Brasilien Spezial – Teil 2

(Marcello) Samstagmorgen 6:00 Uhr in Brasilien: Der Wecker klingelt, Kaffeewasser wird aufgesetzt und die Dusche betreten. Die Sonne, die schon mehr als eine Stunde knallt, erhellt unsere Küche und mein Badezimmer und bald ist auch schon der erste Kaffee getrunken. Nachdem die Sachen gepackt sind und das Frühstück verschlungen, werden wir um 7 schon abgeholt. Dieses Mal geht es aber weiter als das Frasqueirão, nämlich um in einem Condominio (umzäunter Bereich, in dem Eigentumshäuser stehen und zum Teil auch Pools, Fußballplätze und kleine Läden integriert sind) Fußball zu spielen. Kommentare wie „Spielscht ned mo bei de Zwett?“ gibt es in Brasilien kaum, denn sich dort in Condominios zu treffen, in welchem zufällig Onkel oder Schwager wohnt, ist dort Gang und Gäbe. Das passt für mich persönlich nahtlos in die brasilianische Kultur, denn Ungezwungenheit und Lockerheit gehören zu dieser unweigerlich dazu. Schön!

An dem besagten Samstagmorgen ging es um 8:30 Uhr bei schlappen 28 Grad los und schon nach dem ersten Spiel umringt von Brasilianern, Argentiniern und Chilenen war ich völlig kaputt, durchgeschwitzt und fertig mit der Welt. An diesem Tag lernte ich Binho kennen (siehe UdH-Bericht Ingolstadt), mit dem ich mich lange über den deutschen und brasilianischen Fußball unterhalten konnte. Ich habe den Eindruck gewinnen können, dass unser Verein in Brasilien über große Bekanntheit verfügt, was angesichts der aktuellen sportlichen Situation und der medialen Omnipräsenz des FC „Bayern de Munique“, welche der deutschen in nichts nach steht, durchaus positiv ist. Auch die Assoziation zum legendären Barcelona-Spiel habe ich an diesem Tag zu hören bekommen.

Dieses Erlebnis war jetzt aber nur exemplarisch, denn egal wo, es wird immer zumindest nur ein bisschen über Fußball geredet, unabhängig davon, ob man jetzt beim Friseur, in der Bar, am Strand, im Supermarkt oder sonst wo ist, ein paar Worte über Fußball werden immer verloren. Ziemlich jede unzweckmäßige Konversation in Brasilien ist damit verbunden und angesichts der Präsenz des Fußballs im alltäglichen Leben zusammen mit der WM 2014 dort, sehe ich hier eher noch Potential für eine Zunahme. In Brasilien fallen nämlich Sportarten wie Handball fast raus (gibt es zwar, aber kann mich nicht daran erinnern, jemanden getroffen zu haben, der Handball spielt) und logischerweise auch alles an Wintersportarten.

Außerdem erfreuen sich auch abgewandelte Fußballvarianten wirklich hoher Beliebtheit. Hierzu zählen vor allem Futsal und Footvolley (Mischung aus Volleyball und Fußball, ziemlich abgedreht!). Ich kann mich nicht wissentlich daran erinnern, mich über eine andere Ballsportart als Fußball unterhalten zu haben. Die starke politische (z.B. Sportministerium) und gesellschaftliche Verwurzelung hat zur Folge, dass die Torcidas, also die Fans in Brasilien, sehr nahe an ihren Vereinen und der Seleção sind und dementsprechend häufig Fußball zu einem politischen Diskussionsgegenstand wird. Dies spiegelt sich auch in den Protesten gegen und wegen der WM 2014 wider, die ich selbst miterleben konnte.

Die Proteste in Natal nahmen ihren Höhepunkt am 20. Juni letzten Jahres. Ich bin froh, dass ich euch darüber mehr erzählen kann, denn die deutsche Berichterstattung der Ereignisse habe ich als unvollständig beziehungsweise halbherzig aufgefasst. Hierzu aber später mehr! Denn um ein Gesamtverständnis für die dortige Situation zu bekommen, ist es zunächst erforderlich, ein wenig auszuholen (wofür dieses Medium ja auch gedacht ist):

Als ich Anfang April letzten Jahres in Brasilien ankam, habe ich für einen Euro etwas mehr als 2,50 Reais (R$) bekommen. Im Mai dann knapp 3,00 Reais und Ende Juni dann sogar 3,20 Reais. Also eine Inflation von etwa 20% in gerade einmal drei Monaten. Was für mich dort eine nette Sache war, da ich einfach so mehr Geld hatte, war für die Leute dort besonders bitter. In Brasilien sind die Lebensunterhaltungskosten niedriger als bei uns, dafür verfügt Deutschland aber über ein Lohnniveau, von welchem die meisten Brasilianer träumen. Zwei Drittel der brasilianischen Lohnempfänger müssen mit 460 Euro im Monat auskommen, etwa ein Viertel mit der Hälfte. Im Jahr 2007 betrug 1% des Gesamteinkommens der wohlhabenden Bevölkerung etwa 50% des Gesamteinkommens der bedürftigen Bevölkerung. Das alles geschieht in einem Land, welches seit Jahrzehnten von Korruption geplagt ist und zu guter Letzt werden bundesweit die Buspreise um 20 Centavos (0,20R$) erhöht. Was für uns wie ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, bringt dort Menschen ernsthaft in existenzielle Probleme.

Angesichts dessen habe ich es selbst als Ausländer in Brasilien als absolute Frechheit empfunden, dass dort eine WM durchgeführt werden soll. Ich habe mich mit vielen Menschen unterhalten und alle waren sich ziemlich einig: Wir nehmen jetzt die WM, aber eigentlich sind wir gar nicht bereit dafür.

Polemisch ausgedrückt werden dicke, moderne WM-Arenen irgendwo hingestellt, wo außen rum bestenfalls ein paar einfache Mietplatten stehen. Angesichts der sozialen Situation in Brasilien, wo nur ca. 15% des Haushalts in das Gesundheitssystem fließen, ist es in den Augen vieler Brasilianer (und auch in meinen Augen) ein Absurdum, dass ein solch kostenintensives Projekt in ihrem Land stattfindet. 6,3 Milliarden der 10,5 Milliarden Euro Kosten werden durch das Land Brasilien übernommen. Viele Menschen wünschen sich, das Geld wäre anderweitig investiert worden.

Auch diese riesige Investition in die WM und die entsprechende Infrastruktur hierfür war ein Grund dafür, dass es im Juni letzten Jahres endgültig gereicht hat. Gepaart mit Korruption, großer sozialer Schere, Inflation und eben der sagenumwobenen Buspreiserhöhung. Diese wurde in den deutschen Medien fälschlicherweise als alleiniger Auslöser für die Proteste in Brasilien dargestellt. Viel mehr war dies der klassische Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Das „Überlaufen“ äußerte sich in landesweiten Protesten am 20. Juni 2013, bei denen überall im ganzen Land geschätzt zwei Millionen Menschen protestierten. Der Lehrer meiner Sprachschule gab uns im Unterricht eine Woche vorher Bescheid, er würde uns gerne zu den Protesten mitnehmen, an diesem Tag würde ab 16 Uhr innerhalb der Stadt sowieso nichts mehr passieren – Also gut, abholen lassen und dann ganz in der Nähe unserer damaligen Schule geparkt. Über die „Stadtautobahn“ von Natal, die gesperrt war, setzte sich ein Mob mit über 40.000 Menschen in Bewegung und immer mehr kamen hinzu. brasilienspezial3

Alles Mögliche kam zur Forderung an diesem Abend, was mittels kleiner Plakate gezeigt wurde – Ende der Korruption, mehr Rechte für Homosexuelle, bessere Bildung und Krankenhäuser. Wie bereits gesagt: Die Buspreiserhöhung war hier definitiv kein Thema, welches im Mittelpunkt gewesen wäre, sond  ern vielmehr ein Teil des Ganzen. Der Zug zog sich unter Samba-Klängen zur größten Mall der Stadt, aber vielmehr als Partymob. Das Klima bei der Demonstration war äußerst friedlich, es wurde einfach nur darauf gesetzt, möglichst viele Menschen zu mobilisieren. Dies gelang den Menschen in Natal ausgesprochen gut! Graffitisprüher wurden ausgebuht und „keine Gewalt“ und „kein Vandalismus“ skandiert – die Demonstration sollte zu jedem Zeitpunkt friedfertig bleiben. Das war auch der Fall, als es inmitten aller Menschen eine kurze Rennerei gab, die sich im Endeffekt als unbegründet darstellte – Gruppendynamik. Die Menschen waren aber wie gesagt sehr friedlich aufgelegt – vom Fenster wurde sich gegenseitig zu gewinkt und auch das hektische Benutzen des Lichtschalters wurde mit Applaus und Jubel bedacht.

Auf Anhöhen ließ sich erahnen, wie viele Menschen hier eigentlich unterwegs sind – sowas habe ich noch nie erlebt! Ein scheinbar unendlicher Strom von Menschen, der kilometerlang durch die Stadt zog – kein Bild würde irgendwie auch nur ansatzweise den Großteil derer zeigen, die an diesem Tag auf die Straße gingen.

Allerdings gab es auch einige Menschen, die an der Mall ausrasteten und diese mit Steinen und Betonplatten bewarfen. Was ich aus der Entfernung nur erahnen konnte, sah im Fernsehen relativ hart aus: die Glasfassade der Mall hat gelitten und eine zuvor anscheinend vorsorglich positionierte Polizeieinheit knallte die eindringenden Demonstranten aus der Mall. Straßensperren und Molotowcocktails gab es auch zu sehen, waren aber anscheinend die Ausnahme.

brasilienspezial4Für mich persönlich war es äußerst beeindruckend, so viele Menschen auf einem Fleck zu sehen, die alle mit demselben Anliegen auf die Straße gehen. Menschen jeden Alters, Größe, Geschlechts, politischer Einstellung, unterschiedlichster Gesellschaftsklassen und völlig anderen Berufen haben für eine Sache eingestanden, nämlich ein besseres Brasilien. Dafür gebührt dem Land tiefster Respekt, denn es wurde mehr als nur Menschen bewegt:

Einen Tag später bereits verkündete Brasiliens Präsidentin Rousseff, dass zukünftig mehr Geld in Bildung und Gesundheit investiert werden solle, was durch Einnahmen aus den Ölverkäufen des Landes gedeckt werden solle. Ebenfalls solle ein Plan zur landesweiten Verbesserung der öffentlichen Nahverkehrssysteme entwickelt werden. Die Buspreiserhöhung wurde letzten Endes auch zurückgenommen.Allerdings verurteilte die Präsidentin Brasiliens auch den gewalttätigen Anteil der Demonstranten, was sie mit der Aussage, Gewalt sei keine Gesprächsgrundlage, untermauerte. Unerwähnt bleiben sollten aber nicht die vielen hundert Verletzten dieses Abends – hauptsächlich durch Gummigeschosse der Polizei.

An diesem Abend wurde im Land mit Sicherheit keine Revolution losgebrochen, aber mit dem Willen des Volkes und hunderten von Städten voller Menschen, die für das selbe Anliegen auf die Straße gingen, wurde die Regierung zum Einlenken gebracht. Im protestfaulen Deutschland undenkbar!

Die Proteste in Brasilien haben für den Confed-Cup auch geringfügige Auswirkungen gehabt: Die Nationalhymne wurde durch die Torcidas der Seleção nach Anpfiff gesungen und nicht zur eingespielten Musik. Für die Gäste aus den verschiedenen anderen Ländern wurde also auch so gezeigt, dass die Menschen unzufrieden sind. Diverse Spieler der Nationalmannschaft solidarisierten sich mit den Protestierenden, was letztlich vom Verband geduldet wurde.

Beim Confed-Cup wurde mir aber auch eine ganz andere Seite gezeigt: Wie der Fußball in Brasilien gelebt wird, ist einfach großartig! Es gab lediglich ein Spiel der Seleção, welches in der heimischen Wohnung angesehen wurde. Jedes Mal war bei einem Spiel der Seleção für mich etwas anderes geboten. In einer Bar gab es pro Tor der Gelben einen Caipi aufs Haus, was schon ziemlich nett war, beim Spiel gegen Japan ging es richtig rund: In der Shock Bar in Natal wurde lecker zu Mittag gegessen, um anschließend bei viel Bier gemütlich das Spiel zu verfolgen. Danach live gespielter Forró, eine feiernde Meute in der Bar und zahlreiche Schönheiten mittendrin. Die Party ging bis lang in die Nacht, aber ohne komische Aufsteckirokesen, Cowboyhüten oder sonstigem Schrott. Die Leute kommen mit Trikot, Chinos und Flip-Flops in die Bar und feiern bis etwa 22-23 Uhr, bis es dann weiter in die Stadt geht. Sehr schön!

Bei einem anderen Spiel wurden wir spontan zum gemeinsamen Anschauen in ein Apartment in Strandnähe eingeladen – Mit Churrasco Service, Liveband und allerlei Flüssignahrung für vielleicht 20 Leute. Es ist schön, wie man dort empfangen wird – alle Menschen waren sehr freundlich zu uns und ungefragt bekamen wir jeweils einen dicken Teller mit Grillfleisch, Salat und einem kühlen Bier dazu gestellt. So lässt es sich definitiv aushalten! Zu späterer Stunde, als die werte Gattin, in die der werte Gatte bestimmt auch schon den ein oder anderen Real investiert hat, auf die Idee kam, singen zu müssen, ging es richtig rund. Alle fingen an zu musizieren und schnell hatten sich diverse Leute gefunden, die verschiedene Instrumente spielen konnten. Spontaner Sambajam nach dem Spiel – Sehr geil! Sich die Spiele gemeinsam in Bars anzuschauen ist in Brasilien also absolut normal, es gehört zu der Fußballkultur genauso wie das Bier.

Obwohl die Menschen allen Grund dazu hatten, das Gegenteil zu tun, wurde die Seleção in ihrem Land unterstützt und die Stadien gefüllt. Der Fußball ist in Brasilien viel zu sehr in die Gesellschaft und das Leben der Menschen integriert, als dass es möglich wäre, sich dagegen zu stellen. Die Menschen, die an ihren Vereinen hängen, unterstützen die Seleção ähnlich enthusiastisch und Brasilien ist für mich vielleicht nicht die Heimat des Fußballs, aber auf jeden Fall Heimat einer großartigen Fußballkultur, an welcher man sich ein Beispiel nehmen kann. Andererseits sind viele Brasilianer der Meinung, ihr Land sei Teil der 2. oder gar 3. Welt und viele Milliarden wurden in die WM investiert, obwohl sich die Bevölkerung nach einem besseren Gesundheitssystem sehnt oder für bessere Bildung ihre Stimme erhebt.

Sepp Blatter, Präsident der FIFA, sieht sich in keiner Schuld, da Brasilien die WM nicht aufgezwungen wurde. Wie so oft, wird sich in diesem Konstrukt die gegenseitige Schuld zu geschoben und keiner möchte die Verantwortung dafür übernehmen, dass die WM letztlich nach Brasilien vergeben wurde.

Letzten Endes ist es schlicht und ergreifend nicht mehr zu ändern, aber ob in Brasilien in diesem Jahr eine WM angebracht ist, darf in Frage gestellt werden. Beispielhaft und für mich symptomatisch ist, dass in Brasilía ein komplett neues WM-Stadion gebaut wird, welches nach dem Turnier nicht weiter genutzt wird. Es gibt dort einfach keine großen Vereine. Die Arena das Dunas in Natal wird zukünftig auch nur sporadisch für die Clasicos genutzt. ABC besitzt bereits ein schönes Stadion, América stellt sein neues in Kürze fertig und der etwas kleinere Verein Alecrim FC kann dank eines Investors auch bald ein eigenes Stadion beziehen. Zur WM kann man also sagen, dass sie fußball-kulturell gesehen auf jeden Fall bestens aufgehoben ist, ob Brasilien sich jedoch diesen „Luxus“ einer WM leisten kann, darf bezweifelt werden – Werden wir sehen, was daraus wird!

In den letzten Zeilen dieses Teils möchte ich noch einmal den Menschen in Brasilien meinen Respekt und Dank aussprechen – Mir wurde beispiellos gezeigt, wie man als Volk ein Ziel erreichen kann – Das ist absolut beeindruckend gewesen!

 

Lest demnächst Teil 3: Garra Alvinegra – “Die Gruppe” von ABC Natal

UdH# 101: Betze vs FSV Frankfurt

Nachdem unser Traum über den deutsch101coveren in den europäischen Pokal zu gelangen, am Mittwoch in München völlig überraschend platzte, gilt es nun wieder volle Konzentration für den Liga-Endspurt aufzubringen. Motivation sollte sich aus vielerlei Punkten ziehen lassen: Unsere Mannschaft scheint sich gefangen zu haben, die letzten Auftritte machen Mut, Youngster wie Jean Zimmer verleihen dem Team einen neuen Spirit. Das Beispiel Dominique Heintz hat gezeigt, dass ein zu großer Hype um junge Talente nicht förderlich ist, zu hohe Erwartungen zu viel Ballast bedeuten können. Zimmer kann nur einer der Namen heißen, mit denen es eine Truppe von “Jungen Wilden” aufzubauen gilt – ungeachtet davon, in welcher Liga sie in der nächsten Saison antreten wird. Der Betze sehnt sich nach jungen, hungrigen Spielern und nach einem frischen Wind! Diesem Thema widmet sich unser heutiger Gedankensprung.

Bevor ihr euch mit Unter die Haut Ausgabe 101 auf die Heim-Partie am Ostersonntag gegen den FSV Frankfurt einstimmt, gilt allen München-Fahrern von Mittwoch ein Wort des Dankes! Der Treffpunkt am Viktualienmarkt hat viel Freude gemacht und tatsächlich einen Hauch von Europapokal versprüht. Umso bedauerlicher, dass die Exekutive alles daran setzte, uns in die Suppe zu spucken. Doch auch das bestärkt uns zumindest in einer Sache: machtdumm und obrigkeitshörsam wie das USK, kleingeistig und bierzelttrottelig wie die Wachtmeister, spießig und versnobt wie die Münchner, kalt und kulturlos wie die Arena, konsumbeschränkt und nach Erfolg klatschend wie die FCB Fäns… Lautrer, so werre mer nie! Haltet das Feuer am lodern!

 

Gedankensprung: Zeit für den Neuanfang?

Groß ist die Ratlosigkeit, groß ist der Frust: Nach einem vielversprechenden Start in die Saison 2013/ 2014 träumte die Pfalz bereits von der Rückkehr ins Oberhaus. In Dresden Ende November dann der gefühlte Einbruch. Durch einen groben Abwehr-Schnitzer wurden nicht nur Ball und Punkte hergegeben, die Selbstsicherheit schien in der Elbe ertränkt.

Zuvor gab es schon negative Ausreißer, wie die 4:0 Niederlage in Aalen oder das 1:0 gegen die überraschend starken Sandhausener um Ex-Lautrer Denis Linsmayer. Zu Hause allerdings blieb der Betze bis dato ungeschlagen. Das sollte sich nach Dresden ändern: Es folgten Heimniederlagen gegen Düsseldorf (0:1), Paderborn (0:1) und Aalen (1:2). Auswärts ging man in Aue (1:0) und Cottbus (1:0) leer aus. Während Siege gegen Ingolstadt (1:2), Fürth (2:1), Sandhausen (2:1) und München (0:1) die Hoffnung auf ein gutes Ende immer wieder nährten, sorgte die zuletzt zunehmende Zahl von Unentschieden (Köln, Bielefeld, Karlsruhe, Bochum) dafür, dass der Aufstieg auf leisen Sohlen entwich. Ein Sterben auf Raten. Dank dem Last Minute Coup auf St. Pauli darf weiterhin gerechnet werden.

Trotz zwischenzeitiger Erfolgserlebnisse lief es seit Jahresbeginn meist  in Dauerschleife: Montags noch vollends gefrustet, baut sich über die Woche hinweg doch eine unerschütterliche Fußball-Vorfreude auf. Sie gipfelt in einem grundlosen Optimismus: „Nächstes Wochenende folgt die Wende“. Warum aber bleibt der Lernprozess aus? Weil einem Fußballromantiker nichts anderes bleibt, als darauf zu hoffen? Weil der „Blick hinter die Kulissen“ unangenehm ist? Bedenklich ist, dass sich zuletzt eine unerträgliche Gleichgültigkeit untermischte.

Wer nach der Partie gegen Bielefeld das persönliche Gespräch mit den Spielern am Steinbruch suchte, dem fällt schwer zu glauben, die Mannschaft ziehe an einem Strang. Albert Bunjaku stand nicht auf dem Platz, beteuert im persönlichen Gespräch dennoch beharrlich, alle Spieler wollten in Liga Eins, unabhängig von der Gültigkeit ihrer Verträge. Srdjan Lakic bekundet, er gebe bereits alles, um seinen Mitspielern „in den Arsch [zu] treten“. Auch andere Akteure stellen sich und zeigen Verständnis. Woran es liegt, kann keiner sagen. Was auffällt ist, dass es immer die gleichen Gesichter sind, die zusammen mit den Mitglieder und Fans über die Ursachen der Misere grübeln. Ein Karim Matmour versucht derweil sich ungesehen an einem Seiteneingang aufsammeln zu lassen, zu einem kurzen Gespräch ist er nicht bereit – „Ich will nach Hause!“.

Lassen wir uns von den jüngsten Ereignissen nicht blenden, lautet das realistische Zwischen-Resümee leider: Das wird dieses Jahr nichts, es kann nichts werden. Dafür liegt zu viel im Argen. Wie ein in Panik geratener Schiffsbrüchiger greift der FCK verzweifelt nach allem, klammert sich an jeden Strohhalm. Selbst wenn es gelingt sich über die Relegation oder gar Platz Zwei zu retten, braucht es ein Wunder, damit das FCK Fandasein in den nächsten Jahren mehr Lust als Frust wird.
Tatsache ist, dass es an einem langzeitorientierten Konzept fehlt: es gibt keinen Sportdirektor, Eigengewächse bekommen wenig Chancen zu reifen, sich zu etablieren, in Puncto Jugendarbeit sind wir längst abgehängt im Südwesten, die Personalfluktuation auf dem grünen Rasen ist schlichtweg eine Katastrophe. Verpflichtungen scheinen vielmehr nach dem Gießkannen-Prinzip als durchdacht und mit Blick auf eine langfristige Entwicklung zu geschehen. Wir leben von der Hand in den Mund, warten darauf, dass ein Wunder geschieht und nächste Saison alles besser wird. Die Verantwortlichen beschönigen die Lage bis zu einem Punkt, an dem die Fakten es nicht mehr zulassen. Dann heißt es „Tradition gewährt keine Zeit“ oder „Unser Budget lässt dies und das nicht zu“.

Das sportliche Auftreten stellt die Basis unseres Vereins dar, davon hängen Image und letztlich das ganze Wesen des FCK ab. Eine charakterstarke Einheit auf dem Platz lässt sich nicht eben in der Sommerpause zusammenkaufen, sondern will kontinuierlich aufgebaut werden. Ein überzeugendes Zukunfts-Konzept ist alles. Es verdient Geduld und bekäme sie von Mitgliedern und Fans wohl auch eingeräumt. Auf Typen wie Jean Zimmer zu setzen, könnte der erste Schritt auf diesem neuen Weg sein. Einer authentischen, jungen Truppe verzeiht man Fehler eher, sie ist glaubwürdig und wirkt identifikationsstiftend. Das muss unser Anspruch sein. Das Gros des aktuellen Kader entspricht dieser Philosophie offensichtlich nicht. Nach dem Unentschieden beim Karlsruher SC hatte „Coach Kosta“ davon gesprochen, dass eine Hälfte des Teams spielen wollte und Körpersprache gezeigt habe, die andere Hälfte habe nicht gekonnt oder nicht gewollt. Eine Erkenntnis, die ohne Konsequenzen blieb.

Der FCK braucht ein Stück weit breitere Strukturen: Nicht nur im wirtschaftlichen, sondern vor allem im sportlichen Sektor müssen Verantwortliche klar benannt und mit Kompetenzen ausgestattet sein. Hier bedarf es (Meinungs-) Vielfalt für ein konstruktives Miteinander! „Neuanfang jetzt“ ist die Aufforderung zum Umdenken, nicht um Unruhe zu stiften, sondern um wach zu rütteln und die um sich greifende Gleichgültigkeit im Vereinsumfeld zu stoppen. Es ist Zeit die Weichen zu stellen – für unseren FCK!

 

Hier geht es zur kompletten Ausgabe 101!

UdH# 100: Betze vs Bochum

100coverEINHUNDERT Ausgaben “Unter die Haut” Spieltagsgazette! Zum Jubiläum haben wir uns – wie schon bei Nummer 50 – etwas besonderes ausgedacht. Bevor ihr nun in das 32-seitige Werk eintaucht, stöbert und schwelgt, sei uns noch ein praktischer Hinweis zum Daily Business erlaubt:

 

Aufgrund des gesetzlichen Tanzverbots wird die “Wir alle sind K-Town” Vol. 6 auf den 14. Juni verschoben! Auch das Line up ändert sich ein wenig. Leider kann Luki Ggf den neuen Termin nicht wahrnehmen, dafür haben wir mit der Band „The Watching“ einen weiteren live act am Start. Wir hoffen ihr erscheint dennoch wie immer zahlreich und gut gelaunt.

 

Wie ihr gleich feststellen werdet, kommen in Ausgabe# 100 viele Menschen zu Wort, die den Weg des “Unter die Haut” bis heute begleitet haben: Die Initiatoren, die Schreiberlinge der ersten Stunden, Leserinnen und Leser aus der FCK Fanszene, Fanclubs, Fanvertretung, Fanprojekt,… sowie natürlich die Hauptprotagonisten selbst: die Mädels und Jungs des Arbeitskreis UdH, die auch bei dieser Ausgabe nicht müde wurden, euch mit Leidenschaft und Fleiß ein lesenswertes Paket zu schnüren. Wir wünschen allen viel Spaß damit und den Beteiligten eine schöne Jubiläumsfeier, genießt den Tag! Vielleicht trägt die Mannschaft etwas zum Gelingen bei. Auf 100 Ausgaben UdH!

 

JulianM, 21 Jahre

Ich weiß nicht mehr genau die Ausgabe, zu der ich meinen ersten Text beisteuerte. Müsste was in den frühen 30ern gewesen sein. Jetzt, rund 4 Jahre, gut 70 Spieltagsausgaben, ein paar Sonderausgaben – nicht zu vergessen unser UdH kids – und natürlich die beiden plus-Ausgaben später, sitze ich zuhause vor meinem Laptop und versuche ein paar Zeilen zu finden, um zu beschreiben, was das “Unter die Haut” für mich bedeutet. Ich will es mal mit einer kurzen Story versuchen. Direkt nach der Spieltagsterminierung habe ich – recht spontan – bei meinem Chef für den Montag Urlaub eingereicht. Dieser meinte freundlich “Kein Problem, aber darf ich fragen, warum sie so spontan Urlaub brauchen?” – “Äh, Familienfeier an dem Sonntag…” 😉
Ich bin stolz ein Teil unseres Kurvenflyers zu sein, und so stetig an der Weiterentwicklung unserer Gruppe “Frenetic Youth” mitzuwirken. Möge die Reise noch lange weitergehen!

Wir ihr gemerkt habt, ist diese Ausgabe etwas besonderes. Dennoch ist wichtig, auch die Mädels und Jungs zu Wort kommen zu lassen, die Spiel für Spiel immer wieder eine geile Ausgabe in die Tasten zaubern.
Also dann: Sagt, was ihr zu sagen habt!
Keep on writing!

RobertHD, 24 Jahre

Mir persönlich ist die Mitarbeit im Arbeitskreis echt ans Herz gewachsen. So kann ich mich trotz Wohnsitz in München problemlos an der Arbeit beteiligen. Als Leiter des UdH-Patenmodells ist es für mich auch echt erfreulich zu sehen, wie sich mit der Zeit die neuen Schreiber aus dem Förderkreis entwickeln bzw. entwickelt haben. Das ist für mich auch ein Zeichen, dass wir hier im Arbeitskreis alle wirklich gute Arbeit leisten. Darauf können alle stolz sein! Auf die nächsten 100 Ausgaben!

Ruven, 25 Jahre

Seit knapp sechs Jahren gibt es zu jedem Heimspiel ein Unter die Haut zu bestaunen. Trotz Druck-, Layout- oder sonstigen Schwierigkeiten haben wir es echt geschafft, jedes Mal eine solide Ausgabe an den Start zu bringen. Das hätte wohl zu Beginn des Projekts niemand für möglich gehalten! Wahnsinn!

Mit dem UdH verbinde ich Qualität, eine Menge Arbeit, einen coolen Arbeitskreis und Hammer-Partys. Die Reise wird weitergehen, ich habe auf jeden Fall weiterhin Lust drauf! Auf die nächsten 100 Ausgaben!

DominikP, 16 Jahre

Genau ein Jahr ist es nun her, seitdem ich mit dem Schreiben für unser Fanzine Unter die Haut begonnen habe. Ein dreiviertel Jahr durfte ich mich durch die Patenschule von Robert boxen, ehe ich Anfang Februar festes Mitglied des Arbeitskreises UdH wurde. Viele Texte wurden von mir geschrieben und noch mehr Themen zusammengekratzt, um unser Heftchen möglichst voll zu bekommen. So wünsche ich unserem Fanzine alles Gute zur #100sten Ausgabe und auch in der Zukunft auf weitere hunderte, wenn nicht sogar TAUSENDE Ausgaben unserer Unter die Haut!

TimR, 14 Jahre

Lang’ ist es jetzt her, als ich meine erste UdH Ausgabe in den Händen hielt. Es war die 52. Ausgabe beim Heimspiel gegen den FC Augsburg, Anfang der Saison 2011/2012. Nun einige Jahre später wirke ich selbst als UdH-Pate beim Kurvenflyer mit. Wer hätte das vor knapp drei Jahren gedacht? Als Mitglied des Förderkreises kam ich Ende letzten Jahres auf den Arbeitskreis Unter die Haut und trage seitdem meine Beiträge zum Kurvenflyer bei. Letztendlich wünsche ich mir weiterhin so viel Spaß mit dem Schreiben von Texten als Pate für das UdH und gratuliere ebenfalls zur 100. Ausgabe Unter die Haut!

TobiG, 22 Jahre

Seit nunmehr 30 Ausgaben „unter die Haut“ wirke ich nun aktiv an der Gestaltung unseres Kurvenorgans mit und muss sagen, dass es mir riesen Spaß macht jede Woche aktiv an der Arbeit der Redaktion teilzunehmen.
Auch wenn die Arbeit am Ende einer Ausgabe manchmal etwas stressig wird, ist es Woche für Woche eine große Bereicherung für mich. Ein persönliches Ziel mit dem udh wäre natürlich die 200. Ausgabe mitzuerleben zu dürfen und aktiv mitzugestalten. Auf ein riesen Fest – udh!

Conny, 29+3 Jahre

Das UdH ist für mich die „Stimme“ von Frenetic Youth: „meiner“ Gruppe. Und „Youth“, also Jugend war für mich noch nie eine Sache des Alters. Ich habe die „20er-Grenze“ längst überschritten und dennoch beschreibt „Jugend“ für mich vielmehr ein Lebensgefühl von Freiheit und Unbeschwertheit, Dinge kritisch zu hinterfragen und sich nicht allen gesellschaftlichen Gegebenheiten wortlos zu unterwerfen! Mir persönlich bietet das UdH die Möglichkeit, solche Werte, die mir und meiner Gruppe wichtig sind, weiterzugeben und unsere Ideale an die Jüngeren zu vermitteln. Ein positiver Nebeneffekt der ganzen Sache ist außerdem, dass man immer auf dem Laufenden ist, was in der Fußballszenewelt so vor sich geht. Ich bin stolz, Teil von FY und gleichzeitig Teil des UdH zu sein. Auf die nächsten 100 Ausgaben!

JonasM, 22 Jahre

Ich bin noch nicht sehr lange im Team um das Udh. Ich beschäftige mich hauptsächlich mit dem Teilbereich der Rising Subculture und schreibe dort zu Entwicklungen einer der größten Jugendkulturen in Deutschland. Diese kritischen und oft tiefgründigen Themen sind für mich eine Möglichkeit das UdH eventuell auch im Vergleich zu anderen Ultraszenen in Deutschland vorranzubringen.
Keep on Rising!

Neubi, 20 Jahre

100 Ausgaben „Unter die Haut“ stehen für:
eine hohe inhaltliche Qualität – Locke, Flo, Netzer, Pat, Alex, Julian, Ruven – Saarland copy Mafia – feinsten UdH Wein – sonntäglichen „Schreibstress“ – Ultra – Stadt – Kurve – Verein – Fußball – FY – Subkulturen – Spaß – Ehrgeiz – Stolz – Freundschaft – Stress – Chaos – „Unter die Haut Blog“ – „Unter die Haut plus“ – MAXIMUM RESPECT!

Uli, 20 Jahre

Als ich meine Mitarbeit im Arbeitskreis begann, war die 50.Jubiläumsausgabe noch druckfrisch und ein neuer Drucker konnte durch die Jubiläumsparty ermöglicht werden. ,,Saufen für nen neuen Drucker!“ 50 weitere Ausgaben vergingen wie im Flug – Die Qualität, der Umfang und die Abwechslung des Kurvenflyers erreichten dabei immer wieder neue Dimensionen. Ein besonderer Dank geht an die zuständigen Leute der Redaktion, des Layouts und Drucks, die das UdH seit der 1.Ausgabe am Laufen halten und Woche für Woche Ihre wertvolle Freizeit investieren, sodass beim nächsten Heimspiel eine neue Ausgabe erscheint! Hut ab! UdH #100!

Andi, 27 Jahre

Ich bin erst seit kurzem im Arbeitskreis aktiv. Das UDH bedeutet für mich persönlich vor allem eine Möglichkeit zu haben, meine eigenen Gedanken in einem gewissen Rahmen  auszudrücken. Beim Schreiben und Recherchieren eines Textes habe ich die Möglichkeit mich intensiv und refklektiert mit dem Thema auseinander zu setzen. So erhalte ich, und die Leser hoffentlich auch, eine viel fundiertere Meinung über ein gewisses Thema. Wichtig ist mir auch, dass das UDH Platz bietet für kritische Themen, die in den Medien vielleicht nur
wenig oder gar keine Betrachtung finden.

Pat, 25 Jahre

Die Geschichte des „Unter die Haut“ zeigt, mit welcher Dynamik sich eine einst fixe Idee entwickeln kann. Aus einer übersichtlichen Schreiber-Riege ist ein top organisierter Arbeitskreis erwachsen, ein Projekt, in das sich viele junge Menschen engagiert und verantwortungsvoll einbringen. Es ist wunderbar zu sehen, wie diese Erfahrungen die Beteiligten prägen und miteinander verbinden. Das „Unter die Haut“ hat sich zu einer Institution bei FCK-Heimspielen gemausert, eine zuverlässige Informationsquelle und ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Gruppe Frenetic Youth und seines Umfeldes. Chapeau an alle UdH’ler für 100 Mal „Ultra‘ Propaganda“!

Flo, 25 Jahre

Sommer 2008: “Wer layoutet unseren neuen Kurvenflyer?” – “Ok, ich machs… aber nicht für immer!”
Sommer 2014: Ich bin immer noch da.

Netzer, 25 Jahre

Als wir vor fast sechs Jahren mit dem Unter die Haut angefangen haben, konnten wir nicht voraussehen, was das Ganze für eine Entwicklung nehmen würde. Am Anfang kamen die Texte von 3-4 Leuten, dazu eine Person für das Layout und dann alle gemeinsam tackern und falten. Auch das Drucken war immer wieder abenteuerlich, so wurden die Drucker unserer Arbeitgeber doch ziemlich strapaziert. Ich bin wirklich stolz auf das, was sich da in den letzten Jahren entwickelt hat. Die Unter die Haut Redaktion ist stetig gewachsen, integriert junge Leute mit Interesse am Schreiben, hat das FY Fanzine Unter die Haut plus herausgegeben und jetzt mit dem UdH-Blog ein weiteres cooles Projekt am Start. Die Qualität der Texte ist stetig gewachsen und ganz besonders gefällt mir, dass die Grundidee, nämlich den Blick über den Tellerrand zu werfen, weiter so verfolgt wird. Ein riesen Lob an alle Schreiberinnen und Schreiber. Macht weiter so, dann sind die nächsten hundert Ausgaben kein Problem.

Stefan , 19 Jahre

100 Ausgaben Unter die Haut – Grund genug für mich noch mal die alten Udh’s auszugraben, die sich im Lauf der Zeit angesammelt haben. Was bei den ersten Ausgaben mit einem doppelseitig bedruckten Faltblatt und geringer Auflage angefangen hat, wurde über die Zeit immer dicker und optisch immer ansprechender. Ins Auge springt natürlich die 50. Ausgabe, welche als einzige farbig ist und gefühlt letzten Sommer erst rauskam. Und natürlich die 51. Ausgabe, welche mit 44 Seiten wohl die umfangreichste Ausgabe war. Kaum zu glaub, dass das schon wieder fast 3 Saisons her ist, 3 Saisons an denen auch weiterhin immer ein informatives Unter die Haut am Start war. Dafür können sich alle Schreiberlinge heute mal bei einem Bierchen auf die Schulter klopfen! Auf Uns! Keep on Rising, Udh!

Lukas, 18 Jahre

Pah, schon die 100. Ausgabe und es kommt mir so vor, als hätten wir gestern erst die 50te gefeiert, echt krass. Viel habe ich über’s UdH so spontan gar nicht zu sagen. Optisch und inhaltlich ein gutes Heft, welches sich stetig weiterentwickelt. Danke an alle mitarbeitenden Arbeitskreis-Mitglieder, auch wenn ihr meinen Nikotin- und Kaffeekonsum doch manchmal erheblich fördert, wenn mal wieder einige Texte fehlen und ich nicht layouten kann 😉

Hier geht es zur kompletten Ausgabe 100!

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Das Fußball-Imperium

Krumme Geschäfte im Namen des Fußballs. So könnte man die Dokumentation “Das Fußball – Imperium” aus der Reihe ZDF-Zoom, die diese Woche ausgestrahlt wurde wohl am besten in einem Satz beschreiben. Anhand verschiedener Recherchen versucht die Doku etwas Licht ins Dunkel der FIFA zu bringen.Dabei geht es neben der allseits bekannten Korruption, vor allem um Phänomene, wie Kolonalherrschaft und moderne Sklaverei. Der Bericht schafft es auf eine interessante Weise, die Methoden der FIFA zu hinterleuchten und zeigt anhand der aktuellen WM-Standorte, wie die FIFA Menschen- und Grundrechte verletzt.

Hier geht es zur Reportage in der ZDF Mediathek!

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Auch in UdH Ausgabe# 98 berichteten wir schon über die FIFA und deren hauseigenen Vorstellung vom Produkt Fußball.

Brasilien Spezial – Teil 1

(Marcello) „Na da leck‘ mich fett!“ – Das war etwa meine Gefühlswelt, als feststand, dass ich mit euch, unserer werten „erweiterten“ Leserschaft des UdH bzw. des Blogs noch mehr von meinen Erlebnissen im für mich schönsten Land auf dieser Erde teilen darf. Zunächst einmal werde ich noch die restlichen drei Spiele, von denen ich immerhin auch deren zwei im Stadion ansehen durfte, etwas aufarbeiten, sofern es sich lohnt. Des Weiteren sind noch zwei weitere Teile fest geplant.

Überraschenderweise wird es um Fußball gehen, mal mehr, mal weniger, mal auf die Gesellschaft bezogen und mal mit ganz besonderen Einblicken, auf die ihr euch freuen könnt! Aber zu viel verraten möchte und werde ich nicht und daher legen wir gleich los mit den drei anderen Partien, die ich besucht habe bzw. wollte. Los geht es mit dem Pokalspiel von ABC gegen Sport Recife:

ABC Futebol Clube – Sport Recife
08.05.2013 / Copa do Brasil (Brasilianischer Pokal) / Estádio Maria Lamas Farache („Frasqueirão“) / ca. 7500 Zuschauer

Zur späten Zeit von 20:00 Uhr machte ich mich mit meinem Mitstreiter aus der Heimat auf den Weg ins wunderwunderschöne Frasqueirão, ich bin wirklich verliebt in das Teil! Dieses MalNatal-Recife waren wir alleine unterwegs und trotz zuvor gegenteiliger Ankündigung meines Mitabiturienten, ließ er sich auch nicht lumpen und machte sich mit mir per Pedes Richtung Stadion auf. Zu Fuß braucht man von unserer Wohnung etwa eine halbe Stunde, läuft (im wahrsten Sinne des Wortes!). Unterwegs wurden mal wieder ein paar Halbstarke von Garra Alvinegra von den Cops gefilzt, irgendwie hasse ich sie ja weltweit muss ich sagen.

Am Stadion angekommen, mussten wir uns dieses Mal selber um die Karten kümmern, angesichts der Terminierung von 22:00 Uhr an einem Mittwochabend war aber klar, dass dies kein Problem darstellen sollte. Der erste Gauner wollte uns für 70 Reais eine Stehkarte andrehen, was umgerechnet ziemlich genau 28€ entspricht. Ja nee is’ klar, mit den Gringos (Googelt es, wenn euch die Bedeutung interessiert, aber nett ist es nicht) kann man’s ja machen! Der unfreiwillig neu gewonnene Freund haftete dann an uns, wie eine Scheißhausfliege in Topform, allerdings kamen wir dann mehr oder weniger zufällig an die „Kartenschalter“ des Stadions, welche äußerst ungewöhnlich gebaut sind: Der Raum, in dem die Karten verkauft werden, ist nur durch kleine Sichtnischen, welche vergittert sind, einsehbar, diese Nischen sind vielleicht 13×13 cm groß. Hatte was von einem Gefängnis, aber um diese rotzhässliche Einkaufsrechn… ähh Eintrittskarte durchzustecken, reichte es allemal.

Bei noch 45 Minuten Zeit bis zum Anstoß (entspricht gefühlt 2,5 Stunden vor Anpfiff in Deutschland), vertrieben wir uns noch die Zeit damit, uns mit allerlei Gegrilltem zu verköstigen. Ich werde auf jeden Fall vermissen, mir mit Blick aufs Spielfeld gegrillten Käse und Hühnchen für 80 Cent pro Spieß einzuverleiben. Keine Sau würde es jucken, dass ich mir noch von dieser phänomenalen Guarana-Limonade gekauft habe, allerdings ist dies auch mit einer netten Anekdote verbunden: Der etwa 50-jährige Verkäufer machte ganze schöne Augen, als ich als Mensch mit hellen Augen auf Portugiesisch bestellt habe (es wurde!). Nachdem ich ihm dann gedrückt habe, dass ich aus Deutschland bin, konnte dieser gar nicht mehr und haute alle Assoziationen zu Deutschland raus, die in seinem Kopf rumschwirrten. Mein Highlight war auf jeden Fall „Hummänicke“, welcher im Nachhinein als Vereinsmitarbeiter des 79000-fachen Deutschen Meisters Karl-Heinz R. ausgemacht werden konnte. Nett war’s und ich kann nur appellieren: Mehr Churrasco-Stände vor deutschen Stadien! – Auch wenn‘s leider nix wird!

10 Minuten und damit überpünktlich ging es für uns ins schmucke Teil, dieses Mal nahmen wir allerdings sitzend auf der Hintertortribüne im Bereich von Garra Alvinegra Platz. An diesem – Achtung, jetzt kommt’s – warmen und sommerlichen Abend (überraschend, nicht wahr? ) waren etwa 7000-8000 Leute im Stadion, die Tribünen waren schon bedeutend leerer. Kurz vor Spielbeginn begannen dann erste Pöbelgesänge, eigentlich handelt es sich bei diesem Spiel auch um ein Derby, liegt Recife schließlich NUR (und zwar wirklich „nur“) 300 km von Natal entfernt. Was in Deutschland eine Auswärtsfahrt normaler Weite ist, ist für Brasilien eine äußerst geringe Entfernung.

Recife-NatalAufgrund der schwierigen Terminierung (mittwochs 22:00 Uhr, ähhh hallo?!!) waren allerdings nur etwas über 300 Torcidas aus Recife (einer der gefährlichsten Städte Brasiliens) zugegen. Optisch konnten diese mit einer ansprechenden Zaunbeflaggung überzeugen, kurios war, dass die führende Gruppe „Saida3Pte“ sogar zwei Zaunfahnen dabei hatte. Ebenfalls konnte das schöne, gemalte, schlichte, große Banner mit der Aufschrift „Löwen des Nordostens“ überzeugen.

Der Support von Recife war gemessen an der Anzahl der Leute in den ersten 10 Minuten Wahnsinn, wenn die Torcidas von Americá so motiviert gewesen wären, wär‘s ne kranke Nummer geworden.

Zum Sportlichen: Im brasilianischen Pokal ging ABC dieses Mal erneut als Außenseiter in die Begegnung, ist doch Sport Absteiger aus der höchsten brasilianischen Spielklasse. In gewohnt aggressiver Manier spielten die Mannen in Weiß von Anfang an mit technisch ambitionierter Spielweise. Das Spiel konnte an sich gerissen werden und ABC dominierte das Spiel von Beginn an. In der 37. Minute hätte der freistehende Mittelstürmer das 1:0 machen müssen, allerdings war dieser dermaßen überrascht, dass er aus drei Metern vorbei köpfte. Ärgerlich! Mit einem schmeichelhaften 0:0 aus Sicht der Löwen ging es dann in die Kabine.

Während der Halbzeit trafen wir uns dann mit Bruno von Garra Alvinegra. Erfreulicherweise konnte ich bei diesem Gespräch feststellen, dass sich meine portugiesischen Sprachkünste immer weiter verbessern. Andererseits wäre es ja auch schlimm, wenn es nicht so wäre. Nach einem relativ belanglosen Gespräch, nach welchem mir mal wieder Gruppenklamotten angedreht wurden (dieses Mal bestand ich darauf, zu bezahlen), ging es schon weiter im Text und das Spiel ging weiter. Die Torcidas um Garra Alvinegra und Camisa12 (Gegengerade), ob der engagierten Leistung der eigenen Mannen sehr motiviert, wenngleich „die Sache mit dem Support“ in Brasilien nicht so eng gesehen wird. Da sitzen auch mal welche abseits vom Supporthaufen rum, rauchen und unterhalten sich über das vergangene Wochenende. Völlig undiszipliniert und ein krasser Gegensatz zu Deutschland, allerdings ist das eben eine andere Mentalität. Die Meute, die gesungen hat, war aber gewohnt motiviert bei der Sache. Um das Liedgut zu entziffern, wird es allerdings noch die eine oder andere Woche dauern.

Ab der 55. Minute war ABC dann drückend überlegen, klasse im Spiel und mit zwingenden Chancen, welche mit einem unbeschreiblichen Pech nicht den Weg ins Tor gefunden haben, als Beispiel sei ein Torschuss aus etwa 18 Metern genannt, der drei Mal auf seinem Weg zu den Maschen abgefälscht wurde und 15 cm am Tor vorbeieierte.. Da hadert man selbst als fast neutraler Zuschauer. Nach einem weiteren Pfostentreffer hatte der Mittelstürmer mit der Nummer 9 jedoch mehr Glück. Durch eine hervorragende Ballstafette im Mittelfeld wurde dieser im Strafraum freigespielt und konnte mit einem brutalen Gewaltschuss aus rechter Position etwa neun Meter vor dem Tor netzen. Der Torjubel konnte sich wieder einmal das Prädikat „atemberaubend“ verdienen, wenn das hier immer so ist, dann feiere ich es!

Als wenn das nicht genug gewesen wäre, schlug es knappe 10 Minuten später noch einmal im Gehäuse der Gäste ein und der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Schön anzusehen ist es immer wieder, wie Leute einen etwa 3-4 Meter hohen Maschendrahtzaun erklimmen und oben ihren Emotionen freien Lauf lassen. Fußball pur!

Neben einem Lattentreffer der Gäste nach einem Freistoß (wovon wirklich alle gefährlich waren), gab dieses Spiel nichts Besonderes her. Nach 15-minütiger Blocksperre wurde der Heimweg angetreten und auf diesem konnten einige TGA Nasen gesichtet werden, welche noch irgendwie vergeblich versuchten, an Gäste ran zu kommen. Sei es drum, ab nach Hause und zufrieden ins Bett gefallen! Fußball in Brasilien macht abgesehen vom Eintrittspreis so unglaublich Spaß!

Wer dachte, das wäre aber der Gipfel gewesen, für den kommt jetzt der Kracher: Zehn Tage später kam das nächste Ereignis der Kategorie „Hätte ich mir niemals träumen lassen“: Drei TageRecife-Natal_vorAbfahrt1 vor dem Rückspiel in Recife wurde mir einfach mal so beiläufig ein Busplatz für das Auswärtsspiel dort angeboten. Lange überlegt habe ich nicht, das könnt ihr mir glauben! Also am 22. Mai letzten Jahres gegen 14:30 Uhr mittags einmal mehr den Fußmarsch zum wuuuuuuunderschönen Frasqueirão angetreten, wo sich die beschauliche Meute von 220 Leuten, die sieben Busse füllte, dann sammelte.
Was ich aber zugeben muss und nicht unerwähnt bleiben sollte: Als ich den ersten Fuß auf den Parkplatz setzte, war mir sehr mulmig, ich war beängstigt – Zwar kannte ich nun Bruno wirklich konkret beim Namen und hatte dementsprechend einen Ansprechpartner, aber für mich war es absolut krass, mich darauf einzulassen. Erst einmal habe ich versucht irgendwo Bruno, meinen einzigen Ansprechpartner, zu finden. Dies war nicht der Fall und die Randnotiz via Whatsapp, ich solle mich im Zweifelsfall einfach an Cristiano, den Präsidenten (sehr ausgeprägte Hierarchien) von Garra Alvinegra wenden, stellte sich dann noch später als Treffer heraus. Da stand ich nun in dieser klassischen „all eyes on me“-Situation. Multikultur wie in Europa ist in Brasilien absolut unüblich und wie überall fiel ich dieses Mal ziemlich auf. Kurzzeitig dachte ich dann an Aufgabe, aber durch die bestehenden Kontakte und die Assoziation von mir zu Augusto (siehe Spielbericht in UdH Nr. 86), ging ich die Sache an und eins kann ich vorweg nehmen: Ich habe es nicht bereut, nicht mal ein bisschen!

Bruno ließ sich nur kurz vor Abfahrt blicken, Cristiano wusste aber Bescheid und tatsächlich war ein Busplatz für mich geblockt. Sehr geil! Cristiano wusste mich aber einzuordnen und auf einmal war die anfängliche Skepsis der Meute mir gegenüber wie verflogen und die Zeit bis zur Abfahrt verging wie im Flug. Mein Smartphone mit FY-Bilderordner ging rum und die Leute haben es gefeiert, besonders unseren Auftritt in Mainz. Als die Torcidas realisiert haben, dass ich einfach nur aus Interesse an der Sache mit will, fanden sie die ganze Sache ziemlich „legal“ („cool“). „Um gringo louco“ war ich trotzdem, weil mir mehrfach bereits vor der Abfahrt von mehreren Leuten gesagt wurde, dass es gar nicht soooo unwahrscheinlich sei, dass es knallt. Nun denn. Bus bezahlt, gelabert, nen Caipi getrunken und dann auf die Hauptstraße am Stadion.

Recife-Natal_vorAbfahrt2Jetzt einmal kurz zum Mitdenken: Natal und Recife liegen 297 km auseinander. Mit einem Bus braucht man in Anbetracht der Straßen dort etwa vier Stunden, die „Autobahnen“ dort gehen in Deutschland nämlich bestenfalls als größere Bundesstraße durch. Der Treffpunkt war um 15:00 Uhr, bei einer geplanten Abfahrt eine Stunde später. Wie es in Brasilien nun mal so ist, wird die Pünktlichkeit nicht besonders ernst genommen (hat, wie man sich denken kann, gute und schlechte Seiten), so dass um 17:30 im Eiltempo SIEBEN Busse ans Stadion angeheizt kamen, der eine größer, der andere kleiner, aber 220-230 Leute werden da schon drin gewesen sein. Meine Wenigkeit nahm in einem 20-Sitzer Platz. Wer jetzt etwas in Richtung Reisebus erwartet, muss enttäuscht werden, ganz einfach nur kleine Stadtbüsschen vom Privatunternehmen. Was da drin war, war ein Drehkreuz, Fahrersitz und Sitzbänke. Was bisher nicht von mir erwähnt wurde: Anstoß im Stadion von Recife, was auf Bildern ziemlich genial aussah, war um 21:45 Uhr. Dementsprechend war mir Angst und Bange, den Anstoß zu sehen, aber dazu gleich mehr.

Drinnen im Bus war ich natürlich wieder das Ereignis schlechthin, wieder wurde mir gesagt, dass es heute soooo wahrscheinlich knallt, was von mir aber halt so hingenommen wurde. Die Fahrt war ziemlich geil, die Jungs von TGA schmettern nämlich nahezu durchgehend ihre brutalen Lieder durch den Bus, Wechselgesänge mit anderen Bussen und so weiter… sehr fett!

Nach mehreren Pausen, erreichten wir gegen 22 Uhr die Stadtgrenze von Recife, um dort noch kurz eine Tanke zu entern, wo erstaunlicherweise wirklich wenig geklaut wurde (obwohl die Leute es wesentlich nötiger hätten als wir). Recife rein war wirklich ein sehr krasses und prägendes Erlebnis für mich. Von Natal kommend, geht die Autobahn in einem Tal zwischen zwei riesigen Hügeln in die Stadt, auf welchen komplett Favelas sind, waren bestimmt 10.000 Häuser der übelsten Sorte. In Recife selber staunte ich auch nicht schlecht. Ich will nicht pöbeln, aber das war schlicht und ergreifend die verranzteste, heruntergekommenste, und ungepflegteste Stadt, die ich jemals gesehen hab. Ganz ganz hässliches Loch! Irgendwann wurden wir in „Deutschland-Manier“ von den Cops ans Stadion gekarrt, in der Seitenstraße geparkt und raus aus den Bussen. Mit dem Mob die Straße zum Stadion hochgefeiert (besseres Verb fällt mir da wirklich nicht ein), dann auf einmal kurze Rennerei, weil die Bullen zwei Ketten zwischen Straße und Eingang gebildet hatten. Einer der Torcidas nahm mich am Arm und ging mit mir zu nem jungen Bullen (welch glorreiche Idee!) und steckte dem, wer ich bin und dass ich bitte in Ruhe zu lassen sei. Weniger nett die Geste vom „Freund und Helfer“: Nach sorgfälter Prüfung meines Reisepasses, sagte der auf Englisch zieeemlich unmissverständlich: „Guy I tell you one thing: Don’t make trouble! Brazilian jail is no fun!“. Alles klar, gerafft!

Irgendwann stellte sich raus, dass die Bullen ALLE durchsuchen wollten, bevor irgendeiner ins Stadion gedurft hätte. Na geil! Dementsprechend fiel die Reaktion der Meute aus und es krachte wieder mit den Bullen. Es wollten einfach nur alle ins Stadion, schließlich ging das Spiel auf die Halbzeit zu. Die nächsten Rennereien gingen los und dieses Mal prügelten uns die Cops schön zurück Richtung Busse. Um den Überblick nicht zu verlieren, hielt ich mich so gut es geht an der Seite und immer der größten „Kleingruppe“ hinterher. Wenn ich festgenommen werden würde… nee, lass’ ma stecken den Gedankengang!

Jedenfalls kam dann irgendeiner auf die noch viel glorreichere Idee, man könnte sich ja mal mit 100 Leuten Richtung Heimkurve aufmachen und das in einem guten Sprint. Ich also rein in den Mob und dann passierte etwas ganz krasses: Anstatt dass es klappt, rennt an uns ein Robocop in einem unmenschlich asozialen Vollsprint vorbei, zieht am Mob vorbei, stellt sich vor dem auf die Straße Richtung Heimkurve und ballert mit seiner Gummipump zwei Mal in die Luft. So schnell habe ich noch niemanden stehen sehen.

Ende vom Lied war dann, dass alle Kleingruppen von den Bullen an die Busse eskortiert und nach Natal zurückgeschickt wurden. Überraschend für mich war definitiv, dass das irgendwann so hingenommen wurde und die Busfeierei auf der Rückfahrt so weiterging. Gefeiert hat bestimmt auch unser Kutscher, der von einem Mitfahrer etwas kolumbianisches Nasenpuder erhalten hat, um sich auf halber Strecke für den Rest der Fahrt frisch zu machen. Naja, wenn er halt müde ist!

In den frühesten Morgenstunden gegen 5:30 Uhr erreichten wir Natal und abgesetzt wurde ich direkt vor meiner Bude, da bin ich bis heute dankbar für! Dennoch machte ich einen kurzen Abstecher zum Strand, weil der Sonnenaufgang einfach viel zu genial war, um ihn auszulassen. Dann ins Bett gefallen um mich 3,5 Stunden später für die Schule rauszuquälen. Aber das war es wert!

Zum Spiel gegen Bragantino gibt es leider nicht viel zu erzählen, außer dem Üblichen an Grillkäse, Trommelrhythmen und so weiter und sofort. Das Spiel war am 4.6., endete 1:1, und war sterbenslangweilig (1x Tor nach Elfmeter und 1x nach Freistoß). Etwas zu sagen, was nicht schon erwähnt worden wäre, gibt es also leider nicht!

Lest demnächst Teil 2 unseres “Brasilien Spezial” auf dem Unter die Haut Blog!

UdH# 99: Betze vs Bielefeld

99coverBei der trostlosen Spielansetzung an einem Mittwoch um 17:30 Uhr darf es nur eine Marschroute geben: Nuff gehe, Gas gewe, un’ sich am End’ im beschd’ Fall net uffreesche. Gegen die Arminia ist ein Heimsieg Pflicht… eigentlich.

Aber gut, lassen wir uns überraschen und leisten unseren Teil in der Kurve. Im grauen Liga-Alltag gilt es Highlights zu schaffen. Neben der Vorfreude auf den “Europapokal Warm Up” beim frisch gekürten Meister aus München, kündigt sich euch in Ausgabe 99 ein weiterer Anlass zum Feiern an: “Wir alle sind K-Town” geht in die nächste Runde:

 

Unser erfolgreiches Projekt „Wir alle sind K-Town“ geht am 14.06.2014 in die sechste Runde. Nachdem die ersten Veranstaltungen fast ausschließlich von Szeneleuten besucht wurden, war bei Vol. 5 eine Veränderung im Publikum deutlich erkennbar. Es mischten sich zahlreiche Studenten und Vertreter anderer Lautrer Subkulturen unter die anwesenden FCK-Anhänger.

Über diese Entwicklung sind wir sehr stolz und möchten daher bei Vol. 6 weiter daran arbeiten, unsere Konzerte und Partys für ein breiteres Publikum attraktiv zu machen. Das Line-up ist jedenfalls sehr vielversprechend. Eröffnen werden den Abend zwei Lautrer die seit einigen Jahren im Bereich Hip-Hop aktiv sind. Gorest fump und Smeil waren ganz begeistert als sie unsere Einladung erhielten. Wahrscheinlich haben Chief Justice und David Asphalt bei den Jungs durchklingen lassen, wie es auf unseren Veranstaltungen zugehen kann. Die Jungs werden uns einen Mix aus ihren bekannten Songs und einigen neuen Tracks präsentieren. Wer einen kleinen Vorgeschmack möchte, sollte auf jeden Fall ihren Youtube-Kanal checken.

Ganz besonders freuen wir uns das ZeroZero Sound erneut am Start ist. Was wäre eine Wir alle sind K-Town ohne die Reggaebeats der K-Town fire crew? Auch für No Sense ist die WASK-Bühne ein bekanntes Terrain. Im letzten Jahr ist das DJ Duo, das in der Szene des belgischen Erstligaverein KV Kortrijk aktiv ist, noch unter dem Namen Prem B bei uns aufgetreten und hat das Publikum mit seinen Beats in den Bahn gezogen. Unzählige Wünsche, die Belgier noch einmal einzuladen, wurden an das Orgateam seitdem herangetragen. Lange mussten wir nicht bei ihnen betteln! No Sense brennen darauf, wieder für uns aufzulegen.

Last but not least geht auch der Frenetic Youth „Resident DJ“ Luki Ggf bei Wir alle sind K-Town in die zweite Runde. Luki vertritt das Genre Tech House und wird den Kramladen auch zu später Stunde noch in Bewegung halten. Neben musikalischer Kunst wird es zudem Graffitiart einiger Lautrer Writer zu bestaunen geben. Also, nichts wie hin ihr Betzebuwe! Einlass ist ab 21 Uhr. Wir empfehlen euch frühzeitig zu kommen, denn um 21.30 Uhr beginnt bereits die Performance von Gorest fump & Smeil. Der Eintritt kostet 5€. Die Getränkepreise sind wie immer äußerst moderat.

Hier geht es zur kompletten Ausgabe 99. Betze Ultras – Mir gehn immer nuff, mir reen uns nimmie uff!

ACHTUNG!
Aufgrund des gesetzlichen Tanzverbots über Ostern haben wir für die Veranstaltung keine Genehmigung bekommen. WASK Vol. 6 wird daher auf den 14.6. verlegt. Dementsprechend hat sich auch das Line up etwas verändert. Neuer Flyer folgt!

wask2014

UdH# 98: Betze vs Kölle

Uuuii, was war da denn los? Der Aufbaugegner par excellence, unse98coverr 1.FC Kaiserslautern, ergab sich plötzlich nicht mehr völlig, um nicht zu sagen er kämpfte sich gar ein wenig aus seiner Verlierer-Rolle.

Dabei schien sich alles zu ergeben wie aus den letzten drei Partien wohl bekannt. Aue, Aalen, Cottbus, jeder Rotz-Club schaffte einen zeitigen Führungstreffer, um danach auf erbarmungslose Weise Ideenlosigkeit und Unvermögen, nicht vorhandene Courage, Führungsqualität und Biss in den Reihen unserer „Ersten Mannschaft“ offen zu legen. Zum ersten Mal in dieser Saison fanden sich keine (gesungenen/ geschrienen/ gefauchten) Worte mehr… Silentium. Später höhnischer Beifall, wütende Rufe und Unmutsbekundungen. Das Ding drohte zu kippen. Nach der Halbzeit plötzlich in die eher unerwartete Richtung: lauter werdende Gesänge, ein Betze-Feeling , das wohl ganz tief im Berg geschlummert hatte und jetzt einfach ausbrach wie eine Bestie. Die Mannschaft glaubte wieder an sich, Zoller lieferte, Dick erzwang. So geht es also auch!

Und jetzt? Noch zehn Spiele, also rechnen, bangen, hoffen? Heute hui, morgen pfui? Oder doch lieber das Feeling, die Leichtigkeit der „Stimmungswende“ des Sandhausen-Heimspiels mitnehmen? Warum denn eigentlich nicht!? Wer die WDR Reportage über den Fußball in Buenos Aires gesehen hat, erinnert sich vielleicht noch an die markigen Worte von Marcelo Patroncini (Fan von „Racing“): „Das Wichtigste ist, dass wir alle voll da sind, wenn die Mannschaft kommt. Das ist das, was uns interessiert. Wir springen, klatschen und singen. Und ja, dann haben wir das Spiel vielleicht zwei oder drei zu null verloren, natürlich bin ich dann traurig. Am Ende aber bist du doch zufrieden, weil du Lautern [Racing] dein Leben lang treu bist!“

UdH lesen,
UdH Blog besuchen,
Dale Dale Lautre!

Hier geht es zur kompletten Ausgabe Nummero 98!

Wer den Dale Lautre Spaß noch weiterträumen möchte, darf sich bis zum Spiel morgen Abend mit einem weiteren Leckerbissen vergnügen:

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UdH# 97: Betze vs Sandhausen

97cover Aufgrund einer streikenden Festplatte wird Ausgabe 97 als besonderer Kraftakt in Erinnerung bleiben. Dass Dank einer Nacht-, Nebel- und Mittagspausen-Aktion die Ausgabe letztlich doch rechtzeitig zum Freitagsspiel den Weg in die Kurve fand, verdankt sie dem Engagement und Willen der Redaktion. Seid euch beim Lesen dieser Ausgabe also bitte in besonderem Maße dem arbeitsintensivem und punktuell nervenaufreibenden Entstehungsprozesses bewusst.

Um den Bogen mal knapp zu überspannen: Liebe Mannschaft, nehmt euch ein Beispiel hieran! Aus einem Rückschlag muss keine Niederlage entstehen. In den letzten Spielen gingen mit dem 0:1 die Köpfe runter, die Bereitschaft im Spiel Verantwortung zu übernehmen offenbar direkt unter die Dusche. Das Heimspiel gegen Sandhausen hat gezeigt, dass Spiele auch gedreht werden können. Was früher gang und gäbe auf unserem Betze war, das geht noch immer!

In der Hoffnung, dass die Knoten in den Köpfen gelöst sind, lehnen wir uns zurück, genießen die Sonne und vertreiben uns mit dem Unter die Haut# 97 die Zeit bis zum nächsten Heimspiel gegen den FC Köln. Als Titelstory haben wir einen Beitrag mit Bezug zu einem aktuellen und medial zurzeit omnipräsenten Thema erwählt. Viel Spaß beim Lesen und bis die Tage!

 

Ukraine: Ultras zwischen Waffenstillstand und Staatsstreich

Wohl das Nachrichten-Thema der letzten Wochen waren die Geschehnisse in der Ukraine. Im Fokus war vor allem der Maidan-Platz vor dem Regierungssitz vom mittlerweile ins Exil vertriebenen Präsidenten Wiktor Janukowytsch. Jeden Tag wurden Bilder nach Deutschland gesendet, die heftige Straßenschlachten zwischen Polizei und Demonstranten zeigten. Zwischen all den Bildern und Meldungen über Klitschkos, Tymoschenkos und so weiter, war eine Meldung dabei, die vor allem für Fußballfans von Interesse war. Und zwar hatten Ultragruppen von 34 Fußballvereinen in der Ukraine einen gegenseitigen Waffenstillstand ausgerufen. Ursache war zu diesem Zeitpunkt, laut Stellungnahme der beteiligten Gruppen, die Repression gegen Ultras, die an den Protesten beteiligt waren. Darüber hinaus wurde der Waffenstillstand aber auch damit begründet, dass gegenseitige Angriffe der Gruppen die gesellschaftliche Situation verschlechtern würden. Mit dem Waffenstillstand verpflichteten sich die Ultras auf Auseinandersetzungen zu verzichten, keine Fanutensilien anderer Ultras zu klauen und zu verbrennen, keine Graffitis anderer Ultras zu übersprühen und Gesänge und Spruchbänder gegen andere Vereine zu unterlassen.

Aber was genau steckt hinter dieser Vereinbarung zum Waffenstillstand? Und was ergibt sich hieraus? Die folgenden Zeilen sollen etwas Aufschluss geben über die Entscheidung der ukrainischen Ultras. Dieser Text soll lediglich die Fakten und Tatsachen der letzten Monate bzw. Jahre widerspiegeln. Es geht weder um die Frage nach politischen Beweggründen, noch um eine politische Analyse der aktuellen Situation. Hier geht’s vor allem darum, einen Blick auf die Geschehnisse aus einer fußball- bzw. fankulturellen Sicht zu werfen.

Vielen dürfte noch die BBC-Dokumentation „Stadiums of Hate“ über die ukrainische Fanszene bekannt sein. Nicht zufällig erschien sie pünktlich zur UEFA Euro 2012 in Polen und der Ukraine. Damals wurde damit versucht, ein einseitiges und bedrohliches Bild ukrainischer Ultras zu zeichnen. Richtig ist, dass es Gruppen gibt, die offen mit rechter Symbolik und rassistischen Gesängen im Stadion auftreten. Das versuchte auch die Doku zu vermitteln. Dennoch wirkte die Reportage eher aufgebauscht. Es sollte ein Bild von Ultras erzeugt werden, dass vor allem der Politik, aber auch der Polizei, als Legitimationsgrundlage dienen sollte, rigoros gegen Ultras und Fankultur vorzugehen – gerade auch im Zuge der EM und dabei nicht nur beschränkt auf die Ukraine. Protest gegen die kommerzielle Kultur der UEFA sollte delegitimiert werden und mit Schlagwörtern wie Hass und Gewalt diskreditiert werden.

Dass es aber auch Ultras gibt, die so gar nicht in das eindimensionale Bild der BBC-Doku passten, beweisen beispielweise die Ultras von Arsenal Kiew. Sie wurden zwar von den Filmemachern interviewt, wurden wohl aber aus oben genannten Gründen dann letztlich doch nicht für die Endfassung der Reportage berücksichtig. Mittlerweile gibt es den FK Arsenal aus Kiew nicht mehr: der Verein musste im Oktober des letzten Jahres Insolvenz anmelden und den Spielbetrieb einstellen. Trotz der engen Sichtweise der BBC Reportage waren die Darstellungen aus rein informativer Perspektive durchaus nicht falsch. Die Fankultur in der Ukraine ist, wie in vielen Staaten der ehemaligen Sowjetunion, eher rechts. Vor allem die Ultragruppen White Boys Club und Ultras Dynamo von Dynamo Kiew scheinen kein Problem damit zu haben, sich von rechten Strukturen und Parteien einspannen zu lassen – und das nicht erst seit den aktuellen Protesten gegen die Regierung. So organisierte die Partei „Svoboda“ (Freiheit) 2010 in Kiew einen Fanmarsch mit 5.000 Fußballfans gegen ausländische Fußballspieler und für die Akzeptanz von rechten Symbolen in Stadien. Der Parteivorsitzende der „Svoboda“, Oleh Tjahnibok, stellt übrigens neben Ex-Boxer Klitschko die aktuelle Übergangsregierung in der Ukraine.

Auch während der Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew gab es Berührungen zwischen der Svoboda und einigen Ultras von Dynamo Kiew. So rekrutierte sich vor allem der militärische Teil der Partei aus Teilen der Kiewer Szene. Aufgabe dieser sogenannten Selbstverteidigungsmilizen war es, die Demonstranten vor Übergriffen durch die Polizei zu schützen. Aber auch wenn man sich aktuelle Bilder aus der Kurve von Dynamo Kiew anschaut, wird die Verbindung zu den Protesten deutlich. Die schwarz-roten Fahnen vom Maidan-Platz werden auch in der Kurve geschwenkt. Aber auch außerhalb von Kiew gab es Proteste, an denen ebenfalls Teile von Ultraszenen beteiligt waren. So zum Beispiel in der Westukraine, genauer gesagt in Lwiw (Lemberg). Laut Presseberichterstattungen haben dort ebenfalls Ultras begonnen, Selbstverteidigungsstrukturen aufzubauen.
Auch die Ultraszene von Karpaty Lwiw, darunter die Banderstadt Ultras, hegen gute Kontakte zur Svoboda. Im Stadion versuchen sie ebenfalls nicht gerade ihre politische Gesinnung zu verstecken. In ihre Kurve, über welche sie das Ticketmonopol besitzen, lassen sie nur weiße Ukrainer/innen. Regelmäßig zeigen sie Choreografien und Doppelhalter mit Stepan Bandera, einem Ultranationalisten und Kriegsverbrecher, auf den sich auch die Partei Svoboda beruft. Mit einer Choreografie huldigten sie einst gar einer SS-Division.

Der Waffenstillstand, der als Nicht-Angriffspakt verstanden wurde, scheint eine viel größere Wirkung zu haben, als vielleicht von den beteiligten Gruppen angenommen oder beabsichtigt. Nicht nur in Kiew und Lwiw, auch in 17 anderen Städten sind Ultras Teile der Protestbewegungen. Unter anderem in Donetsk, Kharkiw und Odessa. Trotz starker Feindschaft einiger Gruppen untereinander, scheint sich durch das gemeinsame Feindbild eine Verbrüderung im weitesten Sinne abzuzeichnen. Die Gemeinsamkeiten scheinen sowieso größer zu sein, als die Unterschiede: fast jeder Club in der Ukraine wird von einem reichen Investor geführt, der in der Regel auch noch gute Beziehungen zur Politik hat.

Der Feind in meinem Stadion – Brennen für den Verein

Für was stehen eigentlich Fußballfans? Für nationale Bedrohung oder für Spaß in der Kurve? Dieser Frage ging der Westdeutsche Rundfunk in der Reportage nach und begleitete Ultras und aktive Fans von Union Berlin und Hannover 96. Der Beitrag zeigt das Miteinander der Fans und was aktive Fanarbeit wirklich bedeutet, denn das geht weit über den Stadionbesuch hinaus. Am Beispiel von Hannover 96 wird gezeigt, wie eine Vereinsführung konsequent gegen die eigenen Fans agiert, wieso der Dachverband „Rote Kurve“ aufgelöst wurde und beschreibt den Maßnahmenkatalog, der vor allem die treusten Fans der 96er trifft. Auch die AG Fananwälte, Vertreter der Polizei in Hannover und Köln sowie Andreas Rettig von der DFL kommen zu Wort. Außerdem wird gezeigt, wie Vereine ihre eigenen Fans „vermarkten“ lassen. Eine wirklich gut gemachte Reportage, die beide Seiten der Medaille aufzeigt und auch unangenehme Dinge auf den Tisch bringt. Zwar nicht brandneu, aber sehenswert!

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UdH# 96: Betze vs Aalen

Nach dem fulminanten Pokalerfolg in Leverkusen (der UdH Blog sah es kommen – siehe Post vom 12.Februar) gab es in Aue gleich den Euphorie-Dämpfer. Einige Personen behaupten 96coverzwar, der Dämpfer sei bereits die Auslosung zum DFB-Pokal Halbfinale bei den Bayern gewesen, das allerdings ist natürlich Schwarzmalerei. Ignoriert solche Ratten! Die UdH Redaktion ist überzeugt: Es ist das Los nach Europa!

Bevor Flüge gebucht werden können, gilt es aber by the way den Aufstiegskampf für uns zu entscheiden. Daher volle Konzentration auf die heutige Partie! Die Ausgabe 96 sollte als gute Einstimmung dienen. Wo wir schon beim Thema Hausaufgaben machen sind: Besonders bewerben möchten wir den nachfolgenden Gedankensprung eines unserer Mitglieder zu dem aktuellen Thema Datensicherheit und -handel.

 

 

Löscht WhatsApp!

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe, Facebook kauft What’s App für mehrere Milliarden Euro. Die Intention von Facebook ist dabei klar, verlagerten doch viele Menschen ihre privaten Gespräche weg vom Facebook-Chat in Messenger wie What’s App.

Was heißt das jetzt für uns, für Menschen die What’s App nutzen? Es steht zu befürchten, dass Facebook die Daten von What’s App abgreifen möchte, um diese mit ihren eigenen Daten zu verknüpfen. Wenn ihr euch einmal die Rechte angesehen habt, die Facebook über eure Fotos, Videos und sogar eure Kontaktlisten hat, könnt ihr euch ungefähr vorstellen, was das heißt.

Facebook verdient einzig und alleine durch Werbung Geld. Deswegen müssen immer mehr Informationen her, die immer mehr über die Internetnutzer aussagen. Der Satz „Was im Internet kein Geld kostet, bezahlt man durch seine Daten“ ist gültiger denn je.

Bereits kurz nach der Verkaufsmeldung hörte ich in meinem Bekanntenkreis die ersten Sätze wie „Ich kann nicht wechseln, sonst kann ich ja nicht mehr mit meinen Freuden schreiben. Die haben ja alle What’s App.“ Gefolgt von einem wahren Klassiker unserer Zeit „Die überwachen doch eh alles, da ist egal, wo du schreibst“. Ich möchte keinem Menschen zu nahe treten, aber das sind lediglich Argumente, um die eigene Faulheit, sich mit diesem Thema zu befassen oder sich vielleicht sogar aktiv zu engagieren, zu verschleiern.

Was spricht dagegen allen Freunden eine Nachricht zu schreiben, in der ihr sagt, warum ihr What’s App löscht und bei welchem Messenger man euch in Zukunft kontaktieren kann. Wenn ihr eine neue Handynummer habt, dann verschickt ihr doch auch eine Rund-SMS an alle Kontakte.Klar das ist anstrengender als den Status Quo beizubehalten. Möglicherweise wollen Menschen mit euch diskutieren, eine Begründung für die Entscheidung haben.

Doch das sollte es uns wert sein. In diesen Tagen kämpfen junge Menschen in der Ukraine um Freiheit und Selbstbestimmung. Für diese Werte sind Jungen und Mädchen gestorben. Und wir schenken aus Bequemlichkeit einfach unsere Selbstbestimmung weg, wer wann was von uns lesen darf? Wir schenken unsere Freiheit weg, die Freiheit, dass nicht ein Konzern alle Gespräche mit unseren Freunden speichert und für Werbezwecke verwertet?

Ich glaube noch an unsere Gesellschaft, ich glaube an die vielen Menschen, die keine Lust haben, sich von großen Konzernen veralbern zu lassen. Es kostet dich vielleicht 15 Minuten deines Lebens ein Stückchen Freiheit zu bewahren. Nutze diese Chance!