UDH# 115: BETZE VS NÜRNBERG

UnbenanntServus Betzefans,

heute mit etwas kürzerer Einleitung – eine umfangreiche Einleitung findet ihr gewohntermaßen auf Seite 3 im “Hier und Jetzt”. Wir ersparen uns an dieser Stelle einfach mal das Copy & Paste und möchten euch einen Gedankensprung eines unserer Redaktionsmitglieder nahe legen. Und zwar geht es um aktuelle Tendenzen bezüglich sogenannter “Fankarten”, wie sie oft genannt werden – der Begriff dafür ist schon ziemlich paradox…

Viel Spaß beim Lesen!

Personalisierte Tickets in Europa

Nach den Vorfällen beim Rheinderby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1.FC Köln setzte sich DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig für personalisierte Eintrittskarten in der Bundesliga ein. In welchen Ländern es diese Art von Ticketverkäufen schon gibt und welche Auswirkungen dieses Geschäft haben kann, darauf schauen wir im folgenden Text.

Die bekannteste aller Fankarten ist sicherlich die „Tessera del Tifoso“ aus Italien. Seit diese im Sommer 2009 vom ehemaligen italienischen Innenminister Roberto Maroni eingeführt wurde, sinken die Zuschauerzahlen massiv und das Gewaltpotential hat sich in die unteren Ligen verlagert. Kein Wunder, schließlich werden nicht weniger als die persönlichen Daten, Steuernummer, Ausweisnummer und Meldeadresse auf einem Microchip der scheckkartengroßen Karte gespeichert. Trotz vieler Proteste von Ultragruppen und Vereinen wurde der Fanausweis bisher noch nicht abgeschafft.

Doch nicht nur in Italien wird von personalisierten Tickets Gebrauch gemacht, sondern auch in der Türkei. Dort führte man diese Saison die sogenannte „PassoLig“ Karte ein, bei jener man alle seine Daten beim jeweiligen Verein abgeben und zusätzlichen bürokratischen Aufwand hinnehmen muss. Kurios ist zudem, dass man beim Erwerb einer solchen Karte gleichzeitig eine Mitgliedschaft bei der Atif Bank, dem offiziellen „Sponsor“ der Karte abschließt. Als erklecklicher Nebeneffekt gewann die Bank auf einen Schlag Tausende Neukunden. Nebenbei bemerkt: Geschäftsführer der kleinen Bank ist kein geringerer als der Schwiegersohn des türkischen Premierministers Tayyip Erdogan. Gleichermaßen finden hier nicht mehr viele Fans den Weg ins Stadion und sogar bei Derbys bleiben viele Plätze frei. Auch in Ungarn hat der Hauptstadtverein Ferencvaros aus Budapest einen solchen Fanausweis eingeführt. Gründe hierfür liegen in einigen Vorfällen aus der Vergangenheit. Möchte man ein Ticket für ein Spiel des Clubs erwerben, muss der Käufer zunächst ein Formular ausfüllen. Zu guter Letzt wird noch ein Foto vom „Bewerber“ geknipst. Nun spielt der Club vor einer fast leeren Heimkurve in der heimischen Groupama Arena.

Seit einigen Jahren sind personalisierte Tickets unter anderem auch in den Niederlanden üblich. Trotz dieser Maßnahmen werden viele brisante Spiele immer noch unter einem Ausschluss von Gästefans ausgetragen, was bei vielen Anhängern zu weiterer Verständnislosigkeit führt. In Polen hingegen hat glücklicherweise die Zeit zum Umdenken angefangen und immer mehr Vereine verabschieden sich von der „Karta Kibica“. In einer ähnlichen Prozedur muss der Käufer zunächst seinen Personalausweis vorlegen und darf dann in eine Kamera grinsen. Das Foto wird schließlich auf die Karte gedruckt. Vielen Fans wurde dieser Aufwand allerdings zu viel und sie blieben den Spielen fern. Die finanziellen Schäden allerdings, welche durch die Zuschauerverluste aufkommen, belasten die meisten polnischen Vereine einfach zu sehr, um weiter an der Fankarte festzuhalten. Auch in Belgien testete der Ligaverband einst den Fanausweis; nach mehrjähriger Erfahrung wurde er wieder abgeschafft.

Trotz all der erwiesenen Nachteile will man erschreckenderweise nun auch in Dänemark auf personalisierte Tickets setzen. Ab dem kommenden Sommer soll man nur über einen Fanausweis an Tickets für den Gästebereich gelangen. Diesen möchte die dänische Fußball-Liga zur angeblichen Verbesserung der Sicherheitslage in den Stadien einführen. Der Ausweis soll verpflichtend für jeden sein, der seine Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten möchte. Zum jetzigen Stand werden selbst Kinder nicht davon befreit, Name, Anschrift, Geburtstag und sogar die Körpergröße anzugeben. Auch ein Foto soll bereits einige Wochen vor dem Spiel eingereicht werden. Weiterhin muss der Fan schließlich persönlich erscheinen, um sein Ticket abzuholen. Protestiert wird gegen diesen Fanausweis und dem erhöhten finanziellen Aufwand unter der Kampagne „Nej til awaykort“, in der nochmal verdeutlicht wird, dass es in der letzten Saison lediglich 19 Festnahmen in Dänemark gab und man einen hohen Zuschauerverlust durch die Einführung einer solchen Karte befürchten würde.

Im Endeffekt bleibt festzuhalten, dass personalisierte Tickets dem Fußball enorm schaden. Vielmehr haben Fanausweise bisher noch keinen positiven Einfluss auf die Stadionsicherheit oder präventive Effekte gehabt. Selbst der Ständige Ausschuss der Europäischen Konvention zur Zuschauergewalt im Sport (T-RV) äußerte sich in einem Bericht über den kroatischen Fußball negativ zu Fanausweisen – demnach scheine die Maßnahme genau das Gegenteil zu bewirken: Viele unschuldige Anhänger werden mit der Einführung einer solchen Fankarte getroffen und das Gewaltpotential verlagert sich oft auf andere Schauplätze. Die Stärke des Widerstandes halte auch friedliche Zuschauer davon ab, selbst Top-Spiele zu besuchen. So finden in den betroffenen Ländern immer weniger Fans den Weg ins Stadion, worunter unter anderem die Vereine leiden, aber vor allem der Fußball. Europaweit zeigen also die Erfahrungen, dass derartige, restriktive Ticketing-Modelle keine effektive Lösung zu angeblichen Gewaltproblemen darstellen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen in Deutschland nicht die Augen vor den negativen Folgen einer Fankarte verschließen, sondern diese vielmehr als Anlass nehmen, sich von einer solchen Maßnahme klar und deutlich zu distanzieren. Fanausweise dürfen weder als Geschäftsmodell missbraucht werden, noch dürfen sie als Rechtfertigung für angebliche Sicherheitsprobleme dienen. Sie schaden lediglich allen Beteiligten im Fußball.

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 115!

UDH# 113: BETZE VS AALEN

UnbenanntServus Betze-Fans,

mit etwas Verspätung (manchmal kommt das erste Heimspiel der Rückrunde dann doch schneller als man denkt) präsentieren wir euch die 113. Ausgabe unserer Kurvenflyers – Unter die Haut.

Auch die erste Ausgabe im Jahr 2015 ist wieder voll gepackt mit aktuellen Themen, Hintergründen und Eindrücken rund um den nationalen und internationalen Fußball.  Neben einem sehr authentischen Reisebericht aus England, sowie einem nachgeschobenen Spielbericht aus Darmstadt, gibt es noch eine dringende Empfehlung der “Nein zu RB” Kampagne zum Konsumverhalten bezüglich eines gewissen Energydrinks – es geht um eure Gesundheit und unseren Fußball! 😉

So nun genug der einleitenden Worte: Hier geht’s zur 113. Ausgabe

Fußball-WM 1978 in Argentinien: WM-Sieg unter Folter

UnbenanntDie Sendung “Sport Inside” ist bekannt für kritischen, hinterfragenden Sport-Journalismus und wirft dabei auch gerne mal einen Blick auf längst Vergangenes. So strahlte das WDR im Rahmen von “Sport Inside” vor kurzem eine Reportage über die Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien aus. Gerade für die jüngeren Leser/innen ist es interessant zu erfahren, was dort damals vor sich ging.

Argentinien befand sich während der WM unter der Herrschaft einer Militärdiktatur, die sich zwei Jahre zuvor, am 24. März 1976, an die Macht putschte. Trotz tausender verschwundener Regimegegner/innen, darunter viele junge Studenten und Studentinnen, stellte sich für die FIFA nicht die Frage, die WM Argentinien zu entziehen.

Damals wie heute vergibt die FIFA Weltmeisterschaften an Staaten, die bewusst und offenstichtlich Menschenrechtsverletzungen begehen. Gerade die WM-Vergabe an Katar, wo Arbeitssklaven den Bau der WM-Stätten immer wieder mit ihrem Leben bezahlen müssen, oder die Vergabe an Russland, wo staatliche Unterdrückung gegen Homosexuelle an der Tagesordnung ist, sind Beispiele dafür, dass die FIFA kein Problem damit zu haben scheint, Geschäfte mit autoritären Regierungen zu machen. Kritik weist die Fußballweltorganisation mit ihrer apolitischen Grundhaltung ab. Sie macht es sich damit einfach und gibt sich unpolitisch. Doch ihr Wirken ist alles – außer unpolitisch.

Mit WM-Vergaben an Länder wie eben Katar oder Russland, aber auch Deutschland, unterstützt sie dadurch diese Regierungen in ihrem Handeln den Fußball für staatliche Zwecke zu instrumentalisieren. Sei es der Effekt des kurzzeitigen Wirtschaftsaufsschwungs (WM in Brasilien), die Erschaffung einer Einheit unter den Menschen (das sog. “Wir-Gefühl”), das Ablenken von innenpolitischen Problemen (Folter in Argentinien) oder das Erlassen und Legitimieren von Law and Order-Gesetzen und Ausdehnung der Überwachung (WM in Deutschland).

Die Reportage zeigt auf traurige Art und Weise, wie der Fußball zum Instrument eines diktatorischen Regimes wird und wie er demselben Regime zum Weiterleben verhilft.

Hier geht’s zur Reportage von WDR “Sport Inside”: Klick

UDH# 112: BETZE VS SANDHAUSEN

Hallo FCK-Fans,cover-sandhausen-212x300

Und herzlich willkommen zu unserer 112ten Udh-Ausgabe, die mit dem Spiel gegen den SV Sandhausen einhergeht. Der SVS steht zur Zeit mit 20 Punkten auf dem 14ten Tabellenplatz, hat zwar einen kleinen Puffer zu den Abstiegsplätzen, kann die drei Punkte heute aber sicherlich trotzdem gut gebrauchen. Diese Pläne gilt es jedoch getrost zu durchkreuzen, den Heimsieg heute dürfen sich unsere Jungs auf dem Platz auf keinen Fall nehmen lassen, wenn sie den Anschluss nach oben nicht verlieren wollen.

Der 1. FC Kaiserslautern e.V. hat es nach dem souveränen Heimsieg gegen Erzgebirge Aue leider verpasst, an die gute Leistung anzuschließen und konnte in den Auswärtsspielen gegen den amtierenden Tabellenersten aus Ingolstadt und die 16ten von 1860 München nur einen von sechs möglichen Punkten erringen. Schad! Während man gegen Ingolstadt aktuell eigentlich kaum gewinnen kann, bewies das Spiel in München doch abermals, dass wir in der laufenden Saison auswärts einfach zu wenig Punkte mitnehmen.

Im heutigen Unter die Haut findet ihr
Gastberichte von eben diesen beiden Spielen, für die wir uns an dieser Stelle bei den Gruppen, die uns diese bereitgestellt haben, herzlich bedanken möchten! Desweiteren sind im Heft heute wieder einige interessante Blicke über den Tellerrand abgedruckt. An dieser Stelle soll gesondert die Online-Petition der Berner Fanszene zur Rückbenennung ihres Stadions erwähnt werden. Absolut unterstützenswert in Zeiten von sterilen 08/15-Arenen mit austauschbaren Sponsorennamen. -> Link gibt‘s im Heft!
Ebenso richtet sich dieses mal die Analyse der Dauerkartenpreise auf die englische Premiere League, nachdem in den letzten beiden UdH-Ausgaben die erste und zweite Bundesliga beäugt wurde. Weiter hinten im Heft haben wir euch noch zwei interessante Hoppingberichte aus Brasilien und Österreich abgetippt, lesen lohnt sich also!

So, genug der Worte, verbleiben wir mit der Hoffnung, dass wir die Punkte, die wir auswärts liegen gelassen haben, wieder mal zuhause einfahren können! Betze, mer packen‘s!

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 112!

UDH# 111: BETZE VS AUE

cover-aueServus Betze-Fans,

und willkommen im Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg zum heutigen Spiel gegen Erzgebirge Aue. Die Sachsen liegen derzeit mit zwölf Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz, können demnach jeden Punkt gebrauchen und werden mit Sicherheit alles geben, um auf dem Betzenberg bestehen zu können. Hoffen wir, dass dies jedoch misslingt, denn der heutige Heimsieg ist Pflicht!

Der 1. FC Kaiserslautern ist nach einem sehr mageren Heimauftritt gegen den SV Darmstadt wieder in der Spur angekommen. Während man gegen die Darmstädter eigentlich nur durch den hohen Ballbesitz punkten konnte, der aber letztlich rein gar nichts einbrachte, konnte in Hamburg wesentlich zielstrebiger agiert werden. Mit einem 3:1 Sieg auf St. Pauli konnte der FCK seinen Auswärtsfluch zudem überwinden und schlussendlich den erster Dreier dieser Saison in der Ferne einfahren. Unser Betze spielte endlich einmal effektiv und es gab nicht nur brotlose Kunst zu bestaunen!

Diese Effektivität konnte vor allem auch durch Veränderungen in der Startelf vollzogen werden. Der nominierte Jean Zimmer spielte in Hamburg beispielsweise für Karim Matmour auf der rechten Außenbahn und machte seine Sache wirklich stark. Er krönte seine tolle Leistung zudem mit einem Tor sowie einer Torvorbereitung. Aber auch der später eingewechselte Sebastian Jacob blieb positiv in Erinnerung. Die Art und Weise, wie er den wichtigen 3:1-Siegtreffer erzielte, wusste definitiv zu überzeugen. Da kann sich so manch anderer Stürmer der Roten Teufel ein Scheibchen – oder vielleicht sogar auch zwei – abschneiden!

Hinter uns liegen aber nicht nur sportlich wichtige Wochen. Auch aus vereinspolitischer Sicht hat sich einiges getan. Zum einen fand in der Zwischenzeit die Jahreshauptversammlung unseres Vereins statt. An dieser Stelle soll dieses Ereignis noch nicht näher betrachtet werden, da wir in einem ausführlichen Nachbericht im weiteren Verlauf des Spieltagsflyers auf diese Veranstaltung eingehen werden. Mit Redaktionsschluss dieser Ausgabe erfuhr man als geneigten FCK-Anhänger aber auch zudem, dass der 1. FC Kaiserslautern e.V. eine einstweilige Verfügung gegen den Bund der Steuerzahler vor dem Landgericht Hamburg erwirken konnte. Diese richtet sich insbesondere gegen die Behauptung des Beziehens von illegalen Beihilfen. Hoffen wir, dass Herrn Quante und Konsorten dadurch etwas Wind aus den Segeln genommen wird.

Der heutigen Inhalt des Unter die Haut ist spieltagstypisch mit den üblichen Rubriken ausgestattet. Hinweisen möchten wir aber nochmals auf den ausführlichen Rückblick zur Jahreshauptversammlung, den wir bereits weiter oben angekündigt haben. Nicht unerwähnt bleiben soll zudem, dass wir ab sofort an unserem Stand eine Spendenbox errichtet haben, an der ihr euer Kleingeld loswerden könnt, sofern ihr uns bei der Finanzierung der nächsten Kurvenchoreo unterstützen wollt. Dies würde uns jedenfalls sehr freuen und bringt uns mit Sicherheit weiter!

Zum Abschluss hoffen wir auf eine ähnliche Effizienz wie gegen die Kiezkicker aus Hamburg; der heutige Heimsieg ist Pflicht! Auf geht´s!

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 111!

Fußball von unten – Ein Gedankensprung

Als aktiver und idealistischer Fußballfan hat man es heute nicht leicht. Der Fußball verkommt immer mehr zu einem reinen Geschäft. Aktuelle Tendenzen, wie bei RB Leipzig, Wolfsburg und den Aktionärsvereinen könnten und werden wohl das Konzept der Zukunft sein. Zu sehr scheint unser Sport mittlerweile attraktiv für Investitionen und Vermarktung zu sein. Ausgliederungen der Profiabteilungen funktionieren mittlerweile nach dem Prinzip, der eine macht’s vor und die anderen müssen’s nachmachen, um konkurrieren zu können – zumindest ist das die häufigste Erklärung seitens der Vereinsvorstände, wenn es um die Rechtfertigung einer Ausgliederung bzw. die Öffnung für Investoren geht. Mit Konkurrieren ist nicht primär das Sportliche, sondern das Finanzielle gemeint. Das eine bedingt das andere oder besser gesagt, das eine kommt vor dem anderen. Früher ging es mal darum sportlichen Erfolg zu haben, um die Kosten zu decken – heute sollen Millionengewinne erzielt werden, um Spieler verpflichten zu können, die im Jahr so viel verdienen, wie manche/r nicht in hundert Jahren  –  oder noch absurder: um den Aktionären eine hohe Rendite zu ermöglichen. Viele sagen an dieser Stelle dann immer: „das ist nun mal heute so“ oder „so läuft nun mal das Geschäft“. Fußball – ein Geschäft? Da haben wir den Salat… Ein Argument ist das zwar weniger, aber es entspricht wohl der Realität. Dennoch, sich gegenüber den bestehenden Verhältnissen zu ergeben, ist sicher nicht die Lösung. Ein Kampf David gegen Goliath, kann aber vor allem auf Dauer  resignierend wirken  – zumal die Chancen – nicht wie in der biblischen Geschichte – eher gegen null tendieren. Dazu wiegen die Interessen der Reichen und Mächtigen viel zu schwer als die von uns Fußballfans. Wir sind austauschbar gegenüber zahlungskräftigeren Kunden. Schon heute findet ein Wandel in den Stadien statt, der im Moment noch durch Kampagnen wie „Kein Zwanni für’n Steher“ aufgehalten wird. Die Diskussion um Stehplätze findet dennoch statt und nicht nur wegen Sicherheitsbedenken. Wer erinnert sich nicht an die „Wutrede“ eines Uli Hoeneß vor den FC Bayern-Mitgliedern, als er sagte, dass die Stehplätze durch die Logenbesitzer und –besitzerinnen finanziert würden und unverschämt beifügte, dass man darüber gefälligst froh sein sollte und die Klappe halten sollte. Sollen wir froh darüber sein, dass es uns ein paar Superreiche heute ermöglichen noch in die Stadien gehen zu können, weil es sonst nicht mehr bezahlbar wäre? Das kann’s doch nicht sein. Wie lange wird der Fußball noch bezahlbar sein? Ein Fußball der als Arbeitersport bekannt war und vor allem dieser Klasse eine Möglichkeit zur sozialen Partizipation bot, aber auch gleichzeitig nach dem „Brot und Spiele“-Prinzip zur Ruhigstellung der Massen diente. Heute funktioniert das zwar immer noch, aber der Fußball bietet Vielen – vor allem Jüngeren – die Möglichkeit sich zu engagieren und zu entwickeln. Er hat damit eine sozialisierende Wirkung und ist ein Ort, an dem viele gesellschaftliche Schichten aufeinandertreffen. Er hat sich in vieler Hinsicht weiterentwickelt – man könnte auch sagen, er hat sich zivilisiert. Die 80er und 90er, in denen dunkelhäutige Spieler mit Bananen beworfen wurden sind vorbei. Heute sind die Kurven offener. Diskriminierung findet nur noch vereinzelt statt. Neben dem Kampf gegen Diskriminierung fand bzw. findet auch ein Kampf um mehr Rechte für Fußballfans statt, der bis heute auch noch anhält. Denn während sich in den Kurven  ein demokratischer Prozess vollführt,  geben sich die Vereine und Verbände wirtschaftlichen Zwängen hin und reduzieren dadurch Partizipations- und Mitbestimmungsmöglichkeiten (Stichwort: Ausgliederung). Dieser Widerspruch wird  wohl auf Dauer zu einem Konflikt zwischen „oben“ und „unten“ führen  und in diesem Zuge könnten Ausschließungsmechanismen zum Tragen kommen. Die Gefahr, dass Ticketpreise steigen und sich dadurch viele den Besuch eines Spiels nicht mehr leisten können, ist durchaus vorhanden. Aber auch die Möglichkeiten sich im Verein einzubringen, werden durch aktuelle Tendenzen bedroht. Viele Vereine verlieren ihre Verwurzelung zu Stadt und Menschen und damit ihr soziales und verbindendes Element.

Im Zuge dieser qualitativen Veränderung des Fußballs wird auch immer heftiger an der Repressionsschraube gedreht. Es liegt mehr als nur die Vermutung nahe, dass die Repression durch Verbände und Vereine den oben genannten Tendenzen in die Hände spielt – vielleicht auch spielen soll.  Das führt dauerhaft zu einem Interessenkonflikt, der einer Lösung bedarf.fcum-working

Erste Reaktionen und Lösungsansätze  gibt es bereits. In Hamburg hat sich die Gruppe „Chosen Few HH“ nach der Ausgliederung  vom Verein abgewendet und besucht nur noch die Spiele der 3. Mannschaft. Ähnlich in Hannover, wo die „Ultras Hannover“  (kompletter Boykott)  und die  „Brigade Nord 99“ (Stimmungsboykott) gegen die durchgeführte Ausgliederung des Vereins in eine KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) protestieren. Ein gutes Zeichen, aber es stellt sich hierbei die Frage, ob dieser Schritt nicht zu sehr in Richtung einer eigenen Isolierung führt.  Alternativen zu einem passiven Protest gibt es mittlerweile immer mehr. In Hamburg wurde der HFC Falke e.V. von ehemaligen Ultras und Fans des HSV gegründet. Auch in England gibt es mit dem FC United of Manchester ein entsprechendes Pendant, das von ehemaligen Fans von Manchester United als Antwort auf die Entwicklungen im Verein gegründet wurde.  Hierzulande und auf der Insel sind das jedoch noch Einzelfälle. In Italien hingegen hat sich eine ganze Bewegung gegründet.  Die Rede ist vom sogenannten „Calcio Popolare“ – dem „Fußball des Volkes“. Dort haben sich verschiedene von Fans gegründete Vereine zusammengeschlossen, um sich den Fußball als „Volkssport“ wieder anzueignen. Zur „Calcio Popolare“  zählen unter anderem die Vereine Primi della Strada aus Terni, Ardita San Paolo aus Rom, Stella Rossa aus Neapel, Centro Storico Lebowski und Lokomotiv Flegrea. Die Bewegung versteht sich als Gegenentwurf zu Serie A, bei dem es vor allem darum geht, den Fußball auch als gesellschaftliche Instanz wiederzuentdecken, um vor allem marginalisierten Teilen der Bevölkerung Teilhabe am Fußball, aber auch an der Gesellschaft zu ermöglichen. Bei Lokomitve Flegrea heißt das vor allem praktische Hilfe für Arbeits- und Wohnungslose, aber auch für Flüchtlinge. Auch eine Fußballschule will der Fanverein gründen, um Kindern und Jugendlichen das Fußballspielen im Verein zu ermöglichen, die unter den gegebenen Umständen kaum eine Möglichkeit dazu haben.quartograd05--620x420

Neben dem zivilgesellschaftlichem Engagement, verfolgt die „Calcio Popolare“-Bewegung ein gemeinsames Ziel: nämlich eine eigene Amateurliga. Nur so können die Vereine eine völlige Autonomie erreichen. Denn aktuell sind sie noch den italienischen Fußballverbänden untergeordnet – und diese sind nach eigenen Aussagen Teil des Systems, das bekämpft werden muss. Dieser Kampf gegen das System hat jedoch auch Feinde – nicht nur auf Seiten der Verbände. Bei einem Auswärtsspiel von Ardita San Paolo wurden Fans und Unterstützer  des Vereins von Neonazis angegriffen – darunter waren wohl auch Anhänger von Lazio und AS Rom. Die Fans von Ardita San Paolo  sehen in dem Angriff einen Angriff auf die gesamte „Calcio Popolare – Bewegung“. Und das ist gar nicht mal so weit hergeholt. Wenn Neonazis der „Irriducibili Lazio“ lieber die dicke Kohle mit dem Verkauf ihres Gruppennamens als Modelabel machen, scheint auch ein gewisses Interesse an dem Status Quo vorhanden. Alternative Projekte würden letztlich die Vormachtstellung  solcher Gruppen gefährden. Ob sich dieses Projekt von „unten“ etablieren kann und ob weitere Fanvereine gegründet werden, hängt auch stark davon ab, ob weitere Ultras diesen Weg mitgehen und sich von ihren bisherigen Vereinen trennen. Jede/r kann sich wohl selbst vorstellen, wie schwer es ist, eine solche Entscheidung zu treffen. Für viele stellt sich diese Frage zum Glück (noch) nicht.

Passend zu dem Thema zeigt der NDR am Sonntag um 23:35 Uhr eine Reportage über den HFC Falke e.V. und die Hannoveraner Ultras.

Hier gibt es eine Vorschau und einen Trailer zur Reportage : Klick

Update: Hier gibt es die komplette Reportage: Klick

UdH# 110: Betze vs Darmstadt

coverN’owend FCK-Fans!

Und herzlich willkommen zum heutigen Freitagabendspiel gegen den Sportverein Darmstadt 1898 auf dem Betzenberg. Die Darmstädter stheen zurzeit auf Platz drei der Tabelle, lediglich zwei Punkte vor unserem Betze. Beste Voraussetzungen als um dem hessischen Aufsteiger mal gehörig in die Suppe zu spucken!

Nun folgt also das zweite Heimspiel unseres Vereins in Folge, das letzte gegen den VfL Bochum konnte unser Team (un)glücklicherweise nur mit einem 2:2 beenden. Unglücklich deshalb, weil die Bochumer es noch kurz vor Abpfiff schafften, den Ball über unsere Torlinie zu befördern und somit ausgleichen konnten. Glücklicherweise wurde das reguläre Tor vom VfL-Stürmer Simon Terodde in der 44. Minute zurückgepfiffen, das hätte als auch anders ausgehen können.

Was ich nicht verstehe, sind die Reaktionen auf den Rängen zur Halbzeit und nach dem Spiel. Nach dem ersten Durchgang ein schallend lautes Pfeifkonzert, nach dem Spiel fast ein kollektives Schweigen der Westkurve. Vereinzelt Applaus, vereinzelt Pfiffe. Was war da denn los? Unsere Mannschaft spielt bis dato eine gute Saison, die Jungs haben Bock zu kämpfen. Natürlich die abgelieferte Leistung gegen die Bochumer alles andere als ein Sahnestück und natürlich ist das Betzepublikum launisch. Es sagt auch keiner was, wenn man nach Sippel’s Fehler beim 0:1 mal kurz hohldreht. Aber nach dem Spiel sollte der Mannschaft klar gemacht werden: “Auf Leute, weiter geht’s, gute Saison bis jetzt! Die nächsten Punkte sin’ uns!”.

Aber nun zum Inhalt der heutigen Ausgabe. Zuerst werfen wir einen Blick zurück auf das Alternativprogramm zum Spiel gegen das RB-Produkt aus Leipzig, bei dem sich 250 FCK-Fans zum Public Viewing zusammenfanden. Auch haben wir freundlicherweise einen Gegnerbericht aus der Feder der Fanatico Boys Heidenheim erhalten. Vielen Dank dafür!

In der Rubrik “Ein Blick auf” schauen wir sowohl über den Tellerrand (Sankt Pauli & Aachen), als auch in den Teller selbst. Ein FCK-Fan hat Polizisten nach dem Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig angezeigt und eine detaillierte Aufarbeitung der Geschehnisse veröffentlicht. Ferner berichten wir über die neue Stadtmitte Kaiserslautern und eines unserer Arbeitskreismitglieder liefert einen Gedankensprung über die Dauerkartenpreise in Liga 1.

Jou, Liga 1 … da wollen wir übrigens auch wieder hin.

Also auf geht’s, heute 3 Punkte, eine gut aufgelegte West und gemeinsam der Winterdepression der letzten Jahre entgegenwirken!

Let’s go Betze!

 

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 110!

Uns ist ein kleiner Fehler im Beitrag zur Dauerkarte 1993/1994 unterlaufen: Und zwar hat sich unser FCK lediglich für den UEFA-Cup qualifiziert und nicht für die Championsleague.

 

 

 

 

 

UdH# 109: Betze vs Bochum

cover109Servus Betze-Fans,

wir begrüßen euch heute im weiten Rund des Fritz-Walter-Stadions zum Spiel gegen die Knastbrüder aus Bochum! Der VfL Bochum belegt zurzeit den zehnten Tabellenplatz, wobei insbesondere die letzten Partien nicht sonderlich erfolgreich bestritten werden konnten. Das soll heute auch bitte so bleiben!

Seit der letzten Spieltagsausgabe zum Heimspiel gegen Düsseldorf sind dieses Mal insgesamt drei statt der sonst üblichen zwei Pflichtspiele des 1. FC Kaiserslautern e.V. vergangen. Der FCK konnte diese Spiele weitgehend erfolgreich gestalten, zumindest wurde man in diesen Spielen nicht besiegt und konnte zudem den Einzug ins Pokalachtelfinale feiern.

Im Punktspiel gegen die Fortuna aus Düsseldorf wurde in der allerletzten Sekunde noch der verdiente Ausgleich erzielt. Nicht auszudenken wäre es, hätten wir gegen die Rheinländer tatsächlich keinen Punkt geholt. Unsere Roten Teufel waren drückend überlegen und die Fortuna kam eigentlich nur zu einer einzige Torchance, die leider auch direkt zum Gegentor führte.

Im darauf folgenden Pokalheimspiel gegen die Spielvereinigung aus Fürth konnte dagegen ein verdienter und nie gefährdeter Sieg eingefahren werden, der uns letztlich ins Pokalachtelfinale nach Leverkusen brachte. Sicherlich kein einfaches Los, aber die Werkself aus Leverkusen haben wir ja nicht zum ersten Mal aus dem Pokal gekickt, also wieso nicht auch dieses Mal?! Sehr erfreulich gestaltete sich bei diesem Spiel auch der Auftritt der Westkurve: emotional, laut und abwechslungsreich! So kann es definitiv weitergehen!

Im Pflichtspiel gegen die Retorte aus Leipzig konnte der FCK durch ein torloses Unentschieden ebenfalls punkten und sich so in dem oberen Drittel der Tabelle festsetzen, mit nur einem Punkt Rückstand auf den zweiten Tabellenplatz. Die aktive Fanszene und zahlreiche andere FCK-Fans boykottierten das Spiel aus bekannten Gründen und gestalteten stattdessen ein eigenes Alternativprogramm inklusive Public-Viewing. Dieses Alternativprogramm wird auch die „Unter die Haut“-Redaktion noch ausführlicher aufgreifen, allerdings erst zur nächsten Ausgabe, da uns in dieser Ausgabe der Redaktionsschluss aufgrund des Freitagabendtermins einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Werfen wir nun noch kurz einen Blick in die Themen dieser Ausgabe. So können wir einerseits einen Gegnerbericht aus Fürth abdrucken. Vielen Dank dafür, der Blick von außen kann uns nur weiterbringen! Zum anderen warten wieder die üblichen Rubriken mit interessanten Texten auf, die die Zeit bis zum Anpfiff gut überbrücken sollten! Wir denken, dass wieder für jeden etwas Passendes dabei sein wird!

Über Lob, Kritik oder Anregungen wären wir derweil immer noch sehr dankbar! Seit längerer Zeit konnte uns auch kein Gast-Beitrag mehr erreichen; es wäre schön, wenn uns diesbezüglich mal wieder ein Text erreichen würde. Bitte meldet euch einfach unter udh@frenetic-youth.de.

Auf geht‘s zum Heimsieg!

 

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 109!

Spielboykott in Leipzig

Servus Betzefans,

am kommenden Montag spielt unsere Mannschaft im Zentralstadion in Leipzig. Der Gegner ist leider keiner der Traditionsvereine BSG Chemie oder 1.FC Lok sondern das Konstrukt RasenballSport Leipzig. Das Stadion heißt auch nicht mehr Zentralstadion sondern „Red Bull Arena“. Wir als aktive Fanszene haben uns schon vor Wochen dazu entschieden dieses Spiel zu boykottieren. Die Gründe dazu haben wir auf der letzten Fanversammlung aufgezeigt. Dort haben wir auch angekündigt, ein Alternativprogramm zum Spiel in Leipzig anzubieten. Wir entschuldigen uns bei allen, dass wir uns jetzt erst wieder zu Wort melden (können). Denn leider gestaltete sich die Realisierung dieses Programms mehr als schwierig. Ursprünglich hatten wir geplant, ein großes Public Viewing in der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions auszurichten. Dies scheiterte jedoch letztlich an der DFL. Ein öffentliches Public Viewing bedarf der Zustimmung durch die DFL und wird nur in Sonderfällen (Risikospiel, Relegationsspiel) genehmigt. Aufgrund dieser Tatsache bleibt nur noch das Ausweichen auf Gaststätten übrig, die über eine uneingeschränkte Lizenz von der DFL verfügen. Wir haben uns nun entschieden, das Spiel im Irish-House in Kaiserslautern zu schauen (Eselsfürth 11,67657 Kaiserslautern) und laden jeden Betzefan herzlich dazu ein! Einlass ist um 18:30 Uhr. Der Eintritt ist frei, aber gegen eine Spende erhält jede/r eine kleine Überraschung (nur solange der Vorrat reicht).Dazu wird es verschiedene Infomaterialien zu RB Leipzig geben. Der Bierpreis, aber auch die Preise für nicht-alkoholische Getränke sind speziell an diesem Abend gesenkt. Erreichbar ist das Irish-House mit den Buslinien 136 und 137 ab HBF Kaiserslautern (alle halbe Stunde). Die Haltestelle ist „Eselsfürth“. Der letze Bus Richtung Kaiserslautern Hauptbahnhof geht gegen 22:30 Uhr.

Um an diesem Wochenende trotzdem unseren FCK spielen zu sehen, rufen wir alle dazu auf am Freitag, 31.10. um 19:00 Uhr unsere Amateure bei der FK Pirmasens zu unterstützen!

Nein zu RB || Kaiserslautern

2014-10-27-amateure-pirmasens

Stellungnahme zum Boykott des Spiels in Leipzig

2neuIn wenigen Wochen findet das Spiel unserer Mannschaft gegen RB Leipzig im Leipziger Zentralstadion statt. Auf der letzten Fanversammlung fand bereits eine gemeinsame Diskussion über den Umgang mit diesem Spiel statt. Die aktive Fanszene, welche in der ligaübergreifenden Kampagne “Nein zu RedBull – Für euch nur Marketing – Für uns Lebenssinn” organisiert ist, schlug einen Boykott vor, welcher großen Zuspruch bei den anwesenden FCK-Fans fand. Nun haben die Aktiven der Kampagnenvertretung aus Kaiserslautern eine Stellungnahme zum Spiel in Leipzig veröffentlicht, die auf die Entwicklungen des RedBull Clubs aus Leipzig eingeht und alle Fans um Unterstützung des Boykotts in Leipzig bittet. Nur gemeinsam kann man RB Leipzig als das entlarven was es ist: ein Fußballfassade, hinter der nichts als ein Konzern als Geldgeber und Nutznießer steht.

 

Hier die Stellungnahme von “Nein zu RB || Kaiserslautern” zum Auswärtsspiel bei RB Leipzig

In wenigen Wochen ist es soweit. Unsere Mannschaft spielt in Leipzig gegen RB. Wir als organisierte Fanszene haben im Rahmen der von der Fanbetreuung des FCK organisierten Fanversammlung unsere Entscheidung, das Spiel in Leipzig nicht zu besuchen, kundgetan. Wir fühlen uns durch die Diskussion mit den über zweihundert weiteren anwesenden FCK Fans mehr als bestätigt und freuen uns, dass fast alle einheitlich einem Boykott des Spiels in Leipzig positiv gegenüberstehen. Wir bedauern es natürlich, unsere junge, hungrige Mannschaft nicht in Leipzig anfeuern zu können, doch die Gründe, das Spiel nicht zu besuchen überwiegen einfach zu stark.

 Für uns ist mit dem Aufstieg RB Leipzigs eine Grenze überschritten worden, die wir in vielerlei Hinsicht nicht mehr akzeptieren können. Angefangen hat alles im Jahre 2006. RedBull gründete – mit Genehmigung durch das Finanzamt und dem sächsischen Fußballverband – den Verein RasenBallsport Leipzig e.V., nachdem RedBull zuvor mit der Übernahme des FC Sachsen Leipzig durch die fehlende Zustimmung seitens des DFB (ein zu großer Einfluss des Investors wurde befürchtet) und durch Fanproteste gescheitert war. RedBull umging die Lizenzbestimmungen des DFB, die unterhalb der Regionalliga nicht mehr gelten, in dem sie einfach einen eigenen Verein gründeten. Das Finanzamt stufte die Bemühungen RedBulls als gemeinnützig ein und der Vereinsgründung stand also nichts mehr im Weg, denn auch der Sächsische Fußballverband (SFV) stimmte zu. Mit der Übernahme der Spielberechtigung des SSV Markranstädt konnte RB Leipzig nun in der Oberliga starten. Direkt im ersten Jahr schaffte RB den Aufstieg in die Regionalliga, die man nach zweimaligem Anlauf dann im Jahre 2013 in Richtung 3. Liga verließ. In der 3. Liga befand sich RB Leipzig dann genau ein Jahr. Seit dieser Saison spielt man nun in der 2. Bundesliga und spätestens jetzt sollte vielen Fans und Vereinen die unfaire Konkurrenz durch RB Leipzig bewusst geworden sein. Nur durch ein aggressives Abwerben junger Talente anderer Vereine durch Gehälter, die völlig unverhältnismäßig und von anderen Vereinen nicht mal annähernd bezahlbar gewesen wären, sowie durch konkurrenzlose Transferausgaben wurde dieser Durchmarsch durch die Ligen ermöglicht. Und damit nicht genug. Auch in der 2. Liga scheint RB nicht lange verweilen zu wollen. Mit Transferausgaben im zweistelligen Millionenbereich (das ist die Hälfte aller Transfers der 2.Liga insgesamt) soll der Durchmarsch in Richtung erster Liga weiter forciert werden. Ein Blick auf die Tabelle verrät schon jetzt, dass dieses Vorhaben durchaus gelingen kann. Neben dieser krassen Wettbewerbsverzerrung, sorgen aber auch die Tätigkeiten RB‘s auf dem Transfermarkt für reichlich Sorge. Der Fall Sabitzer steht stellvertretend dafür, wie sich die RedBull-Teams (RedBull Salzburg, RB Leipzig, RedBull New York, RedBull Brasil etc.)in Zukunft Spieler hin- und herschieben werden. Ablösemodalitäten oder Ausstiegsklauseln sind dabei ein Fremdwort. Hier wird deutlich, dass RedBull kein Interesse an einem fairen und unter „ungeschriebenen“ Gesetzen stattfindenden Wettbewerb hat. Das was den Fußball trotz heutiger Dimension im Kern immer noch ausmacht, Fairness und Wettkampf, tritt RedBull mit Füßen.

Aber auch hinsichtlich der Vereinspolitik, ist RB mehr als kritisch zu betrachten und unterscheidet sich von Werksclubs wie Leverkusen und Wolfsburg. Dort steht der Verein und eine gewachsene Mitgliederstruktur im Vordergrund und nicht eine Marke bzw. ein Produkt, wie bei RedBull. Auch die TSG Hoffenheim ist nicht mit RB Leipzig zu vergleichen. Auf den ersten Blick ähneln sich beide Projekte. Doch es gibt kleine aber feine Unterschiede, gerade in der Positionierung des Geldgebers Hopp und seines Unternehmens SAP, das eine zurückhaltendere und weniger marketingwirksame Rolle einnimmt, wie RedBull bei Leipzig.  Dennoch sind Vereine wie Hoffenheim weiterhin kritisch zu beurteilen und nicht zu akzeptieren. Doch mit RB Leipzig ist ein wesentlich nachahmungswürdigeres Projekt entstanden, das den Fußball in einem weitaus größeren und problematischeren Maß verändern wird.

Zurück zu RB: Das Lizenzierungsverfahren für die 2.Liga war ein Witz. Bemängelte Punkte seitens der DFL wie Mitgliederstruktur oder Logo wurden zwar geändert, aber hätten niemals akzeptiert werden dürfen. Das Wappen enthält immer noch Teile des RedBull-Logos (Bullen) – und das dürfte es nach DFB-Richtlinien nicht! An der Vereinsstruktur hat sich auch nichts geändert. Stimmberechtigtes Mitglied kann man immer noch nicht werden – nur eine sogenannte Fördermitgliedschaft ist möglich, die in Bronze (100€), Silber (500€) und Gold (1000€) erhältlich ist. Die bei so ziemlich jedem anderen Verein für Mitglieder standardmäßig vorhandene Möglichkeit eines Vorkaufsrechts auf Spiele, gibt es bei RB Leipzig erst ab einer Silber-Mitgliedschaft – und auch nur auf Top-Spiele. Neben dieser Absurdität ist festzustellen, dass in den Führungsgremien zwar auf den ersten Blick unabhängigere Personen sitzen, diese aber tatsächlich eher aus dem Umfeld des RedBull-Imperiums kommen – und das ist einkalkuliert. Es wäre schlichtweg unvorstellbar, dass die Pläne von Sportdirektor Ralf Rangnick und RedBull-Chef Dietrich Mateschitz nicht durch den Vorstand sowie Aufsichtsrat abgenickt werden würden. Die Alleinherrschermentalität dieser Personen dürfte jedem mittlerweile umfassend bekannt sein. Es ist deutlich erkennbar, dass sich RB Leipzig damit nicht annähernd im Sinne des Vereinsrechts bzw. im kolportieren Rahmen vereinsüblicher Bestimmungen bewegt.

Für uns ist es ebenfalls nicht hinnehmbar, wie RB Leipzig mit Fankultur und Fanbelangen umgeht. Die jüngsten Ereignisse rund um die Fanproteste von Aue im Leipziger Zentralstadion (sog. RedBull-Arena) offenbaren wie sich Rangnick und Co. Fankultur vorstellen. Auer Fans wurden gezwungen ihre T-Shirts (Gegen RB) – die sich zwar kritisch, aber in einem gesunden und vor allem demokratischen Rahmen im Sinne der Meinungsfreiheit, mit RB auseinandersetzten – auszuziehen. Rangnick untermauerte diese Art von Zensur kurze Zeit später noch durch Aussagen in Richtung der Traditionsvereine, in denen er diese für ihre Fanszene bemitleide.

Redbull hat sich im Fußball niedergelassen um sein Produkt dort präsentieren zu können und um es einem Imagewandel zu unterziehen, mit dem Ziel weitere Kunden bzw. Zielgruppen zu erreichen. Daher wünscht sich RedBull den Fußball und all seine Facetten für seine Werbezwecke – und allein dafür – aber demokratisch, bunt und fair darf er dabei auf keinen Fall sein. Dies wird mit uns nicht zu machen sein! Das obige Beispiel von Aue zeigt, dass Protest im Zentralstadion in Leipzig nicht gewünscht ist und mit allen Mitteln verhindert wird. Allein deswegen ist für uns ein Boykott die einzige Wahl. Wir werden nicht nach Leipzig fahren und gute Miene zum bösen Spiel machen – noch dazu an einem Montagabend live im Free-TV. Das ist genau die Plattform die sich dieser Marketingkonzern wünscht: lebendige aber kontrollierte Fankultur präsentiert und veranstaltet von Redbull. Nur ein Boykott kann diesem (Werbe-)Event – und nichts anderes ist es – die Grundlage entziehen und es ad absurdum machen! Ein leerer Gästeblock in Leipzig verdeutlicht jedes Mal, dass Fan- und Fußballkultur nicht für RedBull zu haben sind. Bisher hat sich dieser Marketingkonzern ausschließlich in Sportarten niedergelassen, die keine kritische und so stark entwickelte Fankultur wie wir im Fußball haben. Und das ist unser Trumpf! RedBull wird sich auf Dauer überlegen müssen, ob es Sinn machen kann, Marketing in einem Feld zu betreiben, wo sie nicht akzeptiert sind.

Wir rufen daher alle Fans des FCK dazu auf, sich uns anzuschließen und das Spiel in Leipzig zu boykottieren. Sollte dies für einige Fans keine Alternative darstellen, würden wir uns zumindest wünschen, wenn der Gästeblock dennoch leer bleibt und andere Bereiche im Stadion besetzt werden. Allen die sich uns anschließen und gänzlich zu Hause bleiben, bieten wir ein Alternativprogramm an.  Weitere Infos dazu folgen in Kürze. In den nächsten Tagen wollen wir außerdem die Mannschaft von unserem Entschluss in Kenntnis setzen.

Darüber hinaus freuen wir uns, wenn FCK-Fanclubs die Kampagne „Nein zu RB! Für euch nur Marketing – Für uns Lebenssinn!“ unterstützen. Schickt uns dazu eine Mail an kaiserslautern@nein-zu-rb.de

Nein zu RedBull!  Für euch nur Marketing – Für uns Lebenssinn!