UdH# 155: Betze vs Braunschweig

Servus beisammen!155_braunschweig_online-1

Dem gewonnenen Pokalspiel steht ein Unentschieden und eine Niederlage in den Ligaspielen entgegen.

Die Mannschaft bittet um Geduld und fordert weiterhin Unterstützung. Diese Unterstützung wird es auch geben, das ist klar. Das Heimspiel gegen Darmstadt hat gezeigt, dass die Mannschaft über Kampf und den entsprechenden Willen die notwendigen Punkte holen kann, auch gegen einen Aufstiegsfavorit. Die Westkurve und oft auch Teile von Nord- und Südtribüne haben das Team nach vorne getrieben und das oft erwähnte „Betzefeeling“ aufkommen lassen. Nebensächlich waren die negativen Schlagzeilen und die im Internet herbeigeredeten Differenzen zwischen FCK Fans. Das Spiel gegen Darmstadt hat Bock gemacht! Eine Woche später wurde Pflichtaufgabe im Pokal gemeistert. Unter dem Motto: „Ob Teplice, Alaves oder Doria… Der Betze muss nach Europa!“ wurde die Lübecker Lohmühle beflaggt.

Die zweite Runde im Pokal bringt uns nun den VfB Stuttgart auf den Betze. Es hätte auch ein leichterer Gegner sein dürfen. Erinnern wir uns aber an die zweite Runde der Saison 2013/2014, steht dem Einzug ins Achtelfinale nichts mehr entgegen. Damals wurde die Hertha aus Berlin mit 3 zu 1 besiegt. Also Leute, markiert euch den 24./25. Oktober 2017 und deckt euch mit Karten ein!

Um die kurze Zusammenfassung der letzten Spiele komplett zu machen, muss leider auch das verlorene Auswärtsspiel in Düsseldorf erwähnt werden. Der 0:2 Niederlage hatte die Mannschaft nicht viel entgegenzusetzen. So dürften die Mienen vieler FCK Fans vor dem heutigen Spiel gegen den BTSV eher verzogen sein.

Die Braunschweiger sind im Pokal rausgeflogen und befinden sich aktuell auf dem siebten Platz der 2. Bundesliga. Von dem letztjährigen Relegationsteilnehmer hätte man einen besseren Start in die Saison erwarten können. Die Heimbilanz gegen die Niedersachsen sieht sehr ordentlich aus. Von 27 Spielen wurden 18 gewonnen und nur drei gingen verloren.

Neben dem sportlichen Stellenwert der Fußball-Bundesliga gibt es seit Ende der letzten Saison einen weiteren wichtigen Punkt, mit dem sich jeder einzelne Fan auseinandersetzen sollte. Der Konflikt zwischen dem DFB und uns Fans ist aktueller denn je. Die Sensationsmedien rund um den Axel Springer Verlag berichten in absurden Artikeln über uns Fans.

Dem DFB und den erwähnten Medien wurde der Kampf angesagt. Mit Protesten und weitreichenden Informationen wollen wir alle auf die aktuelle Fehlstellung hinweisen.

Wir sprechen die Probleme an und stellen euch einen Text zum Lesen bereit, der auch schon beim Auswärtskick in Düsseldorf an alle FCK Fans verteilt wurde. Informiert euch und begleitet den Protest aktiv!

Bevor wir zum Abschluss noch einen kurzen Blick in die heutige Ausgabe werfen, noch eine kleine Anmerkung in eigener Sache: Aufgrund von Problemen beim Druck unserer Spieltagsausgabe, konnte das UdH zum ersten Heimspiel der neuen Saison nur in sehr geringer Stückzahl erscheinen :(
Sorry dafür, wir geloben Besserung! Heute liegen ausreichend Ausgaben im Stadion bereit!

Neben einem interessanten Hoppingbericht aus Serbien, präsentieren wir euch im UdH ein Interview mit dem FC Welcome Neustadt. Fußball verbindet, verbessert die Integration und schafft Vielfalt!

Und jetzt auf zum ersten Heimsieg!
Für den FCK – für den Fußball!

 

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UdH# 154: Betze vs Darmstadt

coverOwend uff’m Betze!

Das erste Spiel der Saison 17/18 ist gelaufen und wieder einmal ist die Enttäuschung riesig. Mit viel Power und Vorfreude ging es rein in den Auswärtskick beim FCN. Am Ende steht die null zu drei Klatsche, die uns knallhart auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Aber was willst du als Betzefan machen, genau solche Spiele haben wir alle in der Vergangenheit zu genüge gesehen. Ein krass unterlegener FCK, der sich die Eier selbst in die Bude legt.

Zum ersten Heimspiel der neuen Runde erwartet uns der SV Darmstadt 98. Bundeligaabsteiger und somit direkter Favorit für die ersten beiden Plätze der Tabelle. Nach zwei Jahren in Liga 1 geht’s für die Lilien im Unterhaus weiter. Personell eine ganz schöne Wucht, die sich aus einigen bundeligaerfahrenen Spielern zusammensetzt. Dem entgegenzuhalten wird nicht einfach.
Anders wie unser FCK, konnte der SVD sein erstes Spiel gewinnen und wird entsprechend motiviert sein, auch die ersten Auswärtszähler zu holen.

Die 154. Ausgabe startet voll durch! Zum Lesen gibt’s einiges auf die Augen, deshalb bietet sich das UdH einfach dazu an, die Zeit vor dem Spiel sinnvoll zu nutzen und im Kurvenflyer zu stöbern, sich zu informieren und auf das bevorstehende Heimspiel zu freuen. Traditionell Blicken wir in der ersten Ausgabe der neuen Saison erst einmal zurück. In der Sommerpause stand so einiges auf dem Plan, über das es zu berichten lohnt. Um die letzte Saison dann aber so schnell wie möglich vergessen zu können, schauen wir direkt nach vorne. Sowohl sportlich wie auch aus Sicht von uns Fans gab es so einige Änderungen bei denen es sich lohnt mal etwas genauer hin zuschauen.

Das Drunter und Drüber in der fußballfreien Zeit gehört fast schon dazu. Der „Dauerbrenner“ des sportlichen Neuanfangs war auch in den vergangenen Wochen wieder ein großes Thema. Der Wunsch endlich mal in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen und sportlich positiv auf sich aufmerksam zu machen steckt wohl in jedem FCK Fan. Inwieweit dies zur neuen Saison möglich ist, wissen wir natürlich auch nicht. Ein Blick in Richtung Zukunft und genaues Betrachten der Gegenwart lässt sich aber durchaus riskieren. Ebenso interessant, aber leider auch sehr kritisch zu betrachtet, ist ein Blick aus Sicht der Fans auf die neue Saison. Pläne der Ausgliederung, Kollektive und intransparente DFB Strafen, Zerstückelung der Spieltage, extreme Kommerzialisierung des Fußball. Um nur ein paar Stichworte zu nennen, die jeden Fußballfan zum Denken und Agieren anregen sollte.

Packen wir es gemeinsam an.

Für den FCK, für die Westkurve, für unseren Fußball!

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UdH# 153: Betze vs 1. FC Nürnberg

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Zum letzten Mal in dieser Saison begrüßen wir euch im Fritz-Walter-Stadion, dem Ort, an dem sportliche Erfolge und Niederlagen so nah beieinander liegen.

Für den FCK, für uns Fans und für eine ganze Region, geht es heute um viel mehr als gut anzuschauenden Fußball. Wie auch schon in den letzten Ausgaben angesprochen, geht es um die Zukunft unseres Vereins. Wir alle sind davon ausgegangen, dass es keines „Endspiels“ bedarf um den Klassenerhalt endlich durchzuboxen. Parallelen zum entscheidenden Spiel der Saison 2007/2008 lassen sich da natürlich erkennen, aktuell haben wir aber eine deutlich bessere Ausgangslage als damals.

In dieser Woche wurden bereits allerhand Rechnereien vorgenommen, um darauf vorbereitet zu sein, was passieren könnte, wenn der FCK gewinnt, verliert oder unentschieden spielt. Zugegeben,  die Chancen, dass man sich rettet und Platz 16 hinter sich lässt, stehen gut. Aber auch nur, weil die Teams, die in der Tabelle aktuell hinter uns stehen, schwierige Auswärtsspiele zu meistern und weniger Punkte vorzuweisen haben. Überhaupt nicht gut steht es um die sportliche Fähigkeit, den Kampfeswillen und die Motivation der Mannschaft. Die beiden letzten Spiele gegen St. Pauli und Aue haben deutlich gemacht, wie schlecht das Team spielt.

Nach dem Auswärtskick in Aue wurden Mannschaft und Betreuer zur Rede gestellt und mit Blick auf das letzte, entscheidende Spiel hin motiviert. Für euch Spieler mag es um nicht viel gehen. Die Zeiten, in den sich die FCK-Kicker deutlich mit dem Verein identifiziert haben, mögen vorbei sein. Für uns Fans und für den Verein geht es um ALLES. Deswegen haut euch rein und kämpft!

Es geht nicht um die Mannschaft, es geht um den Verein, unseren 1. FC Kaiserslautern. Deswegen gilt es den Arsch hochzubekommen und den Betze voll zu machen. Der 1. FC Kaiserslautern darf und wird niemals untergehen, unser Club ist unzerstörbar und genau so treten wir Fans auf:

Gemeinsam, lautstark, brachial für UNSEREN Verein – 1. FC Kaiserslautern, unzerstörbar!

Was war die vergangenen Wochen sonst noch los?

Die Stadionkapazität soll verringert werden, in dem die obersten Blöcke (X.4) der Süd- und Osttribüne geschlossen werden. Betroffene Dauerkarteninhaber bekommen Plätze in den darunterliegenden Blöcken. Solch eine „Umsetzung“ könnte bei manch einem Fan zu Verärgerung führen, was sich im ersten Moment auch nachvollziehen lässt. Im Hinblick auf Stimmung und Zusammenschluss, ist davon auszugehen, dass sich durch die Schließung der x.4er-Blöcke diese beiden Faktoren deutlich verbessern. Ob und wie sich die Situation dann tatsächlich gestaltet, bleibt natürlich abzuwarten. Also nicht direkt verzagen und eure Dauerkarten in den betroffenen Blöcken kündigen, sondern sich gemeinsam an die neuen Gegebenheiten anpassen und die Bastion Betzenberg nach vorne bringen.

In einer der letzten Ausgaben berichteten wir von der Entscheidung der Stadiongesellschaft, sich als Austragungsort der EM 2024 bewerben zu wollen. Dieses Vorhaben ist seit der letzten Stadtratssitzung vom Tisch. Auf Empfehlung von Oberbürgermeister Klaus Weichel, hat die Stadt Kaiserslautern hat ihre Bewerbung als Spielort der Fußball-Europameisterschaft 2024 zurückgezogen.

Ein unverantwortliches Risiko, welches weder die Stadt, noch der FCK bewältigen könnten: Gut so, richtige Entscheidung!

Das letzte Heimspiel der Saison bedeutet auch gleichzeitig die letzte Ausgabe „Unter die Haut“ der aktuellen Spielzeit. Um sich die Zeit vor dem Spiel zu vertreiben oder nach dem Spiel noch einmal das Erlebte zu resümieren, bietet sich die nun schon 153. Ausgabe unseres Kurvenflyers an. Wie immer berichten wir von aktuellen Ereignissen der Fan- und Fußballwelt, lassen unsere Horizonte durch lesenswerte Hoppingberichte erweitern und schauen auf unseren 1. FC Kaiserslautern, den Verein, die Fans und alles was dazugehört.

Für Lob, Kritik, Anmerkungen oder Texte stehen wir euch ansonsten auch weiterhin unter udh@frenetic-youth.de zur Verfügung. Nutzt die Möglichkeit und schreibt uns! Wir freuen uns über jede Nachricht und natürlich auch jeden persönlichen Kontakt im Stadion!

Auch zur neuen Saison werden wir wieder Vollgas geben, um das UdH zum Dauerbegleiter des Spieltags zu entwickeln!

Stay tuned!

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Fans vs. RedBull – oder ein Gedankensprung darüber, ob jeder die gleichen Voraussetzungen zur Kritik an RB hat

UnbenanntIn der Saison 2014/2015 stieg der Red Bull Verein aus Leipzig frisch in die 2. Liga auf. Für uns Ultras war damals klar, wir müssen da was machen. So starteten wir als Ultraszene in Kaiserslautern mit anderen Ultrà- und Supportergruppen die Kampagne „Nein zu RB“. Erste öffentlichkeitswirksame Aktionen wurden durchgeführt. Neben einer inhaltlichen Auseinandersetzung, fanden auch eher plakative Aktionen statt. Einige Fanszenen boykottierten gar die Auswärts-, und sogar die Heimspiele, gegen RB Leipzig – so auch wir.

All diese Aktionen verhinderten natürlich nicht den Aufstieg RB Leipzig in die Bundesliga – verzögerten ihn jedoch gewiss. Denn das negative Image RB Leipzigs hat sich zwar sicher nicht auf die Verkaufszahlen von Red Bull ausgewirkt, jedoch gewiss ein wenig auf die Moral im Kader. Denn der in fast jedem Stadion spürbare Hass der RB entgegengebracht wurde, hat ohne Weiteres bei dem ein oder anderen RB-Spieler unmittelbare Spuren hinterlassen. Ob der einzelne Spieler nun was dafür kann, dass er dem großen Geld von Red Bull hinterherrennt, darf wahrlich angezweifelt werden, in Zeiten in denen auch Fußballer nichts als Humankapital und demnach Personen sind, die ihre Arbeitskraft zum bestmöglichen Preis verkaufen müssen. Dies zu berücksichtigen ist grundlegend wichtig, will man eine differenzierte Kritik an RB Leipzig und am Fußball generell formulieren. Doch gleichzeitig muss man verstehen, dass nicht jeder Fan über die Grundprinzipien politischer Ökonomie Bescheid wissen kann. Oft klingen dann solche Argumente, die das System in den Vordergrund rücken, sehr von oben herab oder schlichtweg zu intellektuell und sie gehen am gewöhnlichen Fußballfan und seiner Wahrnehmung vorbei. Denn was wahrgenommen wird, ist, dass sich der Fußball immer weiter von einem entfremdet. Das beginnt beim Stadionerlebnis, dass mittels (überwachungs-)technischer Aufrüstung (Kartenlesegeräte am Einlass, Bezahlen nur noch per Karte), dem Konsumangebot sowie einer dauerhaften Kontrolle und Überwachung (nicht nur beim Einlass) und endet beim Ändern des Stadionnamens in Firma XY (z.B. „Trolliarena“). Neben diesen eher schon lang stattfindenden schleichenden Entfremdungstendenzen – also weg von einem Fußball „wie er früher einmal war“ – finden nun auch solche statt, die für viele schlicht und ergreifend eher prompt und unvorhergesehen kommen. So halt auch die Gründung RB Leipzigs und der schnelle Aufstieg in die Bundesliga. Dies führt dann dazu, dass für viele Fans nun eine Grenze überschritten wurde – ohne natürlich zu wissen, dass es nie eine Grenze gab bzw. wenn überhaupt, diese Grenze mit der Gründung der Bundesliga überschritten wurde. Denn dort wurde der Weg zu einer kommerziellen Profiliga geebnet. Und unter kapitalistischen Produktionsbedingungen führt das dann in letzter Konsequenz dahin wo wir heute sind. Die Erkenntnis über diese kapitalistische Logik sollte jedoch nicht dazu verleiten, jede neue Entwicklung ohne weiteres hinzunehmen, mit dem Verweis, „das ist halt so im Kapitalismus“. Dieser Argumentation bedienen sich neben RB-Kritikern auch RB-Befürworter. Das wäre genauso, wie wenn man sagen würde, dass die Banken nun mal so arbeiten, weil wir ja im Finanzkapitalismus angekommen sind. Zwar wird das System – also das des Finanzkapitalismus bzw. des Neoliberalismus – irgendwann implodieren, erste Anzeichen darauf gab ja schon die weltweite Finanzkrise (durch die mehrere Millionen Menschen in den USA obdachlos wurden), doch muss man es soweit kommen lassen? Nein, denke ich. Daher ist auch eine Kritik an RB Leipzig nicht nur richtig, sondern notwendig, um spätestens jetzt gegenzusteuern oder um „Schlimmeres“ zu verhindern. Dabei darf diese Kritik natürlich nicht an RB Leipzig stehen bleiben, sondern muss weitergehen und die komplette politische Ökonomie umfassen. Diese weitergehende Kritik nun aber von jedem Fan zu verlangen, ist völlig unrealistisch und negiert gesellschaftliche Ungleichheiten hinsichtlich Bildung, Kultur und finanziellem Vermögen. Daher scheint es wichtig, sich über diese gesellschaftlichen Machtverhältnisse im Klaren zu sein, um zu verstehen, wie man auch Menschen mit dieser weitergehenden Kritik erreichen kann.

Eins ist schon jetzt klar, eine Kritik um der Kritik willen, bringt uns nicht weiter. Vielmehr muss ein Raum geschaffen werden, in dem (über verkürzte Kritik) diskutiert wird und gemeinsam über Strategien nachgedacht wird. Wir haben dies damals mit der Kampagne „Nein zu RB“ versucht – andere haben lieber von außen bzw. von oben kritisiert.

UDH# 148: BETZE VS HEIDENHEIM

coverWas war das für eine Achterbahnfahrt in Dresden?! Nach 2:0 Führung waren die meisten mit dem 3:3 Endergebnis dann doch mehr als zufrieden. Ein kleiner Wermutstropfen: Nach der zwei Tore Führung und der Chance zum 4:3 musst du das Spiel eigentlich gewinnen und doch fühlte es sich in den Minuten nach dem späten Ausgleich von Przybylko mehr wie ein Punktgewinn als wie ein Punktverlust an. Ein paar Tage später ärgert man sich natürlich darüber die Führung aus der Hand gegeben zu haben, aber sei’s drum. Von den letzten fünf Gastspielen bei Dynamo (seit der Saison 93/94) konnte gerade mal ein Spiel gewonnen werden und somit sind wir dann doch wieder einigermaßen zufrieden mit dem Unentschieden in Dresden.

Eine Woche zuvor sah das ganze ernüchternder aus. Mit 0:2 ging die Truppe gegen den VFB leer aus und auch der oft gelesene „Bundeligarahmen“ sollte nicht wirklich zum positiven Spiel des FCK beitragen. Aber auch nach dem Spiel in Stuttgart war jedem klar: Mund abputzen und weiter geht’s, die Punkte werden gegen andere Teams erbeutet!

Und somit stehen wir nach zuletzt zwei Auswärtsspielen in Folge wieder hier auf’m Betze, in unserem Fritz-Walter-Stadion. Gegner heute der FC Heidenheim. Für die Freunde der Statistik sei kurz erwähnt, dass der FCK in allen Heimspielen gegen den FCH noch nicht verloren hat. Hört sich gut an, ehrlichkeitshalber muss man dazu sagen, dass es auch erst zwei Pflichtspiele waren, die auf dem Betze ausgetragen wurden. Nach zuletzt zwei Unentschieden steht der FC Heidenheim auf Tabellenplatz 6 und somit ein gutes Stück vor dem FCK. Die Segel sind natürlich trotzdem auf Heimsieg ausgerichtet und auch jeder Besucher sollte entsprechend motiviert sein die Mannschaft nach vorne zu treiben um am Ende die Punkte hierzubehalten. Was beim letzten Heimspiel gegen Sandhausen schon optimal funktionierte soll auch heute hinhauen. Vorne die Bude vollhauen und hinten sauber halten.

Was war sonst noch los?
Wieder einmal wurden die schon oft erwähnten Nebenkriegsschauplätze zum medialen Aufschrei. Aufsichtsrat und Vorstand haben sich mittlerweile wohl wieder ausgesprochen und somit kann die Schlagzeile wieder dahin verschwinden, wo sie hergekommen ist.

Jährlich grüßt das Murmeltier? So oder so ähnlich könnte man das Kapitel der Suche nach einem neuen Hauptsponsor beschreiben. Die Zeiten, in denen die Brust der FCK Kicker über Jahre hinweg den gleichen Hauptsponsor zierte sind leider auch seit mehreren Jahren vorbei. Wenig überraschend also, dass sich die Vorstandschaft, oder doch eher die vermarkter Heinis, zur neuen Saison einen neuen Hauptsponsor suchen müssen.

Wie bereits in den letzten Ausgaben kurz erwähnt, haben unsere Freunde aus Metz immer noch mit den ausgesprochenen Strafen zu kämpfen.

Nach Einspruch des Vereins konnte eine Strafe zurückgenommen werden. Die bereits abgezogenen zwei Punkte wurden dem FC Metz wieder gutgeschrieben und somit konnte zumindest die Tabellensituation ein wenig verbessert werden.

Der Blick auf die Themen der heutigen Ausgabe lohnt mal wieder und verleitet zum Weiterblättern.
Neben einem Gedankenspruch zum Thema RedBull vs. Fans gibt es auch wieder alle interessanten Neuigkeiten der Fan- und Fußballwelt.

Richtig gut lesen lässt sich wieder einmal ein Hoppingbericht aus dem Mutterland der Ultras. Vier Spiele in zwei Tagen und einige lustige Storys machen Spaß und werden definitiv nicht die letzten gewesen sein.

Zum Schluss der einleitenden Worte noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache:
Anlässlich der baldigen 150. Ausgabe unsers „Unter die Haut“ Kurvenfylers würden wir uns wieder über Grüße, Rückmeldungen, Anregungen oder auch Wünsche freuen, die direkt von euch Lesern kommen und in der Jubiläumsausgabe erscheinen sollen.

Nutzt dazu gerne die Mail udh@frenetic-youth.de oder direkt und persönlich an unserem Infostand. Wir freuen uns über jede Nachricht die uns erreicht!

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UDH# 147: BETZE VS SANDHAUSEN

coverTach Betzefans!

Noch weiß man nicht so recht, was man von den drei gespielten Partien unter „Neucoach“ Norbert Meier halten soll. Niederlage-Sieg-Unentschieden, ausgeglichener könnte die Bilanz nicht aussehen und doch lassen sich Dinge erkennen, die bislang wohl niemand auf dem Schirm hatte. Alle zwei Tore für den FCK erzielte Robert Glatzel, ein Amateurkicker der mit seinen wichtigen Toren auf sich aufmerksam macht und hoffentlich auch weiterhin den Torriecher hat, den wir uns alle wünschen. Mit dem SV Sandhausen kommt heute eine Mannschaft auf den Betzenberg, die mit einigen ehemaligen FCK Kickern bestückt ist und in der Tabelle momentan auf dem 7. Platz steht. Für die Freunde der Statistik noch ein erfreulicher Hinweis: Alle vier Heimspiele gegen den SVS wurden gewonnen. Das heutige Ziel ist somit klar abgesteckt – Heimsieg und die positive Statistik fortführen!

Am Dienstag verkündete die städtische Stadiongesellschaft, dass sich Kaiserslautern mit dem Fritz-Walter-Stadion als Austragungsort für die EM im Jahr 2024 bewerben möchte. Wirklich überraschend kam diese Meldung nicht. Wir hoffen im Sinne des FCK, dass im Fall der Fälle die finanzielle Wucht von Stadt und Verein ordentlich geregelt wird und unser 1. FC Kaiserslautern kein Schaden davon trägt. Ob das Land den Zuschlag bekommt und welche Spielorte benannt werden, ist noch nicht entschieden. Viel Konjunktiv und entsprechend noch kein Grund sich intensiv damit zu beschäftigen, auf dem Schirm haben wir das Ganze trotzdem und auch
unser „Finger ist gehoben“.

Ein Tag vor unserem Auswärtsspiel in Düsseldorf erreichte die FCK Fans eine sehr freudige Nachricht. Horst Eckel wurde zum Ehrenspielführer des 1. FC Kaiserslautern ernannt. Anlässlich der Feierlichkeiten zu seinem 85. Geburtstag bekam der „Windhund“ vom FCK Vorstand die Urkunde dazu überreicht. Für uns Grund genug sich mit dem Menschen Horst Eckel noch einmal genauer auseinanderzusetzen.

Doch nun zur heutigen Ausgabe. Wir haben tief im UdH-Archiv gegraben und holen eine „alte“ Rubrik mal wieder hervor. Unter „Unsere Kurve“ findet man zukünftig die Erklärungen zu Spruchbändern der vergangenen Spiele. Viele FCK Fans können vielleicht nicht direkt etwas mit den gezeigten Spruchbändern anfangen, die Fragezeichen über den Köpfen sind groß. Um eventuelle Fehlinterpretationen zu vermeiden und über den Inhalt des jeweiligen Spruchbandes zu informieren, wollen wir die Rubrik zukünftig wieder mehr ins Auge fassen.

Fast schon traditionell empfehlen wir wieder einen interessanten Hoppingbericht im Heft, sowie die schon fest eingeplanten „News“ der Fußballwelt.

Wie immer wünschen wir viel Spaß beim Lesen!

 

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Unterwegs in der rumänischen 4. Liga mit U Cluj

Als Fußballfan schaut man gerne in andere Länder, sei es des Spiels wegen, oder dem Interesse der dortigen Fankultur. Zu den Ländern, die wir bisher eher weniger auf dem Schirm hatten, zählt zweifelsohne Rumänien. Um auch hier einen kleinen Einblick zu bekommen, berichtet einer unserer Schreiber aus Cluj, der zweitgrößten Stadt des Landes und bringt uns die dortige Fußballkultur mit allem was dazugehört etwas näher.

 

Kleine Anmerkung vorweg: Auf einigen der Bilder im Beitrag ist das sogenannte Keltenkreuz zu sehen. Ich war selbst sehr erstaunt, da ich dieses immer mit einem rassistischen Symbol assoziiert habe. Deshalb habe mit einigen Personen in Rumänien darüber gesprochen und wurde aufgeklärt. Anders als in Deutschland, wo das Symbol in der rechtsextremen Szene – in stark stilisierter Form – weit verbreitet ist, wird das Keltenkreuz in der rumänischen Mythologie als das Symbol der Sonne angesehen. Man kann es auch auf diversen Statuen im Lande wieder finden und es hat eine gewisse Ähnlichkeit zu manchen Kreuzen, die in orthodoxen Kirchen zu finden sind. Einen Artikel zu diesem Thema findet ihr hier, leider nur auf Rumänisch: www.traditionalromanesc.ro (vielleicht hilft euch der Google-Übersetzer, um zumindest einen groben Zusammenhang zu verstehen).

 

Universitatea Cluj – von der zweiten in die vierte Liga

Es liegen eineinhalb turbulente Jahre hinter Universitatea Cluj, einem rumänischen Viertligisten. In der Saison 2014/2015 konnte man mit dem Einzug ins Pokalfinale den größten Erfolg der Vereinsgeschichte in den letzten 50 Jahre erzielen. Mit einem stattlichen Haufen reiste die Fanszene die etwa 400 Kilometer nach Bukarest zum Finale. Erwähnenswert ist hier vor allem, dass Auswärtsfahrten in Rumänien wesentlich beschwerlicher sind, als in anderen Ländern. Es gibt kaum Autobahnen und durch die große Fläche des Landes sind auch unglaublich lange Anreisen mit dem Zug hier die Regel. Für das Finale konnte die Fanszene mit einem Sonderzug anreisen, der sage und schreibe zwölf Stunden für die Rückfahrt gebraucht hat. All die Strapazen und die fast zwei Tage on Tour konnten leider nicht mit dem Titelgewinn versüßt werden. Trotzdem wird das Finale bestimmt vielen als ein großer Tag in Erinnerung bleiben.

1pokalfinalefacebooksepcilerosii Foto: Facebook Sepcile Rosii (www.facebook.com/peluzasepcilerosii/)

 

In der gleichen Saison verspielte man zudem in den letzten Spielen auch ein gutes Punktepolster auf die Abstiegsplätze und musste den Gang in die zweite Liga antreten. Ausgerechnet der Stadtrivale CFR Cluj, der mit erheblichem Punktabzug wegen Lizenzverstößen in die Saison starten musste, konnte U noch einholen. Die darauffolgende Saison beendet man in der zweiten Liga auf Platz 10 von 17, was für die Kicker in Schwarz und Weiß bedeutete, an den Playoffspielen um den Abstieg teilnehmen zu müssen. Schlussendlich stand der zweite Abstieg in Folge fest. Als sei das nicht schon genug, hatte der Klub auch noch große Geldprobleme. Ein Insolvenzverfahren wurde eröffnet. An dem Tag, als dieses vor dem Insolvenzgericht verhandelt werden sollte, gab es in Cluj eine große Demonstration mit etwa 5.000 Teilnehmern unter dem Motto: „Wenn U nicht wäre“.

Mehr Fotos und einen kleinen Bericht zur Demo findet ihr auf www.facebook.com/Unterwegs-in-Sachen-Fussball-151354851606305/

 

Bis kurz vor dem Start in die neue Saison war nicht wirklich klar, ob Cluj nun in der dritten oder sogar in der vierten Liga starten würde. Wer dachte in und um unseren Verein aus Kaiserslautern geht es schon chaotisch zu, dem sei zu sagen: es geht noch viel schlimmer! Universitatea startete schließlich die Saison 2016/2017 in der vierthöchsten Spielklasse Rumäniens.

 

Einblicke in die rumänische Ultraszene

Aufgrund eines längeren Aufenthaltes in Rumänien und durch Kontakte, die ich bei vorherigen Aufenthalten geknüpft habe, konnte ich in den Genuss kommen, die Hinrunde von U mit zu begleiten und einige Einblicke in die rumänische Ultrakultur zu erhaschen. Sportlich gesehen waren die meisten Spiele eher uninteressant. Nur ein einziges Mal lies der Klub aus Transsilvanien Punkte liegen, bei einem 2:2 Unentschieden Auswärts in Turda. Selbiges Team schlug man allerdings nur einige Tage später grandios im Verbandspokal und lag nach 12 Minuten bereits 3:0 in Führung. Auch die restlichen Spiele kann man getrost in die Kategorie „Opfer, keine Gegner“ stecken. So kam es nicht nur einmal vor, dass man eine zweistellige Anzahl an Toren erzielte. Rekord in der Hinrunde war ein 12:0-Erfolg gegen A.C.S. Unirea Tritenii de Jos. Insgesamt schossen die in schwarz und weiß gekleideten Kicker in den 14 Vorrundenspielen 82 Tore und mussten nur 5 Gegentore hinnehmen.

 

Deshalb will ich euch vor allem von den Impressionen von den Rängen berichten. Von Zuschauerzahlen wie in Deutschland ist Rumänien meilenweit entfernt, selbst oder vor allem in der ersten Liga. Einen kleinen Artikel über die Hintergründe findet ihr in dem Artikel „Warum nicht nur die Fans den professionellen Fußball den Rücken kehren“ (peoricestadion.eu) Zum Halbfinal Spiel von U gegen Steaua in der Saison 2014/2015 kamen beispielsweise „nur“ 10.000 Menschen ins Stadion, was für Rumänien abseits von den Hauptstadtvereinen schon sehr beachtlich ist. Zu normalen Heimspielen waren es wohl so etwa 2.000 Menschen, natürlich immer abhängig von Wetter, Gegner und Anstoßzeit. In der vierten Liga kamen schätzungsweise durchschnittlich etwa 1.000 Leuten zu den Spielen, teilweise auch bedingt durch katastrophale Anstoßzeiten wie etwa Mittwochs um 16:00 Uhr. Trotzdem eine, wie ich finde, sehr erfrischende Erfahrung. Spieler, die noch ohne Namen auf dem Trikot auflaufen, ohne Trikotsponsor, so gut wie keine Werbung im Stadion und keine nervige Dauerbeschallung durch die Stadionanlage. Und auch keine Fernsehübertragung mehr, da der Verein nun unterklassig spielt. Wer das Spiel sehen wollte, musste eben ins Stadion gehen. Kurz gesagt einfach nur ein Fußballspiel vor Menschen die eben nur auf genau das Bock haben: ein Fußballspiel.

 

Die Atmosphäre im Stadion hat durchaus ihren eigenen Charme. Klar wirken so wenige Zuschauer in einem so großem Stadion auf den ersten Blick etwas verloren, trotzdem schaffte man es mit den Leuten die da waren eine Stimmung zu erzeugen die einem Fußballspiel würdig ist und nicht selten konnte man hören, wie der Schall der Gesänge von der gegenüberliegende Seite wieder zurück kam. Generell hatte, beziehungsweise habe ich den Eindruck, dass nicht nur der Fußball, sondern auch die Ultrakultur bei weitem nicht so professionalisiert ist, wie bei uns. Sei es vom Stil der Fahnen oder Spruchbänder, die größtenteils längst nicht diese „grafische Finesse“ haben, die sich in Deutschland über die letzten Jahre entwickelt hat, als auch was die Organisation des Auftritts im Stadion angeht. Wie in meinen bisherigen Berichten bereits geschildert, verbringen die Rumänen längst nicht so viel Zeit im Stadion, wie man es aus Deutschland kennt. Zwanzig Minuten vor Spielbeginn ist die Kurve meist noch gähnend leer, erst kurz vor Anpfiff wird das Stadion geentert, die Zaunfahne aufgehängt und sich trotz des Rauchverbots noch schnell ‘ne Kippe gegönnt. Bei so einer knappen Zeitkalkulation kommt es natürlich jedes Heimspiel vor, dass Leute aus der aktiven Szene auch erst nach Anpfiff ins Stadion kommen. Der Support wird natürlich auch hier durch einen Vorsänger koordiniert. Es kann aber auch mal vorkommen, dass derjenige kurz für ein paar Minuten während des Spiels verschwindet, weil er beispielsweise schnell einen Anruf entgegennimmt oder sich selbst schnell mal eine Zigarette durchzieht. Naja eben alles etwas chaotischer und nicht so straff organisiert.

U Cluj Vereinshymne

 

Liedtechnisch konnte mich das Ganze hier aber durchaus mehr als nur überzeugen. Statt eines standardmäßigen „You’ll never walk alone“ gibt es hier die mehrstrophige Vereinshymne zum Einlauf auf die Ohren – natürlich ohne nervige Untermalung von den Lautsprechern. Zu der Melodie von „Freude schöner Götterfunken“ werden auch immer die Schals mit in die Luft gereckt. Auch sonst konnte ich hier neben den kurzen Anfeuerungsrufen und ein paar sehr bekannten Melodien, aber auch viele solcher hören, die meinen Ohren fremd waren. Gepaart durch die etwas melodischer klingende rumänische Sprache hatten einige Lieder durchaus Ohrwurm Charakter. Teilweise sind auch mehrstrophige Lieder mit sehr kreativem Text im Repertoire.

 

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Choreo zum ersten Spieltag unter dem Motto: „Wir entfachen keine neue Flamme, denn die alte ist nie erloschen! Es ist keine neue Geschichte, wenn das Ende nicht geschrieben wurde!“

 

Zum Anfang der Saison hatte man das Gefühl, dass die Fanszene im Vergleich zu den Auftritten, die ich in der ersten Liga sehen konnte, mehr Freiheiten genoss. So war Pyrotechnik in der ersten Hälfte der Hinrunde ein fester Bestandteil der optischen Untermalung und kam so gut wie bei jedem Spiel zum Einsatz. Zum Start der zweiten Halbzeit wurde es meistens neblig im weiten Rund. Das sollte sich allerdings im Verlauf der Hinrunde mit zunehmender Repression dann noch ändern.

 

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Vorfreude gab es bei mir vor allem auf die Auswärtsspiele. Vor der Saison wurde über die Google Bildersuche bereits das eine oder andere Stadion erkundet. Neben Dorfplätzen, die überhaupt nichts außer einem Fußballplatz und einen Zaun drumherum haben, gab es kleine Stadien mit durchaus einzigartigen komischen Tribünen bis hin zur einer richtig geilen alten Schüssel. Leider gab es schlussendlich dann nur ganze vier (!) Auswärtsspiele, wovon ich zwei verpasste, da ich erst ab dem dritten Spieltag hier eintraf. So verzichtete der ein oder andere Verein auf sein Heimrecht, und schenkte Cluj ein Heimspiel, um etwas bei den Ticketeinnahmen mitzuverdienen und ein Spiel wurde auf Drängen der Bullen nach Cluj verlegt.

 

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Mihai Georgescu – U Cluj, 0:8, Baza Sportiva

Mein erstes Auswärtsspiel konnte ich dann bei einem Verein, der auch aus Cluj stammt, sehen. Mittwochs 16:00 Uhr, welch glorreiche Anstoßzeit. Flutlicht anschalten ist für den Ligabetrieb in der vierten Liga zu teuer, wodurch dieser grausige Termin zustande kam. Für viele leider aufgrund von Arbeitszeiten nicht machbar. Der kleine Sportplatz liegt irgendwo zwischen den Stadien von U und CFR, allerdings doch schon im Gebiet des Feindes. Bei heftigsten Regen fanden sich etwa 250 schwarz-weiße Fans auf dem kleinen Stehplatz längs des Spielfeldes ein. Fünf Betonstufen auf dem notdürftig ein paar Holzbretter festgeschraubt waren, links und rechts teilweise schon so verwuchert, dass man dort nicht mehr stehen konnte. Davor ein Zaun, der nicht nur teilweise stark bewachsen war, sondern auch große Löcher aufwies. Keine Anzeigetafel, kein Stadionsprecher – Fußball pur! Und auf den Rängen sangen und sprangen die Fans, trotzten dem Regen und der Anstoßzeit und unterstützten ihr Team, dass die Unterstützung allerdings nicht wirklich nötig hatte. Selbst mit angezogener Handbremse erzielte man einen hohen Kantersieg, nicht nur durch die eigene Übermacht, sondern auch verschuldet durch die Unfähigkeit des Gegners, der sich mindestens zwei Dinger selbst reinlegte. Für einen optischen Akzent sorgten die Fans diesmal ausnahmsweise nicht durch Pyro, sondern mit Kassenrollen die direkt nach Spielbeginn gen Spielfeld flogen. Der eine oder andere Spieler hatte große Mühe, dort zu spielen und verhedderte sich in all dem Papier, weshalb der Schiedsrichter kurz das Spiel unterbrach und die Spieler zum Aufräumen verdonnerte. Natürlich sendete man auch einige Grüße an den Stadtrivalen und vor allem ein Lied, in dem man betontet, dass man die einzige Fankurve in Cluj-Napoca sei, wurde immer wieder laut und ausdauernd zum Besten gegeben. Nach dem Spiel gab es noch eine kurze Schubserei mit den Bullen, was genau los war oder warum die Bullen nach dem Spiel so aggressiv waren, konnte mir niemand so wirklich erklären.

 

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Foto: Arman Noemi https://www.facebook.com/photosbynoemi/

 

U Cluj- Ardealul Cluj, 2:0 Cluj Arena

Fast genau zehn Jahre nachdem die Fahne der Black Devils zum ersten Mal bei einem Spiel von U Cluj am Zaun hing, feierte die Gruppe mit einer Choreografie ihr 10-jähriges Bestehen. Um sich auf das Spiel einzustimmen, trafen sich die Jungs bereits am frühen Mittwochvormittag in einer Pizzeria, versteckt in einer kleinen Seitenstraße zwischen irgendwelchen Blocks. Auch ich war eingeladen und konnte mit den Jungs bei einigen selbst für rumänische Verhältnisse unschlagbar billigen Bieren und Pizza etwas plaudern, bevor es uns in eine Kneipenstraße unweit des Stadions zog während die ersten sich mit der Choreo auf den Weg ins Stadion machten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit sollte dann eigentlich die Choreo durchgeführt werden, das Ganze umrandet von etwas Pyro. Allerdings begaben sich in der Halbzeit mehrere kantige Ordner in die Kurve und stellten sich direkt zu den Jungs. Nach so viel Pyrotechnik in den letzten Spielen hatten die Jungs den Braten wohl gerochen, weshalb an eine Durchführung wie geplant erst mal nicht zu denken war. Nach Verhandlungen mit den Ordnern konnte man erreichen, dass diese sich ein paar Minuten vor Spielende verpissen und man dann die Choreografie wie geplant durchführen kann. So wurde dann drei bis vier Minuten vor Spielende schließlich das Spruchband aufgehängt und die Blockfahne entrollt, auf der eine 10 zu sehen war, umrahmt mit einem Lorbeerkranz und in der Null das Logo der Gruppe platziert. Das ganze stand unter dem Motto „Heute feiern wir 10-jährige Aktivitäten für ein Symbol, dass für die Ewigkeit hält!“.

Dazu wurden unter der Choreo noch einige Rauchbomben, ein paar Bengalos und einige Böller gezündet. Noch während die Blockfahne oben und die ganze Kurve in Rauch gehüllt war, kamen die Ordner zurück in die Kurve und kassierten einen der Jungs ein. Das Spiel endete schließlich mit einigen Ultras die aus der Kurve stürmten um sich zu solidarisieren und zu sehen, ob man vielleicht denjenigen noch befreien könnte. Das alles half nichts und er musste mit den Bullen erstmal eine Zeit lang mit aufs Revier. Ein paar Jungs warteten auf den in Gewahrsam-Genommen, was zu einer weiteren Festnahme eines „Pyrosünders“ führte, der währenddessen über die Videos identifiziert wurde.

 

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CS Floresti – U Cluj, 1-2 Cluj Arena

Nur drei Tage später feierten auch die Boys ihr 10-jähriges Bestehen, natürlich auch mit einer Choreografie zu Ehren ihres Geburtstags und umrandet mit etwas Pyrotechnik. Es sollte das letzte Mal in der Hinrunde sein, dass das Stadion in Rauch gehüllt wurde. Auch dieses Mal versuchten die Ordner der „Scutul Negru“ noch während der Pyroshow Leute herauszuziehen, was dieses Mal aber von der Kurve erfolgreich verhindert werden konnte und in Drohungen seitens der Security endete.

 

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IS Campia Turzii – U Cluj,0-4, Stadionul Mechel

Organisatorisch war die Anreise ein Hin und Her. Ein Großteil der Szene reiste die circa 40 Kilometer mit dem Zug zum Auswärtsspiel. Da der Zug fast zwei Stunden brauchte, war ich doch froh einen Autoplatz zu ergattern und nicht bereits morgens um 7:00 Uhr am Bahnhof sein zu müssen. Geplanter Treffpunkt für uns war kurz nach 8:00 Uhr in dem Stadtteil in dem ich wohnte. Als ich völlig übermüdet vom Handy geweckt wurde, hatte ich die Nachricht aus der Nacht gelesen, dass der Fahrer sich verzählt hat und doch kein Platz mehr im Auto vorhanden sei. Ziemlich enttäuscht, da ich den Zug ja bereits verpasst hatte und sonst auch keine andere Option hatte, drehte ich mich um und schlief weiter bis mein Handy wieder klingelte. Diesmal war es nicht der Wecker sondern ein Freund. Der Fahrer hat sich schon wieder verzählt, ich sollte in zehn Minuten bei ihm sein, dann ich könnte ich mitfahren. Noch nicht mal richtig wach musste ich erst mal in die Dusche springen und habe es sogar zu meinem Verwundern in knapp zehn Minuten bis zu ihm geschafft. Mit zwei Autos machte wir uns auf den Weg und steuerten erstmal eine Tankstelle an, um eine Art Lizenz zu kaufen, um mit dem Auto auch außerhalb der Stadt fahren zu dürfen. Das andere Auto steuerte danach direkt die nächste Tanke an, um einige Biere zu kaufen. Warum man dafür extra noch an eine andere Tankstelle fährt, bleibt mir bis heute ein Rätsel, aber nun ja. Als wir Cluj endlich verlassen hatten, fuhren wir direkt wieder raus auf einen Parkplatz um noch ein Mobfoto zu schießen, und auch das andere Auto mit Bieren zu versorgen. Da dies nicht unser letzter Stopp sein sollte, brauchten auch wir zwei Stunden bis zum Stadion. Ohne die Pausen wären es aber wohl trotzdem etwas mehr als eine Stunde Fahrt für 40 Kilometer gewesen, Rumänien überrascht mich echt immer wieder. Das Stadion selbst hatte durchaus Charme, der Gästeblock bestand aus ein Paar Betonstufen längs des Spielfeldes, die auch überdacht waren. Auf der gegenüberliegenden Seite stand eine kleine richtig urige Tribüne, in der sich unten die Umkleidekabinen befanden. Die Gästemeute startete gut aufgelegt im sonnigen Gästeblock ins Spiel und erreichte eine gute Lautstärke. Nach etwa zehn Minuten wurde der Support aber erst einmal unterbrochen. Die Ordner wollten scheinbar jemanden nicht ins Stadion lassen, was dazu führte, dass ein paar Ultras am Zaun mit den Ordnern diskutierten. Die Situation eskalierte schnell und kurze Zeit später befanden sich einige Ultras im Nebenblock und im Innenraum des Stadions beziehungsweise teilweise auch etwas auf dem Spielfeld. Nach einer kurzen Spielunterbrechung beruhigte sich die Situation wieder und alle Ultras fanden sich wieder im Gästeblock ein, um nun richtig aufzudrehen. Vor allem das Lied „ U Cluj ist die Mannschaft die dich zum Vibrieren bringt“ wurde lang ausdauernd und richtig laut gesungen. So direkt unter dem Dach hat das schon richtig gescheppert und fast der ganze Gästeblock sprang wild durcheinander. Für mich definitiv das Highlight der Hinrunde. Nach dem Spiel, das (natürlich) gewonnen wurde, machte sich die Meute auf den Weg aus dem Stadion, die meisten bogen nach links ab, ich mutmaßte Richtung Bahnhof, also habe ich mich auf den Weg zum Auto gemacht. Der Mob war allerdings auf dem Weg die Heimtribüne zu entern und dort nochmals ihre Fahnen aufzuhängen und etwas zu singen, was bis zum Auto und auch bestimmt noch weiter in das Dorf hallte. Auf dem Rückweg wurde sich natürlich nochmal bei der erst besten Gelegenheit mit Bier eingedeckt und eines der Autos musste konsumbedingt ihren Fahrer auswechseln.

 

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Armenopolis Gherla – U Cluj, 0-2 , Cluj Arena

Eines der letzten Spiele der Saison stand im Zeichen des Protests. Eigentlich sollte U ein Auswärtsspiel bestreiten und musste am Ende doch wieder daheim spielen. Das Ganze wurde von den Bullen gekippt, da das Stadion angeblich nicht tauglich wäre für die erwartete Masse an Zuschauern. Beim ersten Auswärtsspiel, bei dem es rund um den Sportplatz nichts als einen Zaun gab, keine Tribüne, nichts, war das allerdings kein Problem… Unter der Hand munkelt man, die Bullen hatten einfach keine Lust raus aufs Land zu fahren, um die Fans zu begleiten, weshalb sie Druck gemacht haben, das Spiel nach Cluj zu verlegen. Aus Protest gegen diese Maßnahme und die erhöhte Polizeipräsenz, neue Stadionverbote und andere Repressalien, entschied man sich, die erste Halbzeit komplett zu schweigen und keine Zaunfahnen aufzuhängen. Stattdessen prangte vor der Kurve über das Ganze Spiel ein Spruchband mit dem Inhalt „Ihr filmt uns jedes Spiel während wir ein Bier trinken und singen, währenddessen passieren anders wo Straftaten und der Täter kann gemütlich davon laufen“. Zur zweiten Halbzeit startete die Peluza Sepcile Rosii dann mit der Vereinshymne, die normalerweise traditionell zu Beginn des Spiels von den Anhängern gesungen wird, was mit lauten Applaus und Jubel von den Sitzplätzen quittiert wurde. Im Laufe des Spiels wurde dann nicht nur die Mannschaft unterstützt, sondern auch immer wieder lautstark in Richtung Bullen und Security gepöbelt.

 

U Cluj – Vulturul Mintiu Gherlii, 8:0, Cluj Arena

Ende November zum letzten Spiel der Hinrunde musste U, wer hätte es gedacht, mal wieder daheim ran. Natürlich konnte auch dieses Spiel souverän gemeistert werden, was Cluj zum Herbstmeister machte. Besonders war wohl der Auftritt der Fans: Diese packten für die letzten Minuten des Spiels schon mal ihre Banner ein und wechselten in den Unterrang der Kurve, wo für die restliche Spielzeit nochmal richtig Gänsehaut-Atmosphäre erzeugt wurde. Zu Spielende, als die Mannschaft dann in Richtung der Fans kam, um sich für die Unterstützung zu bedanken, betrat man dann einfach fix die Tartanbahn des Stadions und feierte hautnah mit den Spielern, als hätten diese gerade schon den Aufstieg klargemacht.

 

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Basketball U BT Cluj – CSU Sibiu, 91-80, Sala Polivalenta

Da die Hinrunde ja schon recht früh zu Ende war, besuchte ich noch zwei Basketballspiele des Universitätsteams. Auffällig war, dass auch dort einige bekannte Gesichter der Ultraszene zu sehen waren. Ab und zu kommen diese auch organisiert zum Spiel und unterstützen auch die Basketball- oder Handballmannschaften. So war es auch gegen Sibiu, beide Teams stehen in der Tabelle relativ nah beieinander und kämpfen um die Meisterschaft. Traditionell ist das Verhältnis der Fanlager beim Basketball auch wegen der regionalen Nähe eher angespannt, das Spiel wurde im Vorfeld als das Basketballderby von Transsilvanien beworben. Aus Sibiu begleiteten rund 200 Fans ihr Team komplett in Gelb. Angeführt wurde der Mob, der schon gut aufgelegt an der Halle ankam, von den Ultras Sound, der einzigen Basketball-Ultragruppe Rumäniens. Diese sollten allerdings im zweiten Viertel ihre Zaunfahne verlieren. In der Halbzeit starteten noch einige Anhänger der Heimseite den Gästefans einen Besuch ab, um sie nochmal freundlich daran zu erinnern, wer jetzt im Besitz ihrer Zaunfahne ist. Da die Bullen eingriffen und anfingen die Leute zu filmen, verließen diese zu Beginn des dritten Viertels dann die Halle. Die Gruppe Ultras Sound verkündete ein paar Tage später per Facebook ihre Auflösung. Neben der Zaunfahne blieben auch die Punkte in Cluj, auch wenn Sibiu durchaus Chancen auf einen Sieg hatte.

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Video vom Zaunfahnenverlust www.facebook.com/peluzasepcilerosii/

 

Ein kleines Dankeschön geht an dieser Stelle noch raus an alle neuen Bekannten und Freunde, die diese Erfahrung für mich möglich gemacht haben und an Christian Cosma mit dessen freundlicher Genehmigung wir seine Bilder hier publizieren können.

Mai vedem la Cluj! Haide U!

UDH# 145: BETZE VS AUE

Zum letzten Mal in diesem Jahr begrüßen wir euch im Fritz-Walter-Stadion. Eine Hinrunde, die schlecht begann und die oft zitierte Aufbruchsstimmung schon früh im Keim ersticken ließ, sich dann aber gen Winter doch noch besser entwickelte, neigt sich dem Ende zu. Auch das letzte Heimspiel in 2016 will der FCK und wollen wir nicht verlieren, damit auch der weit145_aue_online-1ere Saisonverlauf positiv vorangetrieben werden kann. Der heutige Gegner aus dem Erzgebirge meldete sich in dieser Saison, nach einem kurzen Abstecher in der 3. Liga, zurück in Liga 2. Als Aufsteiger befindet sich unser Gegner aktuell auf dem vorletzten Tabellenplatz und somit einen Rang über unserem letzten Kontrahenten. Spiele gegen stark abstiegsgefährdete Teams sind nicht einfach. Das konnte man beim letzten Auswärtsspiel in Hamburg gut feststellen. Auch wenn der FCK seit sechs Spielen ungeschlagen ist, bleibt die Offensive weiterhin noch hinter ihren Erwartungen.

Ein ausführlicher Rückblick auf die Hinrunde der aktuellen Saison lässt sich natürlich erst nach dem Auswärtsspiel gegen den FCN in der kommenden Woche verfassen, der kurze Zweizeiler als „Zwischenresümee“ fasst den bisherigen Saisonverlauf dann aber doch ganz gut zusammen.

Einen kleinen Blick zurück auf das letzte Auswärtsspiel beim FC St. Pauli mit vielen Fotos der eigens für dieses Spiel angefertigten Choreo findet ihr übrigens auf unserem Blog. Mit der Durchführung sind wir zufrieden, wenngleich es auch kleinere Abzüge in der B-Note geben mag, war das untere Spruchband doch leider ein Stück zu kurz, das obere leicht zeitversetzt präsentiert und die Fahnen hätten auch etwas flächendeckender sein dürfen. Alles in Allem dennoch eine gelungene Aktion zur Geschichte unseres Vereins, wie wir finden. Mehr auf: www.unter-die-haut.net . Klickt rein und schaut euch auf der Seite um!

Sich umzuschauen, genauer gesagt umzublättern, lohnt sich auch hier im gedruckten UdH.  Die 145. Ausgabe des „Unter die Haut“ Kurvenflyers beinhaltet neben den üblichen Themen auch wieder einmal einen sehr ausführlichen Hopping- bzw. Reisebericht aus dem Land der Ultras. Zwei Jungs berichten über Ihre Erlebnisse aus Italien, die man sich nicht entgehen lassen sollte.  Zurück zum heutigen Spiel. Ein Sieg ist, wie soll es auch anders sein, Pflicht. Während das letzte Spiel noch als eines der schlechtesten betitelt wurde, muss heute definitiv mehr rausspringen. Wer noch an einem Betzesieg zweifelt, dem empfehlen wir einen kurzen Blick auf die Statistik. Bisher konnte der FCK alle Heimspiele gegen die Mannschaft aus dem Erzgebirge gewinnen. Im letzte Heimspiel vor knapp zwei Jahren besiegte man die Elf aus Aue sogar mit 3:0. Packen wir es also an und setzen die Serie fort. Auf geht‘s ihr Jungs aus Lautern, holt den Sieg für uns!

 

Hier geht’s zur kompletten Ausgabe 145!

Lesenswert: Zwischen Eigentor und Aufstand: Ultras in den gegenwärtigen Revolten

Hiermit möchten wir euch auf einen interessanten Text von Ralf Heck, Mitbegründer des Blogs “footballuprising”,aufmerksam machen, der bereits vor einigen Wochen erstveröffentlicht im “Kosmoprolet Nr. 4Foto” erschien und nun auch auf dem oben genannten Blog veröffentlicht wurde.

Inhaltlich handelt der Beitrag über das Spannungsverhältnis der Ultras zwischen Progression und Regression. Ausgehend von einer beschreibenden Analyse der Entstehung der Ultràbewegung in Italien, sowie über den proletarischen Fußball in England, wirft der Autor einen kritischen Blick auf die Beteiligung von Ultras in vergangenen Revolten. Gerade die Beteiligung von Ultras an den Gezipark-Protesten in Istanbul oder am Sturz der Regierung in Agypten, offenbaren, dass Ultras vor allem auch gesellschaftliche Subjekte bzw. Akteure sind. Dieses Bewusstsein haben jedoch längst nicht alle Ultras. Was – wie der Text auch suggeriert – nicht zuletzt an dem jeweiligen subjektiven Interesse der jeweiligen Ultagruppen liegt, denen zwar fast allen ein objektives Interesse an gesellschaftlichen Kämpfen und Veränderungen zu attestieren wäre, aber dieses im Rahmen einer kurzlebigen jugendkulturellen Phase auf der Strecke bleibt. Nicht zuletzt ist dieses fehlende Bewusstsein über die eigene gesellschaftliche Position und politische Dimension eigenen Handelns auch am kulturindustriellen Charakter des Fußballs festzumachen, der nach Adorno, ein “notwendig falsches Bewusstsein” vermittelt bzw. ideologisiert. Brot und Spiele hat halt einfach auch immer schon funktioniert und ist daher nicht zuletzt ein begehrtes Mittel der herrschenden Klasse, das Proletariat ruhig zu stellen und im Glauben zu lassen, das Leben bestünde aus (Lohn-)Arbeit und zu konsumierenden (Kultur-) Gütern.

Aber nicht nur die kulturindustrielle Ausrichtung des Fußballs verengt den Blick auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge und die politisch-kritische Auseinandersetzung damit, sondern vor allem auch der habituelle Charakter von Ultrà in der heutigen Zeit, der einem Klassenbewusstsein dadurch zumindest teilweise gegenübersteht. Ob man Ultrà nun als eigenes Milieu oder als Subkultur ansieht, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Letztlich bilden beide Ansätze das gleiche Problem aus: Kultur – also auch Ultràkultur – steht im Kapitalismus immer unter der Gefahr durch Formen der Entfremdung bzw. durch kapitalistische Mechanismen vereinnahmt zu werden. Die Entwicklung verschiedener aus einer gesellschaftskritischen Perspektive heraus entstandenen Subkulturen wie Hip-Hop, Punk oder Hardcore offenbaren diese Problematik und sollten uns Ultras aufhorchen lassen, das subversive und gesellschaftskritische Moment von Ultrà nicht der kompletten Partizipation am kapitalistischen Fußball zu opfern.

Für die Zukunft heißt das konkret: den Widerspruch zwischen Ultrà und kapitalistischem Fußball zu erkennen, sich selbst in seiner Rolle in diesem Widerspruch zu reflektieren und kritisch und fragend voranzuschreiten!

Hier könnt ihr den Beitrag lesen.

Und hier findet ihr weitere Rezensionen und ein Interview mit dem Autor Ralf Heck:

120 Minuten – Blog

Zeckenbiss – online

Der tödliche Pass

Fanzeit

 

Gedankensprung über den “modernen” Fußball und seine Begleiterscheinungen

Das Ultra-JahrEin Text über Verdrängung in den Stadien, sogenannte “moderne Ultras” und Antirassismus

Stell dir vor es ist Fußball, und keiner geht hin? Wäre in dem Fall eher nicht so toll, jedoch anhand der immer weiter vorrückenden Kommerzialisierung des Fußballs gar nicht so undenkbar. Denn wie lange die Ticketpreise noch so stabil bleiben, hängt vor allem davon ab, wie stark die Bundesliga sich dem Wettbewerb mit der Konkurrenz aus England und Spanien hingibt. Der Konkurrenzkampf um Fernsehgelder kennt aktuell vor allem in England keine Grenzen. Unvorstellbar, was dort mittlerweile an Geld für den Verkauf der TV-Rechte durch die Premier League eingenommen wird. In Deutschland wird man sich, möchte man weiterhin erfolgreich auf nationaler und internationaler Bühne – oder sogar noch erfolgreicher – bleiben, für diesen Konkurrenzkampf wappnen. Das heißt, das Produkt Fußball muss noch besser vermarktbar werden. Im Umkehrschluss bedeutet das nichts anderes als die weitere extreme Zerstückelung des Spieltages, an den Vorbildern England und Spanien sowie Restriktionen gegen Fans, erhöhte Sicherheitsvorkehrungen sowie erhöhte Ticketpreise im Zuge dieser Eventisierung.

Auf kurz oder lang wird somit eine weitere Verdrängung in den Fußballstadien stattfinden, die ähnlich wie die Verdrängung – die sogenannte Gentrifizierung – in den Städten funktioniert. Das bisherige – vor allem aus dem Arbeitermilieu stammende Klientel wird – oder wurde zum Teil schon – Schritt für Schritt aus den Stadien gedrängt – in England kann man eine ähnliche Entwicklung schon länger beobachten. Aber ähnlich wie bei der Gentrifizierung in den Großstädten, bei der auch gerade Studentinnen und Studenten zu den “passiven” Verdrängern gehören, weil sie den Wohnraum benötigen und durch Kredite oder Studentendarlehen „bezahlen“ können, sind wir Fans, diejenigen, die diese Verdrängung mitgehen – ob wir wollen oder nicht. Denn die Liebe zum Verein lässt uns bisher viele Restriktionen und Ticketpreiserhöhungen und so weiter ertragen. Die Frage, die wir uns allerdings stellen müssen, ist, ob es uns irgendwann zu viel wird, ob wir sagen, ab jetzt ist Schluss!? Mit dieser Frage und den Kausalitäten des modernen, kommerziellen und kapitalistischen Fußballs müssen wir uns auseinandersetzen, um irgendwann eine akzeptable Antwort darauf zu finden. Doch eins sollte uns allen bis hierher klar sein: Der Fußball gehört uns und nicht irgendwelchen Konzernen, privaten Investoren oder sonst wem. Genauso müssen wir – gerade als Ultras – aufpassen, dass wir nicht ebenfalls zu einem Produkt dieses modernen Fußballs werden. Schaut man sich (mal wieder…) RB Leipzig, an, muss man sich die Frage stellen, wie kann es sein, dass sich dort Leute unter dem Label Ultrà zusammenfinden können. Ist Ultrà mittlerweile so inhaltsleer und angepasst, dass sich sogar bei RB Leipzig Leute als Ultras bezeichnen können, ohne das ein Unterschied zu anderen Ultragruppen zu bemerken ist? Man muss aufpassen, dass Ultrà nicht zu einem inhaltsleeren Label wird, das sich der Modernität und Kommerzialität des Fußballs anpasst und diese sogar verteidigt. Damit meine ich nicht, dass die Errungenschaften im Sinne der Antidiskriminierung und des Antirassismus in Frage gestellt werden müssen, im Gegenteil. Jedoch heißt es im Umkehrschluss auch nicht – und das wird von einigen gerne als Argument in dieser Diskussion aufgeführt -, dass wir, um die alten Zeiten, in denen Rassismus etc. völlig normal in den Kurven war, nicht wieder zu bekommen, die Kommerzialisierung als kleineres Übel hinnehmen müssen. Denn nicht wenige dieser “modernen Ultras” haben die Ansicht, dass die Kommerzialisierung die Diskriminierung aus den Stadien verdrängt hätte, durch Austausch oder Verdrängung von Teilen des Publikums.Über Verdrängung in den Stadien, sogenannte “moderne Ultras” und Antirassismus

Diese Ansicht ist jedoch grundlegend verkürzt. Nicht die Kommerzialisierung hat die Stadien von der damals virulenten Diskriminierung befreit, sondern das Aufkommen der Ultrabewegung sowie aktive antirassistische- und Antidiskriminierungsarbeit, die letztlich dazu geführt hat, dass bestimmte Gruppierungen und deren Verhalten und Ansichten nicht mehr erwünscht waren bzw. nicht weiter auf Akzeptanz stießen. Es fand also ein aktiver Verdrängungsprozess, der von aktiven Fans durchgeführt wurde, und kein passiver Verdrängungsprozess im Zuge der Kommerzialisierung des Fußballs statt. Diese Erkenntnis offenbart jedoch auch, dass dieser Prozess wieder umkehrbar ist. In Teilen verschiedener Fanszenen- und Kurven ist dies zu beobachten. Auch Hogesa hat deutlich gemacht, dass diese Gruppierungen noch da sind und sich die Stadien wieder zurückholen wollen. Auch die EM in Frankreich hat gezeigt, dass gerade (auch) aus dem ehemaligen Ostblock Gruppen herangewachsen sind, die mit den vermeintlich dumpfen Hools der 90er Jahre nicht mehr viel gemein haben.

Die aktuellen Entwicklungen sollten uns als Ultras aufhorchen lassen. Auf der einen Seite findet eine kommerzielle Verdrängung in den Stadien statt, auf der anderen Seite scheint der Hooliganismus sich in einer Renaissance zu befinden bzw. auf bestem Wege dorthin. Damit sich die Situation nicht gänzlich zuspitzt, gilt es als Ultras Haltung zu wahren und sich gegen rückschrittliche Tendenzen und die weitere Kommerzialisierung zu wehren. Letzteres bedeutet aber auch nicht, RB als alleinigen Hauptfeind zu sehen, vielmehr gilt es zu differenzieren zwischen einer strukturellen Kommerzialisierung des Fußballs, die auf einer viel undurchsichtigeren Ebene stattfindet und den sich daraus ergebenden Tendenzen – wie RB Leipzig.