UdH# 102: Betze vs Dynamo

102coverSo schnell sind wir beim letzten Heimspiel der Saison 2013/ 14 angelangt. Vor knapp einem Jahr hatten wir gehofft, heute durch ein Kaiserslautern in Volksfeststimmung auf den Betze zu pilgern. Statt dessen raufen wir uns noch immer die Haare angesichts der Lala-Leistung am Montag in Berlin. Klar ließe sich auch diese Nummer wieder schön reden. Wollen wir uns aber mal nichts vormachen: Unbedingter Aufstiegswille schaut anders aus! Da braucht es Körpersprache, Kampf um jeden Ball und einen mit aller Kraft erzwungenen Auswärtssieg. Das Gequatsche von hier Pfostentreffer, da Pech und wir glauben ja alle noch dran, ist überflüssig. Genauso unerträglich ist das Geschachere um die unausweichliche Verpflichtung eines (unabhängigen) Sportdirektors. Hier braucht es zeitnah endlich einen klaren Blick und eine besonnene Lösung, zum Wohle des Vereins. Dies gilt auch für die vertragliche Bindung von Perspektivspielern. Sollte nicht doch noch ein Wunder geschehen, wird es nächstes Jahr sicher nicht einfacher aufzusteigen. Das “Profikader wechsel dich” Spielchen zu jeder Sommerpause fruchtet ganz offensichtlich nicht, also wäre ein denkbarer Ansatz endlich langfristig eine Truppe mit Charakter aufzubauen. Dafür braucht es ein Auge für Talente und “Personalentwicklung”, wie heute so schön gesagt wird.

Viele interne Baustellen also. Zu allem Überfluß wurden wir in der vergangenen Woche von der Meldung überfahren, dass bei der Vergabe der Tickets für die Gäste aus Dresden erstmals massiv durch das DFL-Papier ermöglichte Regularien Anwendung finden. Die Zusagen Stefan Kuntz’ in Kaiserslautern bleibe alles beim Alten, sind damit obsolete. Wieder mal wurden die Rechte und Freiheiten von Fans weiter beschnitten. Heute trifft die praktische Umsetzung die Dresdner, morgen uns! Leute, nehmt das nicht hin – diese Schikanen sind nicht zu rechtfertigen.

Bei all dem Ärger sind wir nicht bereit uns alles vermiesen zu lassen. Daher möchten wir an dieser Stelle demonstrativ mit Stolz und  (Vor-) Freude den folgenden Bericht aus der neuen Ausgabe 102 hervorherben: 18 FYs hatten letzten Samstag die Ehre mit unseren Metzer Freunde der Horda Frenetik den letzten Schritt auf dem Weg zurück in die Ligue 1 zu gehen. Der FC Metz besiegelte den Aufstieg mit einem 0:3 Erfolg in Auxerre! Félicitation, Grenades! Und Betze, immer weiter…

 

AJ Auxerre – FC Metz (0:3)
26.04.2013 / Ligue 2 / 34. Spieltag / Stade de l’Abbé-Deschamps

Nachdem der FCK erst am Montag bei Union Berlin antreten sollte, war das Wochenende frei, um mal wieder etwas mit der Familie oder der besseren Hälfte zu unternehmen – oder auch nicht.

Für mich begann der Abend ganz ultra-like mit Tiefkühlpizza und Serie A schauen in gemütlicher Runde. Während ein Teil der Runde zum Hoppen nach Italien aufbrach, legten wir uns noch zwei Stunden auf’s Ohr, bevor die Reise nach Metz beginnen sollte. Dank Fahrerwechsel, bevor der Sekundenschlaf uns das Leben kostete, erreichten wir, typisch deutsch, den Abfahrtsort der Busse genau eine Minute vor der geplanten Abfahrt. Eigentlich hatten wir fest damit gerechnet, dass wir da ziemlich alleine stehen würden, schließlich sind die Abfahrtszeiten der Horda generell etwas flexibler als bei uns. Heute allerdings standen die vier Busse der Horda schon bereit und sogar ein kleiner Tisch war aufgebaut, um das Organisatorische zu erledigen. Insgesamt 18 FY-Ultras begleiteten die Horda zu diesem besonderen Spiel, bei dem  der FC Metz den Aufstieg in die Ligue 1 perfekt machen konnte.

Nach einer Begrüßungsrunde suchte ich mir einen Platz im Bus, der dann doch erst mit 50 Minuten Verspätung losfuhr (zum Glück doch noch alles beim Alten). Bis zur ersten Rast holte ich in dem Luxusbus etwas Schlaf nach. Den Rest der Hinfahrt verbrachte ich mit einigen interessanten Gesprächen und schließlich erreichten wir Auxerre fast drei Stunden vor Spielbeginn. Es war also noch genug Zeit, um in die Stadt zu gehen. War auf jeden Fall cool, mit 200 Menschen singend durch die Gassen Auxerres zu ziehen. Schließlich chillten wir gemeinsam an einem Pub, wobei das Wetter mit Wind und dicken Wolken nicht gerade optimal war.

Gut eine Stunde vor Spielbeginn setzten sich die 200 Ultras in Bewegung und zogen mit Gesängen und etwas Pyro zum Stadion. Der Einlass in das Stade de l’Abbé-Deschamps, benannt nach dem Pfarrer Deschamps, dem Gründer des AJ Auxerre, dauerte dann etwas länger, so dass gerade noch genug Zeit war, um die Choreo vorzubereiten, bevor die Mannschaften auf den Platz kamen. So wedelte der Oberrang rund um die Horda fleißig mit Luftballons, dazu gab es ein passendes Spruchband, während unten die Gruppen der Tribune Ouest ein paar Fahnen und Doppelhalter zeigten. Der Gästeblock legte dann auch gleich lautstark los, wobei das Zusammenspiel von Ober- und Unterrang manchmal etwas schwierig war. Trotzdem insgesamt ein guter Auftritt des Metzer Anhangs.

Der FC Metz tat sich die ersten Minuten etwas schwer, im Regen von Auxerre ein Mittel gegen den Gegner zu finden. So dauerte es bis zur 34. Minute, bis Bussmann die Grenats in Führung brachte. Großer Jubel im Gästeblock, nun stand man quasi mit einem Bein und vier Zehen in der ersten Liga. Doch anstatt nun das Ergebnis bis zur Pause zu verwalten, spielte der FC Metz weiter nach vorne und legte nur vier Minuten später das 2:0 nach. Auch nach dem Seitenwechsel war der Sieg nie ernsthaft in Gefahr, wobei Auxerre etwas stärker wurde und unter anderem die Latte traf. So konnte der Gästeblock in den Feiermodus schalten, der durch das 3:0 in der 84. Minute noch einmal gesteigert wurde.

Bei Abpfiff dann grenzenloser Jubel und Feierei mit der Mannschaft. Schon Wahnsinn, dass der FC Metz den Durchmarsch von der dritten in die erste Liga geschafft hat. Auch wenn es nicht „unser“ Verein ist – die vielen Jahre, in denen wir erst den Abstieg und nun den Aufstieg verfolgt haben; die Spiele in der dritten Liga, zu denen wir unsere Freunde der Horda begleitet haben; und die vielen schönen Stunden auf Frankreichs Autobahnen ließen auch bei uns ehrliche Freude aufkommen.

Nachdem die Mannschaft in die Kabine gegangen war, verließen wir den Block und nach kurzer Wartezeit auf einen unserer Jungs, der das Spiel hinter französischen Gardinen verbringen musste, ging es wieder zurück Richtung Metz. Die Rückfahrt verlief dann ruhiger als erwartet, der lange Tag hatte alle doch ziemlich geschafft. Nach der Ankunft in Metz schauten wir noch kurz auf dem offiziellen Empfang in der Innenstadt vorbei, ehe uns die Müdigkeit zu unseren Autos trieb und wir den Heimweg antraten.

Nächstes Jahr stehen nun richtig geile Fahrten und Spiele an. Nizza, St. Etienne, Paris, Marseille, wir werden an der Seite der Horda gegen einige der besten europäischen Kurven antreten dürfen, wir freuen uns drauf. Weil es nie als selbstverständlich angesehen werden darf, bedanke ich mich bei der Horda für die tolle Gastfreundschaft. Bon retour et meilleurs vœux pour Ligue 1! HFY Ultras!

 

Hier geht es zur kompletten Ausgabe 102!