Becherspenden für eine bunte Westkurve

Servus Betze-Fans,

zum letzten Heimspiel gegen den FC Ingolstadt werden verschiedene Fangruppierungen des 1.FC Kaiserslautern e.V. eine Becherspendenaktion durchführen, um auch zukünftig große und finanziell aufwendige Choreographien durchführen zu können. Dazu könnt ihr eure Becher vor dem Spiel und in der Halbzeitpause in allen vier Kurven an kenntlich gemachten Sammelstellen abgeben. Der dabei erzielte Pfanderlös fließt schließlich zu 100% in Fan-Choreographien im Fritz-Walter-Stadion!

Vielen Dank für Eure Unterstützung!

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UDH# 118: BETZE VS SANKT PAULI

UnbenanntServus liebe Leserinnen und Leser!

Endspurt in der Liga – Endspurt auch für uns als Redaktion des UDH, denn heute haltet ihr die vorletzte Ausgabe unseres Spieltagsflyers in der Hand. Mit der heutigen Partie gegen den FC Sankt Pauli muss der Betze noch 3 wichtige Spiele bestreiten, um dann hoffentlich am letzten Spieltag um 17:15 – inkl. Nachspielzeit natürlich – auf einem der begehrten Aufstiegsplätze zu stehen. Dann heißt es: Endlich wieder 1. Liga. Aber dazu muss nach dem heutigen Spiel noch einmal nach Aue gefahren und zu Hause gegen den FC Ingolstadt angetreten werden. Beides keine leichten Aufgaben.

Aber zurück zum heutigen Spiel. Sankt Pauli ist akut abstiegsbedroht. Die Hamburger stehen zwar drei Spieltage vor Schluss auf einem Nicht-Abstiegsplatz, jedoch könnten sie durch eine Niederlage heute – und davon gehen wir doch mal aus – wieder auf einen der letzen drei Plätze abrutschen. In der Abstiegszone geht es genauso eng zu wie oben im Bereich der Aufstiegsplätze. Nach der bitteren Niederlage in Darmstadt hatte man Glück, dass sich auch der KSC eine Niederlage gegen Lautern äh Aue (ein gewisser Stefan Mugosa traf ja zweimal gegen den KSC) einhandelte. Ein Sieg des KSC und wir hätten uns erstmal hinten anstellen müssen. Gut dass es nicht so gekommen ist, sonst hätte das schwache Spiel unserer Mannschaft in Darmstadt – bei dem viele auch einen äußerst schwachen Schiri gesehen haben – schlimmere Folgen gehabt. Abgehakt! Jetzt gilt es, den Kopf nach vorne zu richten und nochmal alles rauszuholen – auf dem Feld und in der Kurve! Gemeinsam zum Aufstieg!

Ein Sieg unseres FCK heute und man würde einen großen Schritt in diese Richtung machen und die Verfolger nicht mehr so deutlich im Nacken spüren. Denn Darmstadt muss am Montag nach Karlsruhe, und da werden die sich die Punkte gegenseitig nehmen. Aber man muss an dieser Stelle auch mal sagen, dass unser junges Team bisher eine Klasse Saison spielt, die so nicht unbedingt jeder erwartet hätte.

Kommen wir nun aber zum Inhalt unserer 118. Ausgabe. Ihr haltet ein vollgestopftes UDH in der Hand, das euch unter anderem über die aktuellen Ereignisse in den hiesigen Kurven und darüber hinaus informiert. Flankiert wird das Ganze von Berichten über Todesurteile gegen Ultras in Ägypten, interessanten neuen Erkenntnissen über die Standortlogik beim Red Bull Konzern sowie einem vielleicht richtungsweisenden Gerichtsurteil zum Thema Bullenbeleidigungen – hoppla…
Das ist aber noch längst nicht alles. Neben zwei Hoppingberichten aus der Schweiz und Rumänien, findet ihr auch noch Gegnerberichte zu dem Spiel in Darmstadt und gegen Heidenheim in dieser Ausgabe.

So jetzt aber genug gespoilert. Viel Spaß beim Lesen und auf drei wichtige Punkte heute – Betze mer packen’s!

Hier geht’s zur kompletten  Ausgabe 118!

TV-Tipp: Der verkaufte Fußball – Sepp Blatter und die Macht der FIFA

die story

Wer heute Abend nichts vor hat und einen gemütlichen Abend auf der Couch oder wo auch immer plant, dem empfehlen wir eine Dokumentation in der ARD über die FIFA und Sepp Blatter. Im Rahmen von „Die Story im Ersten“ berichten die Reporter Robert Kempe und Jochen Leufgens über die erneute Kanditatur Blatters zur FIFA-Präsidentschaft und über die Korruptionsvorwürfe gegen die FIFA.

Die Doku beginnt um 20:45 Uhr im Ersten und ist auch online im Live-Stream der ARD zu sehen.

Hier gibt es eine kurze Vorschau dazu: Die Story im Ersten: Der verkaufte Fußball – Sepp Blatter und die Macht der FIFA

Update: Mittlerweile findet man die Dokumentation auch hier in der ARD Mediathek: Klick

Der Ausschluss von Frauen in der Fankultur

Foul, der Spieler liegt am Boden und aus der Westkurve hallt es: „Fußball ist ein Männersport“. Diese Situation ist sicher jedem geläufig. Doch ist Fußball wirklich ein Männersport? Frederik Schindler hat sich in einem Essay dem Thema Frauen im Fußball gewidmet. Er zeigt auf mit welchen Vorurteilen Frauen zu kämpfen haben und welche Ablehung sie auch heute immer noch in deutschen Kurven erfahren.

Der Text ist auf der Plattform Fußball-gegen-Nazis.de erschienen. Dieses Portal bietet Informationen über Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie im Fußball und Initiativen gegen diese Formen der Diskriminierung dar. Lesenswert!

Wer sich darüber hinaus noch mit dem Thema beschäftigen möchte, dem sei die Schrift der KOS „gender kicks“ ans Herz gelegt. „gender kicks“ beinhaltet zahlreiche Texte zu Fußball und Geschlecht. Online abrufbar im Archiv der KOS.

"USP-Frauen aus dem Gästeblock, damit die Küche lebt" - dieses sexistische Spruchband von Dynamo Dresden-Fans wurde von den USP-Frauen zurückgeholt und ironisch präsentiert. Quelle Ultrà Sankt Pauli

 

„Einfach nur Ultra unter Ultras sein – das wär was!“ – Ausschluss von Frauen in der Fankultur

Weekend Brothers, Ultra Boys Bremen oder Wilde Jungs Freiburg: schon an den Namen vieler Ultragruppen ist die Überrepräsentation von Männern in der Szene erkennbar. Doch auch außerhalb davon haben Frauen in der Fankultur mit vielen Problemen zu kämpfen – sei es mit sexistischen Sprüchen, mit expliziten Ausschlüssen aus Gruppierungen oder mit den althergebrachten Männlichkeits- und Weiblichkeitsidealen vieler Ultras, die auch durch interne Hierarchien reproduziert werden. Doch Frauen-Ultragruppen bieten Raum für Emanzipation und auch sonst bietet der Fanblock Räume für Menschen, die nicht den typischen Geschlechterklischees entsprechen.

Ein Text von Frederik Schindler veröffentlicht unter Fussball-gegen-Nazis.de

Geht es nach dem Tumblr-Blog Ultrapeinlich, der diskriminierende Spruchbänder, Choreografien und Sticker von Ultragruppen sammelt, sind wohl gerade mal wieder Sexismus-Wochen in deutschen Fankurven. Sexistische Schimpfwörter, Degradierungen von Frauen zu Sexobjekten oder sogar Vergewaltigungsfantasien –  das alles wurde allein in den letzten Monaten vom genannten Blog dokumentiert.  Frauenfeindlichkeit scheint zur Ultrakultur dazuzugehören, sichtbar sowohl in Fangesängen oder auf Transparenten, als auch in der Diskriminierung oder im Ausschluss von Frauen aus der Fankurve. Dies zeigt sich beispielsweise an einem deutlich niedrigeren Anteil von Frauen in Ultragruppen als im gesamten Stadion oder an dem Fehlen von Vorsängerinnen auf den Zäunen. Frauen werden in Fankurven von vielen männlichen Fans generell nur als Begleiterinnen oder als Groupies wahrgenommen, viele Ultragruppen schließen bei Auswärtsfahrten Frauen in ihren Bussen aus, geben Frauen keine Ämter in den Gruppen oder lassen generell keine weiblichen Mitglieder zu. „Als Begründung wird häufig angeführt, dass ‚Frauen Unruhe in die Gruppe bringen‘, ‚die Gruppe verweichlichen‘ bzw. ‚Frauen nicht das Bild der Gruppe prägen sollen'“, erklärt Fanforscher Jonas Gabler in den Blättern für deutsche und internationale Politik. Auch in offenen Ultragruppen werden Frauen oftmals nicht die gleichen Rechte zugesprochen oder bestimmte Ämter und Zuständigkeiten verwehrt, beispielsweise bei der Verteidigung des Gruppenmaterials. Frauen gelten in Ultragruppen demnach als Gefahrenquelle: „Zum einen scheinen sie körperlich zu schwach zu sein, um Fahnen, Fansektoren und Busse zu verteidigen. Zum anderen wird ihnen aber auch eine große Sprengkraft innerhalb der Gruppe zugeschrieben, und zwar dann, wenn es um den zwischenmenschlichen Bereich geht“, so Heidi Thaler, die zu weiblichen Ultras promoviert, im neuen Tatort Stadion-Buch. Dieses Bild von der gewaltlosen Frau wird auch von den Fußballverbänden reproduziert, beispielsweise wenn Frauen und Kinder an sogenannten Geisterspielen teilnehmen dürfen – von verschiedenen Seiten wird demnach abgesprochen, dass Frauen „echte Fans“ sein können.

Frauen-Ultragruppen als Möglichkeit der Emanzipation

Eine mögliche Gegenstrategie für Frauen, mit Sexismus in der Fan- und Ultrakultur umzugehen ist die Ironisierung der Abwertungen und Ausschlüsse. Negativ gemeinte Begriffe werden selbst angeeignet, um sie positiv umzudeuten. Dadurch können Begriffe entmachtet werden, man kennt das von rassistischen oder homophoben Fremdzuschreibungen. Ein Beispiel hierfür sind die Chicas, ein Zusammenschluss von weiblichen Mitgliedern der Ultragruppe Schickeria München. Sie versuchen, „den Nachteil, der sich für die weibliche Minderheit im Fußball ergibt, unter dem Namen ‚Chicas‘ bewusst publik zu machen, anzupacken und zum Guten zu wenden“, greifen dabei ein „Klischee auf und drehen es auf ironische Weise ins Gegenteil um“. Nicole Selmer und Almut Sülzle entwickelten hierfür den Begriff „vorweggenommener Sexismus„. Die weiblichen Ultras können dadurch „frauenfeindliche Blicke irritieren und zurückweisen“.

Die letzte weibliche Ultragruppe gründete sich im Juli 2014 in Heidenheim: Die „Societas“ wurden Teil der Gruppe „Fanatico Boys“ und kritisieren in ihrer Gründungserklärung: „Mädels haben es oftmals auch schwerer in ihrer Rolle als Fan akzeptiert und respektiert zu werden. Von ihnen wird zumeist mehr erwartet und sie stehen unter größerer Beobachtung“. Mitglied Lea fordert in der WELT: „Ich möchte in erster Linie als Fan wahrgenommen werden, also geschlechtsunspezifisch. Es geht es darum, dass weibliche Fans genauso behandelt werden wie männliche Fans“. Ähnliches fordert Andrea aus Bremen: Es müsse den Leuten im Stadion endlich klar werden, dass auch Mädchen und Frauen Ultra sein können. „Nicht alle haben Bock auf Gewalt und Pöbeln – allerdings auch nicht bei den Jungs -, aber die meisten sind eben wirklich wegen Fußballgucken, Singen, Ultra-Zeugs in der Kurve und nicht weil der neue Stürmer so sexy Waden hat.“ Ein Schritt in die Richtung der Anerkennung kann eine Frauen-Ultragruppe sein. So lange das Ziel, dass alle gleichberechtigt nebeneinander Ultra sein können noch nicht erreicht sei, brauche es Schutzräume, meint Andrea: „Zudem ist eine reine Frauengruppe natürlich auch ein Statement. Das zeigt dann ganz plakativ, dass Mädchen das auch spannend finden und es eben auch ‚können‘.“. Wichtig ist ihr auch die Präsenz von Frauen, egal ob auf Kurvenfotos oder in der ersten Reihe beim Fanmarsch. „Das ist in Bremen schon relativ oft so, aber ein reiner Mädchen-Mob würde auch hier noch auffallen. Das wäre schon echt cool!“, sagt sie.

Ähnliches berichten die Chicas aus München. Sie wollen eine Anlaufstelle „für die Mädels sein, die sich für Ultrà interessieren aber durch die Dominanz des männlichen Geschlechts vielleicht nicht den Mut dazu haben, von Null auf Hundert in der Gruppe mitzumachen“. Als explizite Frauengruppe – oder als Untersektion einer größeren Gruppe – stehen die genannten Gruppen allerdings relativ alleine da. Zu erwähnen wären hier noch die Senhoritas aus Jena (ebenfalls nur Untergruppe der dominierenden Gruppe Horda Azzuro), die Sophia Gerschel in ihrer Diplomarbeit untersuchte und die legendäre Aktion der Ultrà Sankt Pauli Femminile aus dem Jahr 2010, die laut einem ironischen Statement die Männer aus der Gruppe prügelten. Die einzige heute existierende unabhängige Frauengruppe besteht in der Ultraszene des SV Babelsberg 03.

Die Gruppe FMT*BBG mit einem abgewandelten Zitat von Rosa Luxemburg

Der Fanblock als Raum für untypisches Geschlechterverhalten

Über die Konstruktion von „echten Fans“ erfolgt auch eine Ablehnung von weiblichen Fans, die dem „Klischeebild des rosa-zickigen Groupie-Mädchens“ entsprechen, erklärt Fanforscherin Almut Sülzle in ihrer Studie „Fußball, Frauen, Männlichkeiten„. Hierbei entsteht allerdings kein genereller Ausschluss von Frauen. Frauen, die nicht den typischen Geschlechterklischees entsprechen und „Groupies“ ebenfalls ablehnen, können so im Fanblock einen Raum finden, in dem sie sich nicht ständig als Frau inszenieren oder über ihren Körper darstellen müssen. Verhaltensweisen, die gesellschaftlich als „typisch männlich“ wahrgenommen werden, wie zum Beispiel fluchen oder schreien können durch Frauen im Stadion angeeignet werden, ohne dafür sanktioniert zu werden oder in ihrer Weiblichkeit infrage gestellt zu werden. Sie müssen sich allerdings immer wieder beweisen, um ebenfalls als „echte Fans“ wahrgenommen zu werden. Frauen stützen so die männerbündischen Strukturen, Sülzle bezeichnet sie daher gleichzeitig als „Konstrukteurinnen und Opfer der hierarchisierenden Geschlechterdichotomie“. Ähnliches berichtet auch Andrea aus Bremen. Sie ist 25 Jahre alt, seit 11 Jahren im Weserstadion und seit 9 Jahren Mitglied einer Ultragruppe. Im Gespräch mit Fussball-gegen-Nazis.de erklärt sie: „Die Mädchen die präsenter sind, sind es zu einem guten Teil auch deswegen, weil sie hegemonial männliche Verhaltensweisen annehmen können und/oder wollen. Laut und vielleicht etwas gröber sein, gehört beim Fußball nach wie vor zum guten Ton, den müssen sich alle ein bisschen angewöhnen“. Menschen, die sich hier nicht anpassen wollen oder können, werden so weiter aus dem Fanblock ausgegrenzt.

Auch für Männer gibt es in der Kurve Möglichkeiten für die Ausübung von Verhaltensweisen, die außerhalb des Stadions als unmännlich gelten. Umarmungen und Berührungen zwischen Männern sind unter Fans vollkommen selbstverständlich, während sie in anderen Kontexten homophob abgewehrt werden. Die Politikwissenschaftlerin Eva Kreisky sieht in Männerbünden auch eine „emotionale, affektive und häufig erotische Basis„, die sich im Fanblock beispielsweise in öffentlichem Weinen zeigt. Dass dieses Verhalten möglich ist, ohne als unmännlich wahrgenommen zu werden, liegt an der extremen Assoziation von Fußball und Männlichkeit, die fast jedes Verhalten als männlich erscheinen lässt. Frauen, deren Verhalten oder deren Kleidung als „typisch weiblich“ wahrgenommen werden, erfahren Ablehnung und Ausgrenzung. „Man reproduziert in Verbindung mit Autoritarismen Männlichkeitsvorstellungen, zum Beispiel dass Frauen ‚männlich‘ sein müssen, es gibt eine männliche Struktur, die auch historisch von Männern entwickelt wurde und jeder Mann und jede Frau muss durch diese Strukturen durch“, so Gerd Dembowski in einem Gespräch 2013.

Hierarchien reproduzieren althergebrachte Männlichkeitsvorstellungen

In einer 2006 von dem Fanforscher Gunther A. Pilz durchgeführten Studie, gaben 85 Prozent der befragten Ultras an, dass Frauen ihrer Meinung nach keine Ultras sein können. 62 Prozent erklärten, dass Frauen nicht die Rolle des Capos, also des Vorsängers, übernehmen können. Der Anteil von Frauen in Ultragruppen liegt laut der Studie bei 5 Prozent, mittlerweile wird er auf ein Zehntel geschätzt – während der Frauenanteil im Stadion insgesamt mittlerweile bei einem Drittel liegt. Dies liegt unter anderem an der Entstehung von eigenen Konventionen und Regelsystemen der aktiven Fanszene, die „durch interne Hierarchien gewährleistet werden. Diese sind geprägt durch die Vorherrschaft der Männer im Fußball und in den Kurven, weshalb zentrale Charakteristika von Fußballfankultur bis heute durch Männlichkeit bzw. männliche Stereotypen geprägt sind“, so Gabler. Die meisten größeren Ultra-Gruppen haben beispielsweise eine Art Vorstand, ein sogenanntes direttivo. Dieses wird in der Regel nicht gewählt, sondern setzt sich aus erfahrenen Mitgliedern der Gruppe zusammen. Bei der Zusammensetzung gilt der Vorrang von Mitgliedern mit höherem Lebensalter oder längerer Gruppenzugehörigkeit. „Auf Dauer ist dieses Konstrukt so instabil, dass sich Formen von althergebrachter Männlichkeit und Autoritarismus tradieren können, also genau solche Dinge reproduziert werden, die es in bürgerlichen Taubenzüchtervereinen auch gibt“, meint Dembowski. Und auch Heidi Thaler schreibt im oben genannten Buchbeitrag, dass der Einstieg für Frauen leichter sei, je weniger die Hierarchien innerhalb der Gruppe bereits ausgeprägt sind. „Je früher in der Entstehungsgeschichte einer Ultragruppe auch Frauen beteiligt sind, desto mehr Spielraum besteht, die Teilhabe von Frauen in der Gruppe auszuhandeln beziehungsweise als Selbstverständlichkeit zu etablieren.“

Viele jüngere Mitglieder richten sich nach der Meinung der Capos und ordnen sich dieser unter. Für Frauen ist es noch schwieriger, als Vorsängerin die Gruppe anzuführen. Erst vor wenigen Jahren gab es bei einer Ultra-Gruppe des SV Babelsberg 03 die erste weibliche Vorsängerin, die jedoch nach einem halben Jahr aufgab, weil sie sich von den Fans nicht akzeptiert fühlte. Gerd Dembowksi dazu: „Ultras lassen zwar hier und da mal Frauen mitmachen – ähnlich wie in der Gesellschaft, in der Emanzipation: Man lässt Frauen jetzt Managerinnen werden, aber man ändert nicht den gesamten Betrieb. Man benutzt das Amt, das Männer irgendwann erfunden haben und genau so funktioniert es in der Ultra-Szene auch.“ In Andreas Augen sei die Bremer Ultraszene allerdings schon lange bereit für eine Frau auf dem Podium. Schon ein paar Mal sei das ausprobiert worden, die organisierten Gruppen standen alle dahinter und es gab viel Support. „Aber die Fans, die weiter oben stehen, Bierbecher werfen und jetzt mal nicht ‚Fahne runter‘, sondern ‚Was will die Fotze auf dem Zaun?‘ schreien, die hast du halt nicht im Griff. Traurig, aber wahr“, stellt Andrea fest. Gerade haben die aktiven Frauen verständlicherweise keine Lust, zur Zielscheibe zu werden und deshalb gibt es auch momentan keine Vorsängerin in Bremen.

Es geht auch anders: Die Pugnatores Ultras aus der Fanszene des FSV Frankfurt mit einem Spruchband zum Frauen*kampftag 2015

„Einfach nur Ultra unter Ultras sein“

Andrea aus Bremen stört sich schon lange daran, dass andere Ultras „als die großen Macker“ auftreten: „Selbst die progressiven Gruppen wollen Stärke ausstrahlen und die Spruchbänder der nicht so progressiven Gruppen sind auch nicht gerade einladend“, kritisiert sie. „Dazu kommt dieses Gruppending. Zusammenhalt und Geschlossenheit sind super wichtig. Es ist schwer für neue da reinzukommen. Auch für Jungs. Und für die Mädchen ist es eben besonders schwer, weil es mehr Überwindung kostet einen Jungen anzusprechen und eben nicht überall Mädchen rumlaufen, die man einfacher ansprechen könnte“. Dabei wollen Frauen im Stadion doch einfach nur das gleiche machen wie Männer. Doch bestimmte Mechanismen erschweren dies, wie Heidi Thaler im genannten Buchbeitrag erklärt: „Wer es satt hat, sich aufgrund des Geschlechts von vornherein ständig erklären zu müssen und als Exotin zu gelten, hat wahrscheinlich wenig Lust, noch gesondert auf die eigene Situation als Frau hinzuweisen. Einmal abschalten, einmal nur Fußball und die eigene Kurve im Kopf haben, einfach nur Ultra unter Ultras sein – das wär was!“

Protestaktionen gegen RB Leipzig

Am gestrigen Montag spielte unser FCK gegen die Red Bull-Angestellten aus Leipzig.

Ja, es ist lange ruhig geblieben um dieses Spiel. Nachdem es im Hinspiel in Leipzig einen Boykott gab – dem leider nicht alle Betze-Fans gefolgt sind – und der Protest sich eher auf inhaltlicher Ebene bewegte, fingen die Medien bereits in der letzten Woche an unruhig zu werden: Was ist geplant in Kaiserslautern? Wird es einen Boykott geben? Passiert etwas am Mannschaftshotel?… usw.

Am Montagmorgen tauchten dann erste Bilder von Spruchbändern im Internet auf. An verschiedensten Autobahnen in der Pfalz und in den Grenzgebieten wurden Spruchbänder gegen RB Leipzig gesichtet. Am Betzenberg und um das Stadion herum hingen Unbekannte unzählige Plakate auf, die sich gegen RB richteten.

Hier gibt es eine Galerie:

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UDH# 117: BETZE VS LPZ

UnbenanntServus Fans des 1. FC Kaiserslautern e.V.,

unser geliebter Verein ist nach einem souveränen Heimsieg gegen den 1. FC Heidenheim und einem sehr ärgerlichen Unentschieden gegen die Fortuna aus Düsseldorf weiterhin auf dem zweiten Tabellenplatz und somit auf einem direkten Aufstiegsplatz. Das Unentschieden in Düsseldorf ist dabei deswegen so ärgerlich, weil der Ausgleich erst in allerletzter Minute durch einen geschenkten Elfmeter für die Fortuna fiel.

Schiedsrichter Deniz Aytekin machte seinem Ruf als schlechtester Schiedsrichter des deutschen Profifußballs wieder einmal alle Ehre und zeigte nach einem normalen Kopfballduell, bei dem der Düsseldorfer Angreifer unseren Abwehrspieler Willi Orban sogar unterlief, unberechtigterweise auf den Elfmeterpunkt. Den folgenden Elfmeter verwandelten die Fortunen souverän, sodass man sich mit einem Punkt zufrieden geben musste. Es bleibt letztlich nur zu hoffen, dass der Verband nach dem erneuten Fehlgriff von Deniz Aytekin endlich handeln wird, denn es kann nicht sein, dass dieser Schiedsrichter weiterhin unbehelligt sein Unwesen im Profifußball treiben kann!

Kommen wir nun aber zum aktuellen Spiel: Der 1. FC Kaiserslautern e.V. trifft heute auf das Kunstprodukt aus Leipzig. Spiele gegen diesen Brauseclub polarisieren bereits seit Jahren nicht nur die deutschen Fanszenen, sondern auch die hiesigen Traditionsvereine. Viele Vereinsoffizielle lehnen das Produkt ebenso ab wie die breite Masse der Fanszenen. Von Vereinsseite wünschte man sich in der Vergangenheit leider aber auch eine deutlichere Ablehnnung des Konstrukts in der Öffentlichkeit. Hier müssen sich die Traditionsvereine endlich zusammenschließen und Gegenwind erzeugen; wir sitzen insoweit alle im selben Boot und sollten uns an die eigene Nase fassen!

Sei es drum, in Kaiserslautern wurde lange kontrovers diskutiert, wie man mit diesem Spiel umgehen soll. Während das Hinspiel in Leipzig noch von der aktiven Fanszene vollständig boykottiert wurde, wird dies beim heutigen Heimspiel nicht der Fall sein. Dies hat letztlich mehrere Gründe, die wir im Folgenden ganz kurz umreißen wollen.

Der 1. FC Kaiserslautern e.V. befindet sich weiterhin im Aufstiegsrennen und kann somit jede Unterstützung gebrauchen, allerdings kann auf der anderen Seite auch nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden. Bei dem Brauseclub aus Leipzig wurde eindeutigerweise ein Maß an Kommerzialisierung überschritten, das dem Verständnis vom Fußball als Wettbewerbssportart zuwiederläuft und welches es abzulehnen gilt! Das gegenwärtige Engagement des Brauseherstellers erreicht Ausmaße, wie man sie sich noch vor Jahren in seinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen konnte und welches zukünftig dazu führen wird, dass noch mehr gestandene Traditionsvereine von der Bildfläche verschwinden werden.

Es fanden sich daher zahlreiche Gründe dafür, dieses Spiel zu boykottieren, es gab aber auch einige Gründe dafür, dem Produkt aus Leipzig im Stadion zu zeigen, was man von ihm hält. Es sind somit beide Seiten der Medaille nachvollziehbar und es sollte damit jedem selbst überlassen werden, wie er den Protest gegen das Kunstprodukt auslebt. Sei es im Stadion, sei es außerhalb des Stadions! Wir können und wollen somit niemandem vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat. Klar ist aber trotzdem, die Ablehnung gegenüber Red Bull Leipzig muss und sollte kundgetan werden. Dazu sind wir als Fans eines Traditionsvereins verpflichtet, um unsere Ideale nicht zu verraten!

Wir haben uns deswegen auch dazu entschieden, keine gewöhnliche Spieltagsausgabe des Unter die Haut zu veröffentlichen, sondern diese Ausgabe dem Protest gegen das Kunstprodukt aus Leipzig zu widmen. Wir wollen mit dieser Ausgabe nochmals jedem vor Augen führen, gegen welches Konstrukt wir heute spielen werden, was dieses für Traditionsvereine wie den FCK bedeutet und weshalb wir den Verein aus Leipzig deswegen so sehr ablehnen. Nehmt euch die veröffentlichten Texte zu Herzen und lebt eure Abneigung gegen dieses Kunstprodukt aus! Egal wo, aber zu jeder Zeit!

Gegen den modernen Fußball, für den 1. FC Kaiserslautern e.V.!

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 117!

Sehenswert: Rebellen am Ball

UnbenanntWir möchten euch hier eine sehr interessante Doku von und mit Eric Cantona vorstellen. Dem einen oder andern von euch wird Eric Cantona noch mit seinem High Kick gegen einen Fan von Crystal Palace bekannt sein. Doch Eric Cantona war vor allem auch für sein politisches Engagement und seine Kritik am gegenwärtigen Wirtschaftssystem bekannt – auch schon zu den Zeiten als er aktiver Fußballer u.a. bei Mancherster United war. Denn…

…“Sport muss nicht nur Geschäft sein: Der ehemalige Fußballstar Eric Cantona erzählt von fünf Profikickern, die ihre Prominenz nutzten, um gegen das politische Regime ihres Landes zu protestieren oder sich für eine gute Sache einzusetzen und die zu Galionsfiguren für politischen Widerstand und gesellschaftliche Auflehnung jenseits sportlicher Leistungen wurden.

So rief der ivorische Fußballspieler Didier Drogba im Jahr 2004, als an der Elfenbeinküste ein blutiger Bürgerkrieg herrschte, trotz der Warnungen seines Vereins und seiner Agenten zur Einigung auf und bat die gegnerischen Parteien um Waffenruhe. Der Chilene Carlos Caszely wagte es 1973 als einer der wenigen Fußballstars seines Landes, öffentlich gegen das diktatorische Regime unter Pinochet zu protestieren. Rachid Mekhloufi spielte in der französischen Nationalmannschaft und kehrte während des Algerienkrieges unerkannt in sein Land zurück, um ab 1958 in der Auswahl der algerischen Unabhängigkeitsbewegung FLN zu stürmen. Der jugoslawische Nationalspieler Predrag Pasic gründete in den von Hass und Bombenhagel geprägten 90er Jahren eine multiethnische Fußballschule im besetzten Sarajevo. Der Brasilianer Sócrates machte in seinem Land, in dem Anfang der 80er Jahre noch eine Militärdiktatur herrschte, jedes Spiel zu einem politischen Happening, auf dem er sich für die Demokratie einsetzte.“ (Quelle: arte.tv.)

Hier geht’s zur Doku: Klick.

Beeilt euch, denn die Doku gibt’s nur 7 Tage in der arte-Mediathek.

UDH# 116: BETZE VS HEIDENHEIM

Grüßt Euch, Betzefans!Unbenannt

 Schon wieder April! Ostern steht vor der Tür und gleichzeitig beginnt langsam aber sicher der Endspurt der laufenden Saison, denn mit dem heutigen Heimspiel sind nur noch acht Partien zu absolvieren. Am heutigen 27.Spieltag erwarten wir den Tabellenachten aus Heidenheim, der eine grundsolide Saison spielt und zwischenzeitlich sogar oben anklopfen konnte. Das Hinspiel endete, wie so oft in der Hinrunde unglücklich, 1:1 unentschieden. Der groß umjubelte Führungstreffer durch Amin Younes wurde durch einen sehenswerten Treffer von Schnatterer egalisiert. Heute jedoch soll das anders aussehen: Der 1.FCK steht auf dem 2. Platz der Heimtabelle und wir erwarten eine offensiv spielende Mannschaft mit Zug nach vorne! Das Saisonziel ist klar – ein wichtiger Erfolgsaktor dabei ist unsere Heimstärke. Die gilt es heute unter Beweis zu stellen!

Nun jedoch zum Inhalt unserer 116. Ausgabe Unter die Haut: Die Rubriken „Blick auf“ und „Kurz und Knapp“ informieren Euch von Unterhaching über Hamburg bis nach England über aktuelle Entwicklungen und Geschehnisse. Außerdem findet Ihr einen interessanten Gedankensprung zum Thema Jugendkulturen und Szenen und weitere Texte aus den verschiedenen Rubriken. Wie immer gilt: Bei Lob, Anregungen und Kritik habt Ihr die Möglichkeit eine Mail an udh@frenetic-youth.de zu schreiben. Ansonsten viel Spaß beim Lesen!

 „Wir stehen am Samstag im Stadion, und rufen laut: Hinein!“

 P.S.: Heute gilt es auch den Amateuren die Daumen zu drücken, die um 14:00 Uhr in Mannheim antreten!

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 116!

UDH# 115: BETZE VS NÜRNBERG

UnbenanntServus Betzefans,

heute mit etwas kürzerer Einleitung – eine umfangreiche Einleitung findet ihr gewohntermaßen auf Seite 3 im „Hier und Jetzt“. Wir ersparen uns an dieser Stelle einfach mal das Copy & Paste und möchten euch einen Gedankensprung eines unserer Redaktionsmitglieder nahe legen. Und zwar geht es um aktuelle Tendenzen bezüglich sogenannter „Fankarten“, wie sie oft genannt werden – der Begriff dafür ist schon ziemlich paradox…

Viel Spaß beim Lesen!

Personalisierte Tickets in Europa

Nach den Vorfällen beim Rheinderby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1.FC Köln setzte sich DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig für personalisierte Eintrittskarten in der Bundesliga ein. In welchen Ländern es diese Art von Ticketverkäufen schon gibt und welche Auswirkungen dieses Geschäft haben kann, darauf schauen wir im folgenden Text.

Die bekannteste aller Fankarten ist sicherlich die „Tessera del Tifoso“ aus Italien. Seit diese im Sommer 2009 vom ehemaligen italienischen Innenminister Roberto Maroni eingeführt wurde, sinken die Zuschauerzahlen massiv und das Gewaltpotential hat sich in die unteren Ligen verlagert. Kein Wunder, schließlich werden nicht weniger als die persönlichen Daten, Steuernummer, Ausweisnummer und Meldeadresse auf einem Microchip der scheckkartengroßen Karte gespeichert. Trotz vieler Proteste von Ultragruppen und Vereinen wurde der Fanausweis bisher noch nicht abgeschafft.

Doch nicht nur in Italien wird von personalisierten Tickets Gebrauch gemacht, sondern auch in der Türkei. Dort führte man diese Saison die sogenannte „PassoLig“ Karte ein, bei jener man alle seine Daten beim jeweiligen Verein abgeben und zusätzlichen bürokratischen Aufwand hinnehmen muss. Kurios ist zudem, dass man beim Erwerb einer solchen Karte gleichzeitig eine Mitgliedschaft bei der Atif Bank, dem offiziellen „Sponsor“ der Karte abschließt. Als erklecklicher Nebeneffekt gewann die Bank auf einen Schlag Tausende Neukunden. Nebenbei bemerkt: Geschäftsführer der kleinen Bank ist kein geringerer als der Schwiegersohn des türkischen Premierministers Tayyip Erdogan. Gleichermaßen finden hier nicht mehr viele Fans den Weg ins Stadion und sogar bei Derbys bleiben viele Plätze frei. Auch in Ungarn hat der Hauptstadtverein Ferencvaros aus Budapest einen solchen Fanausweis eingeführt. Gründe hierfür liegen in einigen Vorfällen aus der Vergangenheit. Möchte man ein Ticket für ein Spiel des Clubs erwerben, muss der Käufer zunächst ein Formular ausfüllen. Zu guter Letzt wird noch ein Foto vom „Bewerber“ geknipst. Nun spielt der Club vor einer fast leeren Heimkurve in der heimischen Groupama Arena.

Seit einigen Jahren sind personalisierte Tickets unter anderem auch in den Niederlanden üblich. Trotz dieser Maßnahmen werden viele brisante Spiele immer noch unter einem Ausschluss von Gästefans ausgetragen, was bei vielen Anhängern zu weiterer Verständnislosigkeit führt. In Polen hingegen hat glücklicherweise die Zeit zum Umdenken angefangen und immer mehr Vereine verabschieden sich von der „Karta Kibica“. In einer ähnlichen Prozedur muss der Käufer zunächst seinen Personalausweis vorlegen und darf dann in eine Kamera grinsen. Das Foto wird schließlich auf die Karte gedruckt. Vielen Fans wurde dieser Aufwand allerdings zu viel und sie blieben den Spielen fern. Die finanziellen Schäden allerdings, welche durch die Zuschauerverluste aufkommen, belasten die meisten polnischen Vereine einfach zu sehr, um weiter an der Fankarte festzuhalten. Auch in Belgien testete der Ligaverband einst den Fanausweis; nach mehrjähriger Erfahrung wurde er wieder abgeschafft.

Trotz all der erwiesenen Nachteile will man erschreckenderweise nun auch in Dänemark auf personalisierte Tickets setzen. Ab dem kommenden Sommer soll man nur über einen Fanausweis an Tickets für den Gästebereich gelangen. Diesen möchte die dänische Fußball-Liga zur angeblichen Verbesserung der Sicherheitslage in den Stadien einführen. Der Ausweis soll verpflichtend für jeden sein, der seine Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten möchte. Zum jetzigen Stand werden selbst Kinder nicht davon befreit, Name, Anschrift, Geburtstag und sogar die Körpergröße anzugeben. Auch ein Foto soll bereits einige Wochen vor dem Spiel eingereicht werden. Weiterhin muss der Fan schließlich persönlich erscheinen, um sein Ticket abzuholen. Protestiert wird gegen diesen Fanausweis und dem erhöhten finanziellen Aufwand unter der Kampagne „Nej til awaykort“, in der nochmal verdeutlicht wird, dass es in der letzten Saison lediglich 19 Festnahmen in Dänemark gab und man einen hohen Zuschauerverlust durch die Einführung einer solchen Karte befürchten würde.

Im Endeffekt bleibt festzuhalten, dass personalisierte Tickets dem Fußball enorm schaden. Vielmehr haben Fanausweise bisher noch keinen positiven Einfluss auf die Stadionsicherheit oder präventive Effekte gehabt. Selbst der Ständige Ausschuss der Europäischen Konvention zur Zuschauergewalt im Sport (T-RV) äußerte sich in einem Bericht über den kroatischen Fußball negativ zu Fanausweisen – demnach scheine die Maßnahme genau das Gegenteil zu bewirken: Viele unschuldige Anhänger werden mit der Einführung einer solchen Fankarte getroffen und das Gewaltpotential verlagert sich oft auf andere Schauplätze. Die Stärke des Widerstandes halte auch friedliche Zuschauer davon ab, selbst Top-Spiele zu besuchen. So finden in den betroffenen Ländern immer weniger Fans den Weg ins Stadion, worunter unter anderem die Vereine leiden, aber vor allem der Fußball. Europaweit zeigen also die Erfahrungen, dass derartige, restriktive Ticketing-Modelle keine effektive Lösung zu angeblichen Gewaltproblemen darstellen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen in Deutschland nicht die Augen vor den negativen Folgen einer Fankarte verschließen, sondern diese vielmehr als Anlass nehmen, sich von einer solchen Maßnahme klar und deutlich zu distanzieren. Fanausweise dürfen weder als Geschäftsmodell missbraucht werden, noch dürfen sie als Rechtfertigung für angebliche Sicherheitsprobleme dienen. Sie schaden lediglich allen Beteiligten im Fußball.

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 115!