rund um die deutsche Bundesliga, den Fall Paul Pogba, die Geschäfte des Sportvermarkters Doyen bzw. der Familie Arif und dessen Verbindungen zu US-Präsident Donald Trump, sowie einige skurrile Klauseln der heutigen Profiverträge.

Zuletzt beschäftigten sich die Enthüllungen mit der Bundesliga. Dabei kommt man um Henrich Mchitarjan und den BVB nicht herum. Am Ende der letzten Saison vermeldete die Borussia aus Dortmund, dass Mchitarjan nicht verkauft werden wird. Doch es gab einen Mann, dem war das egal, einen der populärsten und reichsten Spielerberatern, Mino Raiola. Er hatte sich durch hinterhältige Klauseln im Beratervertrag ein Hintertürchen offen gehalten. Zum einen hatte er sich eine Beteiligung bei Weiterverkauf gesichert, zum anderen hatte er jedoch auch eine Prämie eingebaut, sollte Mchitarjan nicht verkauft werden. Wenn der BVB ihn also hätte halten wollen, hätten sie einen Millionenbetrag an Raiola zahlen müssen. Also wurde er im Sommer an Manchester United verkauft, wo er seit dem hauptsächlich einen Platz auf der Bank hat. Die Spieler dienen den Berater nur um Geld zu verdienen, beraten werden die Spieler keinesfalls im Sinne ihrer Karriere. So auch bei Julian Draxler, dieser verlängerte 2013 seinen Vertrag beim FC Schalke 04. Davon profitierte sein Berater Roger Wittmann bzw. dessen Firma Rogon, für den Vertragsabschluss kassierte er 1,2 Millionen und für jede weitere Saison 450.000 Euro. Zudem sicherte Wittmann sich 15 Prozent an einem Weiterverkauf, diese Klausel wurde Schalke schnell zum Verhängnis. Im Sommer 2015 verabschiedete Draxler sich dann in Richtung Wolfsburg, durch die Ablösesumme von 36 Millionen Euro verdiente Wittmann weitere knapp fünf Millionen. Dieses Beispiel zeigt wie schnell ein Berater innerhalb kürzester Zeit nur mit einer Vertragsverlängerung rund sieben Millionen Euro kassieren kann.

Es ist also schon lange bekannt, dass die Spielerberaten oft skrupellos und gierig nach Geld sind. Doch mit den Enthüllungen rund um Doyen Sports nimmt das Ganze eine neue Dimension an. Angefangen hat alles im August 2013, im Finale eines Vorbereitungsturniers kam es in Miami zur Begegnung zwischen dem FC Chelsea aus London und Real Madrid. Der Familie Arif, der Kopf von Doyen Sports, ging es allerdings keineswegs um das Spiel, sondern um ihren Spieler Geoffrey Kondogbia. Dieser spielte zu diesem Zeitpunkt noch beim FC Sevilla, doch Doyen hat sich schon 2012 die Transferrechte an ihm gesichert. Da Kondogbia sich nun besser entwickelte als erwartet, muss Sevilla ihn für die festgeschriebene Ablöse von 20 Millionen Euro ziehen lassen. Die Aufgabe der Arifs war es nun also, einen Abnehmer für den Spieler zu finden, der bereit ist, die besagten 20 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Als Neueinsteiger im Fußballgeschäft hatte Doyen dabei allerdings nicht gerade große Chancen, also versuchten sie es über einen etwas anderen Weg. Sie gingen mit Real-Präsident Florentino Perez in einem Klub in Miami Beach feiern, danach ging die Party mit ein paar Mädchen in der Villa der Arifs auf Fisher Island weiter. Letztendlich war Perez trotzdem nicht bereit die 20 Millionen zu bezahlen, ein paar Wochen später vermeldete der AS Monaco die Verpflichtung von Kondogbia. Durch solche Methoden setzte Doyen Sports riesige Summen um und diese wanderten letztendlich in den Fußball. Trotz des hohen Umsatzes war Doyen bisher kaum einem ein Begriff, doch zu den Kunden zählen unter anderem Usain Bolt, Boris Becker, David Beckham und auch Brasilien-Star Neymar. Am meisten bereut hat wohl der FC Twente die Geschäfte mit Doyen, diese bescherten dem niederländischen Klub beinahe einen Zwangsabstieg und eine Sperre für internationale Wettwerbe wie wir schon im ersten Bericht zu Football Leaks berichteten. Auch woher Doyen das Geld nimmt wurde aufgedeckt, die Familie Arif hat nämlich hervorragende Verbindungen zu den großen Olligarchen in Kasachstan, dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und auch zum türkischen Präsidenten Recep Erdogan. Dies spiegelte sich auch beim Champions-League-Finale 2013 wieder, das junge Londoner Unternehmen hatte eine VIP-Loge im Wembley-Stadium und auf der Einladungsliste für diese standen genau die oben genannten Namen.

Angefangen hat alles mit der kasachischen Fabrik für Chemikalien ACCP, damit verdienten die Arifs in zehn Jahren fast 400 Millionen Dollar. In der Türkei existierte ein Bauunternehmen unter deren Führung, die großen Aufträge kamen natürlich aus Kasachstan. Dieses Geld wollten die Arifs nun in den Fußball investieren, was hervorragend funktionierte. Durch undurchsichtige Verträge wurden sogar Karrieren von jungen Spielern verbaut, so auch bei Kondogbia. Arif Arif hat sich um Kondogbias Karriere gesorgt, weil er „nur“ zum AS Monaco statt zu Real Madrid ging. Sein Sportchef Nelio Lucas beruhigte ihn mit den Worten: „Guck aufs Bankkonto in den nächsten Tagen, und du wirst anders fühlen.“ Es ist also offensichtlich wie viel der Fußball als Sport solche Leute interessiert. Für kurze Zeit sah es danach aus, dass diese Geschäfte in Zukunft nicht mehr möglich seien, da die Fifa das Third-Party-Ownership (TPO) verboten hatte. Doch natürlich gelang es Doyen dieses Verbot zu umgehen und die Fifa wäre nicht die Fifa, wenn sie dieses Verbot mittlerweile nicht schon wieder aufgeweicht hätten. Die Verbindung zwischen den Arif und Donald Trump passt auch in das Bild, nach außen gab es keine enge Verbindung, so sagte auch Trump vor Gericht aus. Doch viele Verträge und Mails aus den Football-Leaks-Dateien wiederlegen diese Aussagen. Demnach haben Trump und Tevfik Arif jahrelang an dubiosen gemeinsamen Bauprojekten verdient. Das Geld dafür stammt größtenteils aus Russland und Kasachstan, von Firmen die schon lange im Verdacht wegen Geldwäsche stehen. Als Tevfik Arif ins amerikanische Baugeschäft einstieg, gründete er die Firma Bayrock Group, seine Büros mietete er im Trump Tower in Manhattan an. Immer noch leugnet Trump diese Verbindungen.

Im Fall Paul Pogba taucht der oben genannte Italiener Raiola wieder auf, doch beginnen wir diese Geschichte am Anfang. Vor zehn Jahren lernte Paul Pogba Oualid Tanazefti kennen, dieser arbeitete damals als Scout für den französischen Klub Le Havre. Schnell verstanden sich die beiden gut und gemeinsamen traten sie den Weg nach England zu Manchester United an. Dort lief es finanziell und sportlich nicht gerade ideal, also schalteten sie Raiola ein. Er fädelte den Transfer von Manchester United zu Juventus Turin ein und dort schlug Pogba bekanntlich ein. Sein Freund Tanazefti fühlte sich vernachlässigt und brachte Pogba dazu seine Werberechte an ihn und einen Kumpel zu verkaufen, dieser Deal war alles andere als gut für Pogba. Raiola wollte ihn aus diesem Vertrag befreien und es kam zu langen Verhandlungen, in dieser Zeit konnte Pogba seine Werberechte nicht nutzen und Juventus trotz Angeboten nicht verlassen. Tanazefti versucht dann die Werberechte zu verkaufen und bot sie unter anderem dem Vermarkter Doyen Sports an. Da diese kein Interesse zeigten suchte Raiola eine Lösung und letztendlich bekamen Tanazefti und sein Kumpel je fünf Millionen. Durch den Verkauf Pogbas an Manchester United in diesem Sommer, verdiente Raiola weitere 27 Millionen Euro. Der Fall Pogba zeigt also, wie die Deals mit den Beratern ganze Karrieren bedrohen und sogar ruinieren können.

Sehr interessant sind die vielen Spielerverträge die Football Leaks veröffentlicht hat, betrachtet man die Verträge der Bundesligaprofis fallen einem einige interessante Klauseln ins Auge. Doch erstmal zum Vertrag an sich. Bei den meisten Spielern wird eine Vorlage der Deutschen Fußball Liga (DFL) benutzt, welche die wichtigsten Grundlagen beinhaltet. So haben die meisten Profis pro Jahr 24 Urlaubstage, die sie in pflichtspielfreien Phasen nehmen müssen, sie dürfen nicht dopen, nicht auf eigene Spiele wetten etc. Auch das Grundgehalt ist bei den meisten Spielern nach dem gleichen Prinzip geregelt, das Grundgehalt wird möglichst klein gehalten, stattdessen verdienen die Spieler zum Beispiel an Prämien für Einsätze. Einige Spieler wie z.B. Robert Lewandowski oder Chicharito haben das allerdings nicht nötig, sie bekommen ein extrem hohes Grundgehalt. Bei Chicharito sind das beispielsweise 350.000 Euro im Monat. Der eigentlich wichtige Teil der Verträge befindet sich meistens im Anhang, dort sind teilweise abstruse Prämien für jeden Profi individuell geregelt. Beim mexikanischen Nationalspieler von Bayer Leverkusen sind diese außergewöhnlich hoch. Er bekommt für die Unterzeichnung eines Vertrags für fünf Jahre 200.000 Euro, für das fünfte und das zehnte Länderspiel je zwanzigtausend Euro, für jeden Punkt in den ersten fünf Bundesliga-Spieltagen jeweils achttausend, für die deutsche Meisterschaft und den Sieg der Champions-League gibt es je 100.000 Euro und so weiter. Ein besonders skurriler Bonus stand in Mario Balotellis Vertrag, ihm wurden eine Million Pfund versprochen, wenn er während einer Saison weniger als dreimal wegen schlechtem Benehmen vom Feld fliegt. Ganz beliebt sind zurzeit Ausstiegsklauseln, diese richten sich teilweise nach dem neuen Verein, nach der Ligazugehörigkeit oder nach den Einsätzen für die Nationalmannschaft. Bei Kevin Volland, heute Bayer Leverkusen, bestand der Vertrag bei der TSG 1899 Hoffenheim aus 14 Paragraphen, die auf zwölf Seiten geschrieben standen. Paragraph 10c, das „Sonderkündigungsrecht“ mit den Details zu den Ausstiegsklauseln nahm dabei ein Viertel des Kontrakts ein.

Je mehr Enthüllungen veröffentlicht werden, desto klarer wird einem also, wie mächtig und geldgierig die Spielerberaten sind, welche abstrakten Summen die Profis kassieren und wie problemlos man damit durchkommt. Auch Fifa-Präsident Infantino äußerte sich nun zu Football Leaks: „Ich glaube, es ist wirklich an der Zeit, das zu analysieren, sich all diese Zahlen anzuschauen, die von Jahr zu Jahr steigen.“ Die gelockerten Bedingungen für das Third-Party-Ownership möchte er trotzdem nicht überarbeiten. Zum Abschluss legen wir euch wieder einige Links ans Herz, die noch viele weitere Informationen beinhalten, so könnt ihr euch noch intensiver mit dem Thema beschäftigen.

Weiterführende Links:

Football Leaks – die Beteiligten in der Übersicht

European Investigative Collaborations/Football Leaks

Fear the Future – Zur sicherheitspolitischen Debatte im Fußball

bildWir möchten an dieser Stelle auf einen vor kurzem in den Suttgarter Nachrichten erschienenen Artikel aufmerksam machen:

Sicheres Stadion Weniger Auswärtsfans, mehr Sicherheit?”

Was im französischen Fußball leider schon Alltag geworden ist, könnte auch hierzulande bald folgen – mehr Sicherheit auf Kosten weniger oder gar keiner Gästefans?

Laut Bericht, kann die Polizei aktuell lediglich „Empfehlungen“ für eine Reduzierung des Gästekontingents vor Risikospielen abgeben, rechtlich müssen die Vereine dieser Empfehlung allerdings nicht nachgehen. Das soll nun geändert werden, zumindest wenn es nach den Innenministern aller Bundesländer geht. So sollen durch eine neue, durch Ralf Jäger gegründete, Initiative bereits vor dem offiziellen Ticketverkauf Gespräche zwischen Polizei und Vereinen stattfinden, um so über beispielsweise personalisierte Tickets und Kontingentkürzungen zu diskutieren.

Paroli zu diesen Forderungen bietet Jochen Grotepaß, Sprecherrat der IG Unsere Kurve und FCK-Fan: „Nicht ein einziges Spiel wird durch personalisierte Tickets sicherer“, was auch daran liegt, dass Gästefans – statt den personalisierten Gästetickets – Karten für die benachbarten Blöcke, beziehungsweise für Blöcke der Heimfans, erwerben und somit eine Fantrennung noch schwieriger wird.

Inwiefern die Forderung einer Initiative seitens DFB und DFL sowie der Vereine vonnöten ist, wird sich voraussichtlich erst im neuen Jahr zeigen. Ein genauer Termin für Gespräche zwischen den betroffenen Parteien steht noch nicht fest.

Geld regiert den Fußball – Football Leaks enthüllt

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In den letzten Tagen beherrscht Football Leaks die Sportmedien. Doch worum geht es überhaupt? Wer steckt hinter Football Leaks und was ist deren Ziel? Football Leaks (FL) ist eine im September 2015 von bisher unbekannten portugiesischen Whistleblowern gegründete Enthüllungsplattform. Grund für die Gründung waren damals fragwürdige und undurchsichtige Spielerwechsel im portugiesischen Fußball im Sommer 2015. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, den Fans zu zeigen, was aus dem Profifußball wurde und wie korrupt und dreckig das Fußballbusiness heute ist. Nachdem die ersten Veröffentlichungen von Spielerverträgen etc. zensiert wurden, wurde eine eigene Website erstellt, auf der fast täglich Gehälter, Transfersummen und Verträge publiziert wurden. Im April kündigten die Whistleblower das „größten Datenleck der Sportgeschichte“ an und die täglichen Veröffentlichungen wurden vorerst eingestellt. Die Daten wurden angesammelt und um eine größere Öffentlichkeitswirkung zu generieren wurden Kooperationen mit etablierten europäischen Medien gestartet. Mittlerweile sind 60 Journalisten aus Europa an FL beteiligt, welche im Recherchenetzwerk European Investigative Collaboration (EIC) vereint sind und den Datensatz mit einer Größe von 1,9 Terabyte auswerten, es ist der Größte, den es bisher im Sport gab. Die deutschen Medien sind durch „Der Spiegel“ vertreten, dieser veröffentlichte am 3.Dezember dieses Jahres seine wichtigsten Ergebnisse der Auswertungen der Dokumente.

Das „größte Datenleck der Sportgeschichte“ beinhaltet einige wichtige Erkenntnisse, doch gerade die Fälle Mesut Özil, Cristiano Ronaldo und Jose Mourinho scheinen besonders brisant. Mesut Özil musste knapp zwei Millionen Euro Steuern nachzahlen, zudem musste er eine Strafe von knapp 800 Tausend Euro begleichen. Grund dafür waren Vereinbarungen seiner Berater mit seinen aktuellen Klubs. Die Berater wurden nicht wie es vorgeschrieben ist von Özil bezahlt, sondern eben von Real Madrid und dem FC Arsenal. Der Fall Ronaldo ist etwas komplizierter, der dreimalige Weltfußballer hat jahrelang Briefkastenfirmen in der Karibik benutzt, um seine Werbeeinnahmen am spanischen Fiskus vorbei zu schleusen. Zwischen 2009 und 2014 verdiente CR7 mit Werbung außerhalb Spaniens mehr als 75 Millionen Euro, die er offenbar kaum versteuerte. Durch Sonderregelungen hatte er zwar Privilegien, allerdings schoss er wohl über das Ziel hinaus. Diese Privilegien liefen vor zwei Jahren aus, schnell nutzte er sie noch um die Werbeeinnahmen für die nächsten Jahre bis 2020 über diesen Weg abzurechnen. Somit konnte er weitere 50-60 Millionen Euro unversteuert lassen. Ronaldos Geldlager trug den Namen Tollin Associates, doch das war nur eine von vielen Briefkastenfirmen. Auch Fabio Coentrao, Ricardo Carvalho, Pepe und James Rodriguez hatten solche Firmen auf den British Virgin Islands, sie alle sind aktuelle oder ehemalige Spieler von Real Madrid und alle waren Kunden von Jorge Mendes. Mendes ist ein portugiesischer Spielervermittler und hat als Kunden nur hochkarätige Namen des Fußballbusiness, so auch der aktuelle Coach von Manchester United, Jose Mourinho. Auch dessen Fall ist schon sehr detailliert aufgedeckt, er war einer der ersten Schützlinge von Mendes und auch er hatte eine solche Briefkastenfirma in der Karibik. Das Ausmaß dieser Steuerhinterziehungen, die dabei angewandten Tricks und die Vernetzung der Fußballer in dieser Sache ist unvorstellbar.

Auch sehr interessant ist der Fall Laudrup. Der ehemalige Fußballstar und dann eher durchschnittliche Trainer Michael Laudrup hatte einen mysteriösen Deal mit seinem langen Freund und Berater Bayram Tutumlu. Als Laudrup seinen Job als Coach von Swansea City begann, verpflichtete er sofort den Spanier Chico Flores von Genua, offenbar allerdings nicht wegen seinen fußballerischen Qualitäten. Die von Swansea beauftragte Firma Soccerting SL führte die Verhandlungen rund um diesen Transfer, durch einen geheimen Vertrag verdiente Laudrups Freund Tutumlu ordentlich mit. Seine Firma IBTD International bekam bei Abschluss des Transfers mit einer Ablösesumme von 500.000 Euro offenbar 162.500 Euro als Prämie. Diese Geschäfte wurden über Jahre fortgeführt und so wurden bei Swansea einige Spieler vorgestellt, die nur wegen einem Netz von Bekannten die an den jeweiligen Verpflichtungen gut verdienten eingestellt wurden. Auch die Anwaltskanzlei Senn Ferrero war in diese Geschäfte verwickelt und verdiente mit. Diese Kanzlei berät auch Cristiano Ronaldo zum Thema Steuern.

Das waren nur ein paar wenige Beispiele, weitere Enthüllungen sind zu erwarten und auch die Bundesliga könnte ins Auge von FL fallen. Bisher geht es aber hauptsächlich um den portugiesischen und den spanischen Fußball, denn dort wird immer wieder durch kreative Ideen versucht, Geld am Fiskus vorbei zu schaffen. Der erste große Erfolg für Football Leaks war bisher die Sperre für Twente Enschede für internationale Wettbewerbe. Enthüllungen aus dem Jahr 2015 zeigten, dass Twente versuchte das Verbot für das sogenannte Third-Party-Ownership (TPO) zu umgehen, das heißt, dass es Einigungen mit Spielerberatern gab, bei den die Berater einen Anteil am Weiterverkauf der Spieler bekamen. Diese TPO ist weit verbreitet, durch Football Leaks kann nun dagegen vorgegangen und die Verstöße bestraft werden.

Dieser Blick auf kann natürlich nur einen Auszug der Geschichte um Football Leaks vorstellen, wer sich in diesem Thema weiter informieren möchte, sollte bei Spiegel Online bzw. der gedruckten Ausgabe 49/2016 vorbeischauen. Dort findet ihr alle bisher ausgewerteten Enthüllungen, auch alle Fälle nochmal ganz ausführlich und sortiert. Das EIC wird die Daten weiter auswerten, es werden also noch viele Geheimnisse aufgedeckt werden. Der anonyme Ansprechpartner für die Medien von Football Leaks namens John fand die passenden Worte zu den Enthüllungen: „Das System Fußball frisst sich von innen auf.“

 

 

Weiterführende Links:

European Investigative Collaborations

Video: Football-Leaks: Dokumente der Gier (Teil 1)

Video: Football-Leaks: Dokumente der Gier (Teil 2)

Politischer Protest auf der Bühne des Sports

fft107_mf6987465Nicht nur in Deutschland hat Rassismus aktuell Hochkonjunktur, sondern auch in den USA und in der Türkei werden Minderheiten verfolgt. In den USA wurde der Rassismus vorallem durch den Wahlkampf des jetzigen US-Präsidenten Donald Trump wieder salonfähig und richtet sich vor allem gegen Schwarze, Muslime und Hispanics, in der Türkei festigt Präsident Erdogan sein autoritäres Regime durch massenweise Verhaftungen gegen die politische Opposition – allen voran die Kurden.

Es entsteht jedoch auch Widerstand gegen Rassismus und Unterdrückung – und das im Sport. Die Sportschau hat dazu zwei interessante Beiträge gezeigt, die aufzeigen, wie wichtig und wirkungsvoll es sein kann, den Sport als politische Bühne zu nutzen.

Politischer Protest auf der Bühne des Sports | Sportschau

Deniz Naki – zwischen Volksheld und Volksverräter | Sportschau

Zum dem Thema ist auch vor einiger Zeit ein Interview mit einem Regisseur und Journalisten aus der Türkei in der Tageszeitung “Neues Deutschland” erschienen, das sich mit “Erdogans Kampf gegen den kurdischen Fußball” auseinandersetzt und hier nachzulesen ist:

http://footballuprising.blogsport.eu/2016/10/30/erdogans-kampf-gegen-den-kurdischen-fussball/